Zwei Esel Auf Sardinien
Holzverarbeitungsbetrieb besaßen, auf zwei Holzböcke einen dicken Baumstamm gelegt. Unter lauten Anfeuerungsrufen unserer Freunde und Verwandten mussten wir mit einer Säge, so schnell wir eben konnten, diesen Stamm durchsägen. Danach gab es für uns beide ein Schnapsstamperl, und erst dann waren wir in den Augen unserer Hochzeitsgäste ein richtiges Ehepaar. Schön war unser Fest danach. Eine Band spielte auf, launige Reden wurden geschwungen, und meine Eltern trugen ein selbstgeschriebenes Gedicht über das abenteuerliche Leben ihrer einzigen Tochter vor. Peinlich, wie man sich denken kann, jedenfalls für mich! Unsere Gäste fanden es aber lustig! Ja, und dann wurde ich entführt. Das ist Tradition bei uns und meistens der Killer einer schönen Hochzeit. Gottlob wurde ich gleich ins nächste Gasthaus an der Ecke gebracht, und man hatte meinem frischgebackenen Ehemann gesteckt, er solle doch mal als Erstes dort nachsehen. So musste ich nur kurze Zeit unserem wirklich lustigen Fest fernbleiben. Ich bin gespannt, was mich heute hier erwartet!
Als ich jedoch in all meiner Pracht endlich aus dem Haus trete, ist schon alles vorbei. Man versammelt sich wieder zu einer Art Prozession. Nirgends entdecke ich Bruno und hoffe, er zieht sich ebenfalls um. Soll ich nun auf ihn warten? Ehe ich mich’s versehe, ergreift eine Frau meinen Arm und zieht mich mit zu der Folkloregruppe. Die Musikantenschar setzt sich in Bewegung, bergauf, singend und musizierend, und mittendrin das Hochzeitspaar.
Ich befinde mich bereits auf einer Anhöhe, als ich mich umdrehe und Bruno aus dem Haus stürmen sehe. Er eilt uns hinterher. Ich bin erleichtert.
Le Nozze
Bruno
Einige Kilometer vom Casale Valdes entfernt steht eine kleine Kirche, die der Madonna von Villamar geweiht ist. Die feierliche Prozession, die uns nun auf ihrem Weg dorthin entgegenkommt, besteht aus Reitern und den traccas , den typischen kunstvoll geschmückten Ochsenkarren. Die Gläubigen stimmen is coggus an, fromme, der Madonna gewidmete Lieder. Wir bremsen. Viele Menschen säumen die Straße und erwarten ungeduldig die Ankunft der großen Marienstatue auf der holzgeschnitzten Kutsche, die von einem Ochsengespann gezogen wird. Eigentlich findet dieser Umzug immer am dritten Sonntag im August statt, aber dieses Jahr hatte man ihn wegen sintflutartiger Regenfälle verschieben müssen. Weitere religiöse Bruderschaften in ihren Kapuzengewändern kommen hinzu, denen ein Zug von Pilgern folgt, die in leichte weiße Baumwollumhänge gehüllt sind. Man kommt kaum vorwärts und wird von dem Menschenstrom mitgezogen. Alle Gruppen sammeln sich allmählich auf einem großen freien Grasplatz um einige Pfarrer, die sich in der sengenden Sonne im Halbkreis aufgestellt haben. Wir fahren jetzt nur noch im Schritttempo. Vereinzelte Grüppchen von Jugendlichen stimmen ebenfalls religiöse Gesänge an, tanzen hüpfend und klatschen dazu fröhlich in die Hände. Ich weiß auch nicht, wie ich so etwas immer schaffe, aber genau in diesem Moment fliegt mir eine Mücke ins Auge, ich bremse heftig, und dann ist der Kühler meiner Ape schon gegen die Kutsche geprallt. Es folgt allgemeine Aufregung, ein Schutzpolizist und der Kutscher kommen hinzu und fordern uns auf, beiseitezufahren. Ich stelle den Motor ab. Der Hüter des Verkehrs hält unsere Papiere in der Hand, wir sagen ihm, dass wir Freunde des Marchese und zur Hochzeit meines Vetters unterwegs sind. Er bleibt stur, nein, wir können erst weiterfahren, wenn alle Festkarren vor der Kirche eingetroffen sind.
»Entschuldigen Sie mal, aber die Prozession war nicht ausgewiesen«, sage ich, aus dem Fenster gelehnt. »Sonst steht da immer ein Polizeiwagen am Anfang der Prozession und hält den Verkehr an. Warum hat denn hier niemand dafür gesorgt?« Wir bleiben eine gute Stunde lang auf dieser engen, überlaufenen Landstraße stecken und können nicht einmal aussteigen. Die Augen der Marienstatue auf dem riesigen, mit herrlichen Teppichen, Weizenähren und Girlanden aus Myrten geschmückten Wagen ruhen starr und unbeweglich auf uns, als wollten sie uns Trost spenden. Endlich kommt ein Pfarrer, der die letzten Karren anweist weiterzufahren. Die Belagerung ist vorbei. Wir ziehen hin in Frieden.
Von der Staatsstraße nehmen wir die Abzweigung nach Barumini, von dort die Straße nach Gesturi. Es ist unglaublich spät, wir werden es nie schaffen, bei Giulias Eltern vorbeizufahren, um uns umzuziehen. Und ich würde so gern in Su Nuraxi haltmachen.
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