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Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Messe auf Lateinisch. Andächtig und sehr ernst hören alle zu, beten mit und sagen ihre Sprüchlein auf. Viele Kinder sind auch unter den Gästen, belustigt sehe ich, dass einige Mädel ihre Kommunionkleider tragen.
    Jetzt scheint es ernst zu werden für das Hochzeitspaar. Beide knien nieder, und vier Personen stellen sich rechts und links neben sie. Ich traue meinen Augen nicht: Bruno ist wie ein echter Sarde gekleidet, mit Fes und allem Drum und Dran, und steht mit einem Teller in der Hand neben dem Bräutigam. Ich muss ein Foto mit meinem Handy machen und es per SMS nach München schicken, schießt es mir durch den Kopf. Sobald ich den Akku von meinem Handy aufgeladen habe, werde ich Bruno nötigen, sich noch mal in diese Tracht zu quetschen, das ist ja zum Totlachen komisch. In mir gluckst es. Er kann sich ja auch ein neues Autogrammfoto machen lassen, so wie er aussieht, da würden sich seine Fans bestimmt sehr freuen! In Gedanken spiele ich alles durch, bis ich an mir selbst hinuntersehe und mein Aussehen nicht weniger skurril finde. Wir sind wirklich ein großartiges Paar und gehören unbedingt auf die Titelseite der bunten Blätter. Als sardische Witzfiguren erobern wir uns eine neue Karriere!
    Einige Ungereimtheiten verhindern einen zügigen Ablauf der Zeremonie. Ich kann leider nicht erkennen, woran die Verzögerung liegt, aber endlich scheinen die Ringe getauscht zu sein, denn Braut und Bräutigam küssen sich, und alle um mich herum zücken ihre Taschentücher. Mist, jetzt hab ich genau das verpasst, was ich doch so gern gesehen hätte. Die Menge vor mir teilt sich, und unter Musik, die von einem vielstimmigen Chor begleitet wird, schreitet Maurizio mit seiner Giulia an mir vorbei. Im Schlepptau ihre Trauzeugen, und als Bruno bei mir vorbeikommt, hakt er mich unter und zieht mich mit nach draußen.
    Ein wunderschön geschmückter Karren, den zwei prächtige Ochsen mit verziertem Joch um den Hals ziehen, steht mitten auf dem Platz. Darauf befinden sich ein Sofa und eine Truhe, Körbe mit Silberschalen und diversem anderen.
    »Was ist das, tesoro ?«, frage ich meinen Schatz.
    » Il dote «, antwortet er mir.
    »Und was bedeutet il dote ?«
    Aber er kann es mir nicht erklären, und ich reime mir zusammen, dass es sich um die Mitgift handelt.
    Das Paar setzt sich auf den Kutschbock, und während die Frauen einen lauten Singsang anstimmen und ich aus lauter Begeisterung mitsinge, setzt sich die Prozession, angeführt von dem Ochsenkarren, langsam in Gang. Die Männer spielen auf ihren Flöten, und Bruno, der sich noch nie durch besondere Musikalität ausgezeichnet hat, schwingt das Tamburin.
    Wir gehen zum Elternhaus der Braut. Rechts und links unseres Weges steht die gesamte Dorfbevölkerung und wünscht dem Brautpaar alles Gute.
    Nach wenigen Minuten haben wir das Dorf durchquert und stehen vor dem Haus von Giulias Eltern, in dem sich laut Bruno wundersamerweise unsere verlorenen Koffer befinden. Von dem Moment an will ich nur noch eines: rein, Koffer suchen und dann nichts wie raus aus diesem Kostüm und endlich wieder Jutta sein. Nein, besser »elegante, saubere, schöne Jutta« sein. Ich schäle mich aus der singenden Gruppe heraus, winke meinem Tamburinmann, er solle mir doch folgen. Dieser ist jedoch noch heftig dabei, musikalisch sein Bestes zu geben, und so mache ich mich auf die Suche nach meinem Gepäck. Gottlob steht es gleich im ersten Raum. Ich will ja nicht langweilen, aber soll ich jetzt ernsthaft beschreiben, wie ein Kleid aus Seide nach vier Tagen zusammengepressten Zustandes aussieht?
    Ich suche das Bad, hänge das Cocktailkleid über die Stange von der Dusche, ziehe den Duschvorhang zu, drehe den Heißwasserhahn auf und verwandle das Badezimmer in eine Dampfsauna. Dann kehre ich zurück zu meinem Koffer, wo sich hübsche saubere Schuhe, meine Schminke, meine Zahnbürste und alles, was ein Frauenherz begehrt, befinden. Im Badezimmer dampft mein Kleid vor sich hin, und nachdem ich es kräftig ausgeschüttelt und mit der flachen Hand glattgestrichen habe, sieht es in der Tat wesentlich besser aus.
    Lachen und kräftige Anfeuerungsrufe aus sardischen Kehlen dringen durch das geöffnete Fenster zu mir herein, während ich mich fertigmache. Offenbar versäume ich ein wichtiges Hochzeitsritual. Meine Gedanken schweifen ab zu meiner eigenen Hochzeit, die schon so lange zurückliegt. Als mein damaliger Mann und ich aus der Kirche traten, hatten meine Schwiegereltern, die einen großen

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