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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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Empört zog sich der Senator zurück.
    Der Zweite Offizier war der Erregteste von allen. »Die verdammten Schweine sollen uns kennenlernen! Sie sollen bei den nächsten Wahlen nur den Sieg des Kandidaten der Freien Allianz mit einem Bleistiftstrich vereiteln, und sie werden sehen, was kommt.« Das Volk sei nicht mehr gewillt, die Tyrannei länger mit anzusehen und Gauner im Parlament zu ernähren. Die Kriegstrompete werde in Rio Grande ertönen und die Brasilianer zum Kampf aufrufen. »Lanzen und Säbel werden …«
    Ein Steward unterbrach seine schmetternde Rede:
    »Der Herr Kapitän bittet Sie einen Augenblick nach draußen …«
    »Ich komme sofort …«
    Rasch durcheilte er in seiner Suada Santa Catarina und Paraná; Isidora und Miguel Costa hatten bereits São Paulo aufgewiegelt, und schon ritt der Zweite Offizier an der Seite von Flores da Cunha und João Francisco in Rio de Janeiro ein. Unwillig kam er der Aufforderung des Kommandanten nach. Was zum Teufel wollte der blöde Kerl bloß von ihm? Gerade jetzt, wo die Mestizin nicht die Augen von ihm ließ …
    »Mein junger Freund, ich habe nichts gegen Ihre Ideen einzuwenden … Ein jeder denkt, wie er mag. Ich gestehe Ihnen, dass ich mich nicht mehr in die Politik einmische. Ich habe es früher getan, hier und im Ausland. Hier, als der selige José Marcelino in Bahia regierte, dessen Freund zu sein ich die Ehre hatte. In Portugal, anlässlich der Ermordung des Königs Don Carlos, als ich in meiner Empörung gegen das Verbrechen mich dem Königshaus zur Verfügung stellte. Aber danach habe ich nie mehr das Geringste von Politik wissen wollen. Sie mögen Ihre Gründe haben, und ich bin nicht derjenige, der sie Ihnen verwehrt …«
    »Die heutige Regierung treibt das Land an den Rand des Abgrunds …«
    »Das will ich nicht bestreiten … Mag sein … Aber nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich Ihnen sage, dass es sich in meinen Augen nicht für einen Schiffsoffizier schickt, die Gemüter der Passagiere anzustacheln. Ich mache Ihnen deshalb keine Vorwürfe, das sei fern von mir. Aber sehen Sie: Der Herr Senator hat sich bei mir beklagt. Er wollte sich schon bei der Reederei beschweren … Ich meine, mein junger Freund sollte dergleichen Unterhaltungen unterlassen.«
    »Der Senator ist einer der Schlimmsten. Ich kenne einige Fälle dieses Burschen, einfach skandalös. Der Fall des Hafens von Natal genügte, ihn für den Rest seines Lebens hinter Schloss und Riegel zu setzen. Und das junge Mädchen, das er im Senat beschäftigt hat? Sogar Mário Rodrigues hat vor zwei Jahren einen Artikel darüber veröffentlicht. Haben Sie ihn nicht gelesen?«
    »Er ist ein Passagier, er ist auf dem Schiff, das ist das Einzige, was uns hier interessieren darf. Ich bitte Sie, sich nicht mehr an derartigen Diskussionen zu beteiligen.«
    »Ich bin brasilianischer Bürger und übe nur meine Rechte aus … Ich diskutiere, mit wem und wo ich will.«
    Vasco Moscoso de Aragão blickte vor sich aufs Meer, dann pflanzte er sich in seiner vollen Größe auf seinem Schiffsdeck auf:
    »Und ich bin der Kapitän. Ich gebe Ihnen hiermit einen Befehl. Gute Nacht.«
    Damit ließ er den verdutzten Zweiten Offizier stehen – »Das Bürschchen hat vielleicht Nerven.« Im ersten Augenblick wusste der nicht, was er tun sollte. Zuerst dachte er, in den Salon zurückzukehren, aber angesichts der Gereiztheit des Senators und der Drohung eines Beschwerdebriefes an die Kompanie besann er sich eines Besseren und ging auf die Brücke, um seinen Unmut loszuwerden.
    Vasco betrat von neuem den Salon, wo Clotilde ihn ängstlich mit den Augen suchte. Er trat auf sie zu und sagte:
    »Warten Sie bitte einen Augenblick, ich bin gleich zurück …«
    Er hatte den Senator nicht gesehen und ging daher in das Spielzimmer. Mürrisch blätterte der Parlamentarier in einer Zeitschrift.
    »Herr Senator, kommen Sie doch und leisten Sie uns ein bisschen Gesellschaft im Salon. Ihre Abwesenheit fällt schon auf.«
    »Ich bin nicht gewillt, Beleidigungen und Drohungen anzuhören. Ich bin ein Senator der Republik.«
    »Sie können unbesorgt kommen. Ich habe bereits die notwendigen Maßnahmen ergriffen.«
    »Na schön. Denn Sie kennen mich nicht, ich bin jähzornig. Hätte ich noch eine Weile die Abscheulichkeiten dieses Gernegroß anhören müssen, ich wäre imstande gewesen und hätte ihn links und rechts geohrfeigt …«
    »Bitte denken Sie nicht mehr daran. Auf einem Schiff, das unter meinem Kommando steht,

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