Zwei Jahre Ferien
allen Voraussetzungen nach in dem Theile derselben zwischen dem Binnensee und der Deception-Bai, zu entdecken.
Es wäre ein Unrecht, über die Idee des wackeren und zu jedem Wagestücke entschlossenen Knaben die Achseln zu zucken. Unter dem Drucke der ihn beherrschenden Vorstellung war er dahin gelangt, sein Vorhaben nicht allein für ausführbar zu halten – nach dieser Seite konnte ja eigentlich kein Zweifel aufkommen – sondern es auch für gefahrloser anzusehen, als es ihm anfangs selbst vorkam.
Jetzt handelte es sich für ihn also nur noch um die Zustimmung seiner Kameraden, und am Abende des 4., nachdem er Gordon, Doniphan, Wilcox, Webb und Baxter um eine vertrauliche Unterredung ersucht, setzte er diese in Kenntniß, daß er den Drachen zu benützen gedenke.
»Benützen?… fragte Wilcox. Und wie verstehst Du das?… Willst Du ihn jetzt noch aufsteigen lassen?
– Gewiß, antwortete Briant, weil ich voraussetze, wir hätten ihn doch zu diesem Zwecke angefertigt.
– Während des hellen Tages? erkundigte sich Baxter weiter.
– Nein, Baxter; da würde er der Wahrnehmung Walston’s schwerlich entgehen, während der Nacht dagegen…
»Deine Wahl ist wohl schon getroffen, Briant?« (S. 347.)
– Wenn Du dann eine Laterne daran hängst, fiel ihm Doniphan ins Wort, wird er ebenfalls dessen Aufmerksamkeit erregen.
– So hänge ich eben keine Laterne daran.
– Wozu soll er dann aber nützen?… fragte Gordon.
– Zur Aufklärung darüber, ob die Mannschaft vom »Severn« noch auf der Insel ist.«
Briant setzte nun sein Vorhaben, nicht ohne die Befürchtung, es nur mit wenig ermuthigendem Kopfschütteln aufgenommen zu sehen, in wenigen Worten näher auseinander.
Seinen Kameraden fiel es gar nicht ein, darüber zu lachen. Sie spürten nicht die geringste Veranlassung dazu, und bis auf Gordon, der sich fragte, ob Briant wirklich im Ernste spreche, schienen die Anderen sehr geneigt, ihm völlig beizustimmen. Die jungen Leute hatten sich jetzt thatsächlich so sehr an Gefahren jeder Art gewöhnt, daß eine unter diesen Verhältnissen unternommene nächtliche Auffahrt ihnen ganz ausführbar erschien. Uebrigens galt es ihnen als selbstverständlich, daß dabei jede denkbare Maßregel zur Sicherstellung des Erfolges getroffen werde.
»Wäre aber, bemerkte Doniphan, das Gewicht eines Beliebigen von uns nicht zu groß für den Drachen, wie wir diesen hergestellt haben?
– Gewiß, antwortete Briant. Natürlich werden wir ihn vergrößern und sein Gestell verstärken müssen.
– Ich möchte überhaupt wissen, sagte Wilcox, ob der Widerstand eines solchen Drachen je so groß sein könne…
– Das ist wohl nicht zweifelhaft, fiel ihm Baxter ins Wort.
– Und obendrein durch den Versuch schon bewiesen,« setzte Briant hinzu.
Er berichtete darauf von der obenerwähnten Frau, welche vor wenigen Jahren eine solche Auffahrt mit Erfolg ausgeführt hatte.
Dann fuhr er fort:
»Alles hängt aber dabei von den Größenverhältnissen des Apparates und von der Stärke des Windes beim Aufsteigen ab.
– Welche Höhe, Briant, fragte Baxter, glaubst Du mit Rücksicht auf Deinen Zweck erreichen zu müssen?
– Wenn man sechs-bis siebenhundert Fuß hinaufkäme, antwortete Briant, so müßte wohl von jedem beliebigen Theile der Insel her ein Feuer wahrzunehmen sein.
– Gut, das ist also auszuführen, rief Service, der dem Gespräche auch mit gelauscht hatte, und zwar ohne jedes Zögern! Ich für meinen Theil hab’ es herzlich satt, an jeder freien Bewegung gehindert zu sein.
– Und wir ebenso, jetzt schon so lange unsere Fallen nicht mehr nachsehen zu können, schloß Wilcox sich diesem an.
– Und ich nicht minder, meine Flinte gar nicht mehr abfeuern zu dürfen, setzte Doniphan hinzu.
– Auf morgen also!« sagte Briant.
Als er sich dann mit Gordon allein befand, fragte dieser:
»Sage mir, Briant, ist es wirklich Dein Ernst, ein solch’ halsbrecherisches Unternehmen zu wagen?…
– Ich will es mindestens versuchen, Gordon.
– Es ist aber höchst gefährlich!
– Vielleicht weniger, als wir uns vorstellen.
– Und wer von uns wird erbötig sein, bei diesem Versuche sein Leben auf’s Spiel zu setzen?
– Du, Gordon, Du selbst wärst sicherlich der Erste, wenn das Los Dich dazu bestimmte!
– Soll denn darüber eine Losung entscheiden, Briant?…
– Nein, Gordon; wer von uns sich dieser Aufopferung unterzieht, der soll es aus freiem Entschlusse thun.
– Deine Wahl ist wohl schon
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