Zwei Jahre Ferien
einen Theil seines Lebens zugebracht hatte. Nach Süden zu fand sich kein Land bis nach den unbegrenzten Flächen des antarktischen Oceans. Weiter östlich stieß man dann auf die längs der Küste Chiles verstreuten Chiloë-oder Madre-de-Dios-Inseln, und tiefer unten auf die Magellan-Straße und das Feuerland, um welche am Cap Horn das Meer stets mit furchtbarem Wüthen brandete.
War der Schooner gar auf eine dieser öden Inseln verschlagen worden, welche nur die Pampas zu Nachbarn haben, so würden die Knaben Hunderte von Meilen zurückzulegen haben, um nach den bewohnten Gebieten Chiles, La Platas oder der argentinischen Republik zu gelangen. Welche Hilfsmittel boten ihnen aber diese ungeheuren Einöden, wo Gefahren aller Art den Reisenden bedrohen?
Solchen Aussichten gegenüber empfahl es sich, mit größter Vorsicht zu Werke zu gehen und sich nicht einem elenden Untergang auf dem Wege durch unbekannte Gebiete auszusetzen. Das war nicht nur Gordon’s Ansicht, sondern Briant und Baxter theilten dieselbe gleichmäßig, und Doniphan und sein Anhang mußte sich ihr am Ende gezwungen auch anschließen.
Der Plan einer nach Osten weiter zu verfolgenden Nachforschung, um die Land-und Wasserverhältnisse daselbst genau kennen zu lernen, blieb natürlich bestehen, konnte jedoch während der folgenden vierzehn Tage nicht zur Ausführung gebracht werden. Das Wetter wurde geradezu abscheulich; es regnete oft vom Morgen bis zum Abend und fast unausgesetzt heulte ein mächtiger Sturm. Der Ausflug mußte also wohl oder übel verschoben werden, so sehr es sie auch verlangte, die so wichtige Frage über die Natur des Landes, auf dem sie weilten, endgiltig gelöst zu sehen.
Während dieser langen stürmischen Tage sahen sich Gordon und seine Kameraden auf das Schiff beschränkt, ohne daß sie deshalb unthätig blieben. Einestheils erforderten alle Geräthe u. s. w. eine fortwährende Aufmerksamkeit, und dann hatten sie auch stets Beschädigungen der Yacht auszubessern, welche von dem Ungestüm des Wetters recht ernstlich zu leiden hatte. Die Planken begannen allmählich sich weiter zu öffnen und das Deck war nicht mehr wasserdicht. An einigen Stellen drang der Regen schon durch die Fugen, deren Werg sich allmählich ausfaserte, so daß sich deren frische Kalfaterung unverzüglich nöthig machte.
Sehr dringend erschien es nun auch, ein minder unzuverlässiges Obdach zu suchen. An eine »Auswanderung« nach dem fernen Osten war unter fünf bis sechs Monaten doch nicht zu denken, und so lange hielt der »Sloughi« sicherlich nicht mehr zusammen. Mußten sie diesen aber während der rauhen Jahreszeit verlassen, wo hätten sie Unterkunft finden sollen, da der Westabhang des Steilufers nicht einmal eine Aushöhlung darbot, welche benutzt werden konnte? Jedenfalls mußten also an der anderen Seite desselben neue Nachforschungen angestellt werden, um dort, geschützt vor den Seewinden, wenn es nicht anders anging, eine für Alle ausreichende Wohnung zu erbauen.
Die jetzt dringendsten Ausbesserungen bezweckten übrigens weniger, dem eindringenden Wasser als der Luft die Wege in den Schiffsrumpf zu verschließen und die innere Wegerung, welche sich schon abzulösen begann, noch einmal zu befestigen.
Gordon hätte gerne die Reservesegel zur Umhüllung des ganzen Rumpfes der Yacht verwendet; er schrak aber doch davor zurück, diese dichten Gewebe zu opfern, welche vortrefflich zur Errichtung eines Zeltes dienen konnten, wenn sie zufällig in die Lage kamen, vorübergehend vielleicht gar unter freiem Himmel zu nächtigen.
Inzwischen war die gesammte Ladung in einzelne Ballen vertheilt und in Gordon’s Notizbuche diejenigen derselben mit Nummern bezeichnet worden, welche im Nothfalle schleunigst aus Land geschafft werden sollten.
Klärte sich das Wetter einmal für wenige Stunden auf, so zogen Doniphan Webb und Wilcox sogleich zur Jagd auf Felstauben hinaus, welche Moko mit mehr oder weniger Erfolg in verschiedener Weise zuzubereiten sich bemühte. Andererseits beschäftigten sich Garnett, Service und Croß, denen sich auch die Kleinen anschlossen und die selbst Jacques zuweilen begleitete, wenn sein Bruder das ausdrücklich verlangte, mit dem Fischfange. In ihrem Küstengewässer, welches sich sehr fischreich erwies, bot die Bai, inmitten der an den ersten Klippen abgelagerten Algen, vorzügliche Vertreter der Familie »Nothotenia«, sowie größerer und kleinerer Stockfische. Zwischen den Fäden des gewaltigen Meergrases, des
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