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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Majestät?«
    Peluche maß ihn mit einem verächtlichen Blick. »Nein, nicht sofort, du Wimmerling. Komm da runter, damit ich dich anschauen kann!«
    Plunder löste sich und versuchte, sein unvollständiges hinteres Ende vor ihren Blicken zu verbergen, doch Peluche hatte scharfe Augen.
    »Ach du große Ratte! Hat
sie
das mit dir angestellt?«
    »Nein, nein, nein. Sie ist ganz lieb zu mir. Ist sie auch dein Mensch, Majestät?«
    »Sie versucht, mir aufzuwarten. Ziemlich unbegabt, wenn du mich fragst. Wohnst du hier?«
    »Ja, Majestät, aber ich brauche nicht viel Platz, Majestät. Und nur wenig Futter.«
    »Mhm.« Nach einer weiteren Musterung, bei der ihr Schwanz unschlüssig hin und her peitschte, murrte Peluche: »Werden sehen.« Dann sprang sie auf das Bett, drehtesich dreimal um die eigene Achse und ignorierte den Rest der Welt, um über die neue Situation nachzudenken.
    Den erleichterten Seufzer ihrer minderbemittelten Dienerin Ginger ignorierte sie, genau wie die unterwürfighöflichen Maunzer des Staubwedels.
    Das Einzige, was sie daran gehindert hatte, ihn ebenso in kleine Fetzen zu zerlegen wie die Zeitung, war der feine, zarte Duft von Bratwurst, der auch ihm anhaftete.
    Aber das würde sie niemandem je sagen. Es wäre ein Eingeständnis von Schwäche, und Königinnen ihres Formats durften keine Schwäche zeigen.
    Manchmal war das sehr lästig, befand Peluche, und ihre Laune besserte sich durch diese Erkenntnis auch nicht.
    10. Kassensturz
     
    »Sie vertragen sich«, meinte Olli und betrachtete die zusammengerollte Peluche, während ich die Zeitungsfetzen zusammenfegte.
    »So weit würde ich noch nicht gehen. Aber sie scheinen sich wenigstens nicht gleich gegenseitig das Fell über die Ohren zu ziehen. Peluche ist schrecklich vornehm. Wahrscheinlich gefällt es ihr, dass Plunder so verschüchtert ist.«
    »Ist Peluche auch eine Rassekatze, Ginger?«
    »Wenn je eine Katze von edelster Rasse ist, dann sie. Allerdings von keiner, die von Menschen gezüchtet wurde.Ihre Mutter war eine Streunerin, ihr Vater ein Hofkater, aber das wollen wir in ihrer Gegenwart nicht so laut erwähnen«, flüsterte ich verschwörerisch.
    Olli grinste. »Sie verstehen eine Menge, die Katzen. Hab ich schon gemerkt. Plunder kann prima zuhören, wissen Sie.«
    »Peluche kann prima weghören. Aber gut, die schlimmste Hürde haben wir genommen. Wie sehen deine Fortschritte aus?«
    Olli hatte sich in der vergangenen Woche nach der Schule nicht nur um Plunder gekümmert, sondern auch Tante Julianes Inventarverzeichnis auf seinen Laptop übertragen.
    »Ich bin fertig damit, und jetzt habe ich angefangen, die Daten zu sortieren. Dann können wir besser vergleichen, was hier rumliegt.«
    »Gute Idee. Damit fangen wir aber erst morgen an. Heute werden meine Möbel geliefert.«
    Den restlichen Tag beschäftigte mich mein Umzug. Viel war es nicht, was ich aus meiner kleinen Wohnung geräumt hatte, mein Besitz hielt sich in überschaubaren Grenzen. Auf jeden Fall aber war ich heilfroh, dass Peluche und Plunder keinen Katzenkrieg begonnen hatten. Sie ignorierten einander, wenn ich es recht beobachtete, aber in der Nacht ließ Peluche erstaunlicherweise Plunder den Vortritt in mein Bett. Mit dem weißen Flederwisch im Arm schlief ich erschöpft ein.
     
    Am nächsten Morgen machte ich mich an die Arbeit im Laden. So schnell wie möglich wollte ich mir einen Überblick verschaffen über das, was von dem Warenbestand noch zu gebrauchen war und was in die große Entrümplungskiste wandern sollte. Olli hatte sich seine eigenen Sortierkriterien geschaffen, aber sie ergaben einen Sinn. Ich stellte also erst einmal alle Figuren, die ich finden konnte, auf der Theke zusammen und begann, die Liste abzuhaken und Aufkleber mit den entsprechenden Nummern auf die Gegenstände zu heften.
    Ein schreckliches Sammelsurium hatte sich eingefunden. Angeschlagene Keramik-Hündchen, grinsende Gartenzwerge, eine Puppe mit einem staubigen Tüllkleid, eine andere mit einem selbstgehäkelten Rock, unter dem sich eine Rolle Toilettenpapier befand, und dergleichen Absonderlichkeiten mehr. Aber da waren auch die alten Rauschgoldengel mit ihren Seidenhaaren, die kleinen geschnitzten Engelchen mit den Spanholzlocken, eine zauberhafte Krippe mit allem notwendigen Personal einschließlich Ochs und Esel. Ich stellte sie sorgsam beiseite, um sie für die zukünftige Weihnachtsdekoration vorzumerken. Dann aber fand ich die Katze, und sie suchte ich vergebens auf Ollis Listen. Es

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