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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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die Beziehung und das Arbeitsverhältnis, Letzteres natürlich viel zu überstürzt. Ich zog nach Deutschland zurück, und hier fand ich mit Hilkas Hilfe die Stelle in einem kleinen Software-Haus. Die zwanglose, kollegiale Atmosphäre in dem Acht-Mann-Betrieb gefiel mir. Mein breites Aufgabenspektrum, das sich vom Testen des neu entwickelten Buchhaltungsprogramms über das Zubereiten von Imbissen und das Übersetzen von Bedienungshandbüchern ins Italienische und Englische erstreckte, machte mir Spaß. Aber auch hier war ich blind gewesen. Dass der Laden kurz vor der Pleite stand, merkte ich erst, als der Inhaber mir stockend und verlegen berichtete, er müsse die Firma schließen. Ich bekam mein letztes Gehalt, und kochend vor Wut nahm ich Reißaus.
    Weshalb ich von Tante Julianes Ableben erst vor zwei Wochen erfahren hatte.
    Es raschelte neben mir im Bett. Plunder tapste auf meine Brust. Endlich öffnete ich die Augen und sah, wieer mich aufmerksam beobachtete. Aus seiner Kehle kam ein eigenartiges Geräusch, das etwa so klang wie eine lange nicht bewegte Schublade.
    »Kleiner, du klingst heiser.« Ich fasste um sein schwanzloses Hinterteil, und er legte sich mit gestreckten Vorderpfoten nieder. Seinen Blick hielt er jedoch unverwandt auf mich gerichtet, und ich hatte Muße, seine erstaunlich saphirblauen Augen zu bewundern. Es war diesmal keine Spur von Ängstlichkeit darin, sondern Zutrauen und – ja, so etwas wie eine Aufforderung.
    »Bist ein hübscher Kerl, Plunder«, murmelte ich und kraulte ihn zwischen den Ohren. Er begann zu vibrieren, was wohl das war, was bei ihm einem Schnurren am nächsten kam.
    Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Er war ein ängstliches Tier, das sich verzweifelt nach Sicherheit und Geborgenheit sehnte. Tante Juliane hatte das sehr gut erkannt. Deshalb hatte sie mir auch die Sorge um ihn anvertraut. Ich fragte mich, ob er noch immer unter der traumatischen Erfahrung litt, die mit dem Verlust seines Schwanzes im Zusammenhang stand.
    Wenn ich doch nur eine Lösung wüsste …
    Ich sah in Plunders Augen, und das Traumzipfelchen war wieder da.
    Der Laden, hell, bunt, blinkend, ein fröhliches Durcheinander schöner Dinge … Die altmodische Girlande aus Tannenzweigen und Stechpalmen über der Tür, die mundgeblasenenKugeln, der warme Duft der Bienenwachskerzen, das würzige Aroma der Bratäpfel, das Klimpern der Spieldose, das den Schnee leise rieseln ließ, die farbenfrohen Schleifen und das Rascheln des Geschenkpapiers, knusprige Spekulatius in schimmernden Glasschalen …
    Ich hatte keinen Job mehr.
    Meine Zweizimmerwohnung lag zwar zentral, war aber laut und teuer.
    Persönliche Bindungen hatte ich keine.
    Hier gehörte mir ein Haus mit einem Garten, hier war ein, wenn auch verwahrloster Laden, der sich früher großer Beliebtheit erfreut hatte. Ich hingegen hatte alle Zeit der Welt, ein kleines Kapital und – tja – die einmalige Chance, wenn ich sie richtig nutzte, mich zu einer selbständigen und hoffentlich sehr erfolgreichen Geschäftsfrau zu mausern.
    Und dabei Tante Julianes letzten Willen in jedem Sinne des Wortes zu erfüllen – mich um ihren Plunder zu kümmern.
    Und um Peluche, die von dem Haus und vor allem dem Garten vermutlich hocherfreut sein würde.
    Nur ob sie von Plunder und Plunder von Peluche …?
    Plunder krabbelte näher zu mir heran und drückte mir seine Nase ins Gesicht. Die Schnurrhaare kitzelten mich, und ich musste lachen.
    »Peluche und Plunder«, murmelte ich. »Plunder, du wirst Peluche mit großer Ehrfurcht begegnen müssen, sie ist sehr majestätisch.«
    Seine Zunge schrappte über meine Wange, und alles an dem kleinen Kater bebte.
    In diesem Augenblick überkam mich eine gewaltige Erleichterung, und Heiterkeit sprudelte in mir hoch wie Champagner aus einer geschüttelten Flasche.
    Plüsch & Plunder
, was für ein Name! Nicht für einen Antiquitätenladen, dazu fehlte mir die Sachkenntnis, aber von Kunsthandwerk und Geschenkartikeln verstand ich eine Menge. Von Buchhaltung und Datenverarbeitung ebenfalls. Die Lage des Hauses war ausgezeichnet, hier in dem Villenviertel gab es einige hochwertige Geschäfte, etwa eine exquisite Chocolaterie, einen Perlen- und Schmuckhändler, zwei, drei Bekleidungsboutiquen, die eigene Entwürfe anboten, einen Traiteur, eine Galerie mit Rahmenwerkstatt und dergleichen Unternehmungen mehr. Was mir am Vortag noch wie ein Renovierungsstau erschienen war, mochte gar nicht so schlimm sein. Tante Juliane hatte vor vier

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