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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Jahren eine nagelneue Küche einbauen, alle Fenster erneuern und das Badezimmer sanieren lassen. Mit meinen eigenen Möbeln, einem frischen Anstrich und neuen Teppichböden würde die Wohnung deutlich gewinnen.
    »Plunder, lass noch ein bisschen Haut auf meiner Wange!«, mahnte ich den Kater, der in seiner Begeisterung immer weiter mein Gesicht bearbeitete. Seine Zunge wirkte ähnlich wie Schmirgelpapier. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich hier einziehen würde?«
    Rums! Plunder war auf dem Boden gelandet und schoss wie eine Hummel im Glas durch das Zimmer. Schrank hoch, Schank runter, über die Fensterbank, rein in meinem Koffer, raus aus dem Koffer, über das Bett, halb die Wand hoch, auf den Stuhl, wieder auf den Schrank …
    »Schon gut, mein Junge. Du hast deine tollen fünf Minuten, ich stehe jetzt auf und füll dir deinen Napf, dann fange ich mit meinen Planungen an.«
    Anschließend nahm Weihnachten für mich eine ganz neue Dimension an. Denn ich stellte mich meinen Erinnerungen an die Zauberhöhle meiner Tante Juliane. Ihr hatte ich in ihren letzten Monaten nicht mehr helfen können, und die Trauer darüber hatte ich noch nicht überwunden. Aber ihr Vermächtnis würde ich nun mit Freude annehmen, und der Weihnachtsduft sollte wieder ihren Laden ausfüllen.
    Denn nachdem ich mich endgültig entschlossen hatte, das Geschäft weiterzubetreiben, war es nur eine sinnvolle Maßnahme, ihn pünktlich zum ersten Advent zu eröffnen.
    9. Schicksalhafte Begegnung
     
    Peluche war sauer. Diese Frau hatte sie überlistet, das war schon übel genug. Eine Decke hatte sie über sie geworfen, just als sie in ihr Mittagsdösen versunken war. Und dann,ohne auf ihre Proteste zu achten, hatte die Menschin sie in den Plastikkorb gestopft und den Deckel zugemacht.
    In voller Lautstärke verlieh Peluche ihrem Unmut Ausdruck, und eine Stimme fragte: »Na, Ginger, du reist ja offensichtlich mit Blaulicht und Sirene ab!«
    »Sirene, ja, aber die Blitze sind grün, die aus den Katzenaugen kommen, und ich habe das Gefühl, dass sie mir Löcher in die Lederjacke brennen. Aber was soll ich machen? Ich muss mich um mein Erbe kümmern, und bei der Catsitterin, die ich das letzte Mal bemüht hatte, liegen die Nerven blank.«
    »Na, dann gute Reise, Ginger. Und viel Glück bei dem neuen Anfang!«
    Das Auto fuhr an, und Peluche ließ den Lärmpegel noch weiter ansteigen. Wann merkte diese Frau endlich, dass man so mit einer Katze von hohem Adel nicht umsprang.
    »Entführung!«, kreischte Peluche. »Katzenschänderin!«, schrillte sie in den höchsten Tönen. »Freiheitsberaubung!«, protestierte sie schreiend, doch dieses verdammte Geschöpf drehte nur die Musik lauter.
    Nach drei Stunden war Peluche heiser – aber nicht leiser.
    Das Auto hielt an.
    Peluche verstummte.
    Ihr Korb wurde auf die Straße gesetzt. Verdutzt nahm sie die fremden Gerüche auf. Da war feuchter Asphalt, einHundepfützchen in der Nähe, Abgase, modernde Blätter und dazwischen – ja, dazwischen der absolut göttliche Duft von gebratenen Würsten.
    Noch bevor Peluche sich daran erfreuen konnte, schaukelte der Korb erneut, dann wurde er abgesetzt, und endlich, endlich öffnete sich der Deckel.
    Mürrisch streckte Peluche ihre vornehme Nase über den Rand und sah sich um. Eine Küche, hellgraue Schränke, der Boden mit ebenso grauen Fliesen belegt, Licht fiel durch ein breites Fenster. Sie konzentrierte sich auf ihre Geruchseindrücke, um das Bild zu vervollständigen. Die gebratenen Würste stammten nicht von hier, der Duft war verschwunden. Dafür roch es überwältigend nach Reinigungsmitteln, dann nach Kater und darunter nach Futter.
    Hatte man sie etwa in das Revier einer anderen Katze gebracht?
    Zorn, rot wie ihr Fell, breitete sich in Peluche aus.
    Mit dick aufgeplustertem Schwanz machte sie sich auf die Suche nach dem Konkurrenten. In der Küche hielt er sich nicht auf, und das Zimmer nebenan war bis auf ein entsetzliches grünes Sofa leer. Es roch überall penetrant nach Farbe und neuem Teppich, aber als sie das einzige Möbelstück begutachtete, fielen ihr die langen weißen Haare auf dem Samt auf. Sie sprang nach oben, um die Spuren des anderen gründlich wegzukratzen.
    »Runter da, Peluche!«, wurde sie herb von der Frau zurechtgewiesen.
    Die Kralle fuhr in das Polster.
    Peluche wurde rücksichtslos aufgehoben und auf den Boden gestellt.
    »Du bist wirklich eine Terroristin. Hier ist dein Korb, und das Katzenklo findest du nebenan im

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