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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gekommen, und der erbärmliche Kater hatte sich angstvoll maunzend in seine Sofaecke verzogen, als die Maus quiekend auf ihn zulief. Fusseliger Feigling! Die Frau hatte ebenfalls nicht erfreut ausgesehen, ihr aber keine Vorhaltungen gemacht. Hätte auch nichts genutzt.
    Sie war noch einmal verschwunden, und unten fiel die Tür ins Schloss.
    Wieder eingesperrt, konstatierte Peluche wütend und machte ihrem Spielzeug den Garaus.
    »Schmeckt’s?«, fragte Plunder schüchtern, als sie knurpselnd den fangfrischen Imbiss verzehrte.
    »Klar. Aber es gibt Besseres«, knurrte sie.
    »Ja, Ginger hat Tüten mit leckerem Futter mitgebracht.« »Pffft – Katzenfutter ist
nie
lecker.«
    Der Kater widersprach nicht, sondern schrappte mit seiner Zunge über den Polsterbezug des Sofas direkt neben seinen Hinterpfoten.
    »Was machst du denn da?«, fragte Peluche irritiert.
    »Mein Schwanz juckt.«
    »Aha. Wo ist der jetzt?«
    Plunder schaute traurig von seiner Tätigkeit auf. »Ich glaube, sie haben ihn in den Abfall geworfen. Machte auch nichts mehr her, nachdem der Hund reingebissen hat. Aber vorher war er eine Schönheit!«
    Ein ganz klein wenig stolz richtete Plunder sich auf, und Peluche nickte gnädig. »Deshalb gehst du nicht mehr vor die Tür?«
    »Mhm.«
    »Ich will aber raus. Die Frau wird dafür sorgen müssen!«
    »Und wie willst du sie dazu bringen?«
    »Abwarten!«
     
    Zwei Tage blanken Terrors bedeutete es, dann hatte Ollis Bruder in die Holztür, die zum Garten führte, ein Loch gesägt und eine Katzenklappe eingesetzt.
    »Siehst du«, hatte Peluche die Aktion kommentiert, »man muss sie sich nur richtig erziehen, die Menschen.«
    Und dann tat sich ein Wunderland für sie auf.
    Denn der Weg über die alte Buche, der sie zum Fenster des Nachbarhauses führte, gestattete es ihr, dem Jungmenschen Olli einen Besuch abzustatten. Der hatte sich als ausgesprochen gehorsamer Diener erwiesen und ihr sofort geöffnet, als sie maunzend auf dem Sims saß. Er hatte ihr sogar erlaubt, das Haus zu durchstöbern, und so war siean die Quelle aller Genüsse gestoßen – die Küche. Hier wurde noch richtiges Futter hergestellt, nicht nur Grünzeug mit Rotzeug und Brot. Hier wurde gebraten. Und zwar WÜRSTE!
    Peluches heimliche Schwäche – sie mochte es sich kaum selbst eingestehen – hatte ihren Anfang genommen, als ein guter Freund ihrer ersten Dienerin ihr heimlich unter dem Tisch ein Stückchen Currywurst zugesteckt hatte. Dieser Mann hegte eine Leidenschaft für derartiges Futter, für das er von Hilka immer wieder gerügt wurde. Letztlich hatte er voller Überdruss die Beziehung aufgekündigt und Peluche mit ihrer ungestillten Sehnsucht zurückgelassen.
    Aber hier, in Irmelas Küche, gab es die Bratwürste wieder, und als Olli sich an den Tisch setzte, um sein Mittagessen zu sich zunehmen, ließ Majestät jeden Stolz fahren und rieb sich mit bettelndem Blick an seinen Waden.
    Der Junge verstand augenblicklich, und als Irmela nicht hinschaute, kam seine Hand mit einem Wursthäppchen zu ihr hinunter.
    Genuss pur!
    Noch eins. Und noch eins.
    Ohne dass sie es beeinflussen konnte, füllte sich Peluches Kehle mit einem vernehmlichen Schnurren, einem Laut, den sie ansonsten mit strenger Disziplin zu unterdrücken wusste. Denn die Menschen deuteten ihn zu gerne als kätzische Zustimmung und Lob. Und damit musste eine regierende Tyrannin selbstverständlich geizen.
    Nach dem vierten Stück schlenderte sie gelassen aus der Küche, wenigstens Gier wollte sie nicht demonstrieren. Aber als sie sich unbeobachtet fühlte, leckte und putzte sie sich ausgiebigst den köstlichen Geschmack von Lippen und Barthaaren.
    Dann hielt sie ihren wohlverdienten Mittagsschlaf auf Ollis Bett, und am späteren Nachmittag – der feine Nieselregen hatte aufgehört, das herbstliche Laub zu tränken – befahl sie ihm, das Fenster zu öffnen. Die spätere Runde, so hatte sie es sich angewöhnt, führte sie auf die Vorderseite des Hauses, wo vor kleinen, eingezäunten Vorgärten Autos parkten. Eigentlich schätzte sie diese brummenden Ungeheuer nicht, aber sie dienten ausgezeichnet als Beobachtungsposten, von dem aus man ungesehen das Leben an sich vorbeiziehen lassen konnte. Die Straße war belebt, weniger durch Fahrzeuge als durch Menschen, die bummelten oder hetzten, Taschen, Körbe oder Kleinkinder am Arm hatten, zu einem Schwätzchen stehen blieben oder herabgefallene Blätter zusammenfegten. Ein angenehmes Revier, befand Peluche. Sogar die Hunde wurden

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