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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fülle die Näpfe auf.Dann dauert es meist nicht lange, und der ganze Clan versammelt sich.«
    »Sie haben noch nasse Haare, und es ist frostig heute Abend. Halten Sie das für gesund, oder gehört das zur üblichen Macho-Ausbildung dazu?«, fragte Anja.
    »Uns harte Männer kann das nicht von unserer Pflicht abhalten«, sagte er grinsend und stülpte sich eine Wollmütze über die schwarzen Locken.
    »Sieht kriminell aus.«
    »Halbkriminell.« Er nahm die blaue Mütze, die Anja aus der Tasche lugte, und zog sie ihr über den Kopf. »Niedlich.«
    »Pah!«
    »Komm mit! Die Tüten mit dem Futter stehen unten in der Garage.«
    Im Hof stand der Holzverschlag, einer großen Hundehütte nicht unähnlich, in dem sechs Keramiknäpfe auf die Gäste warteten. Kris holte sie nacheinander heraus und spülte sie mit dem Schlauch aus. Anja betrachtete währenddessen erstaunt die kreativen weihnachtlichen Fensterdekorationen. Hier blinkte ein Stern aus grünen, roten und weißen Lichtern, dort flackerte ein Kerzenbogen milde unter einer Rüschengardine. Ein Arrangement blauer Windlichter schmückte ein winziges Fensterchen. Schneesterne, offensichtlich eine Kinderarbeit, aus Papier gearbeitet klebten am Glas eines anderen, eine Girlande aus Ilex und bunten Kugeln wand sich um den Sims des nächsten.
    »Hier weihnachtet es aber schon gewaltig. Hätte ich gar nicht von einem solchen Hinterhof erwartet«, bemerkte Anja.
    »Sondern? Blutige Spritzen, schimmelige Pizzastücke, halb ausgerauchte Joints?«
    »Kris, wenn du wüsstest, in was für Ecken ich manchmal komme, wenn ich gequälte, misshandelte oder ausgesetzte Katzen retten muss.«
    »Doch, kann ich mir vorstellen. Wisch mal die Näpfe trocken, ich hole das Futter.«
    Sie füllten gemeinsam die Schalen, stellten die Schüssel mit frischem Wasser in den Verschlag und zogen sich dann in eine der Ecken zurück, in die kein Licht aus den Fenstern fiel.
    »Wer wohnt denn hier?«, fragte Anja leise, und Kris antwortete: »Psst.« Und da es tatsächlich sehr kalt war, legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie näher an sich heran.
    Es gefiel ihm, dass sie sich nicht dagegen wehrte.
    Dann erschien die erste Katze. Ein struppiger Grautiger mit weißen Pfoten, der gebieterisch seine Marke an den Baum setzte und schließlich in dem Verschlag verschwand. Zwei weitere schlenderten herbei, eine rote Kätzin und eine gefleckte, die gebührlich warteten, bis der Kater seinen Hunger gestillt hatte. Sie suchten gemeinsam den Verschlag auf. Draußen warteten dann auch schon drei weitere magere Kater.
    »Gut organisierter Clan. Der Grautiger ist der Chef«, flüsterte Anja.
    »Bis vor Kurzem war es Raufer. Der da ist neu, es hat ein paar Auseinandersetzungen gegeben, aber nun herrscht Ruhe.«
    »Raufer wird seinem Namen alle Ehre machen müssen, wenn er zurückkehrt.«
    »Er wird das schon packen. Komm, gehen wir nach oben, ich mache uns einen Cappuccino.«
    »Das ist ein Wort!«
    Während Kris in der Küche herumwirtschaftete, setzte sich Anja noch einmal zu dem Kater.
    »Puh, ist das kalt draußen. Du hast es schön kuschelig hier, Raufer.«
    Der Kater brummelte. Als Schnurren konnte man das zwar nicht durchgehen lassen, aber es war kein feindseliger Laut. Von der Küche her fragte Kris: »Was machen die Katzen eigentlich, wenn es sehr kalt wird?«
    »Sich einen Unterschlupf suchen. Für Stadtstreuner kann das manchmal ziemlich gefährlich werden. Wir haben schon einige aus Lüftungsschächten befreien müssen. Und auch unter frisch abgestellten Autos sind sie nicht besonders sicher. Dort, wo es Gärten gibt, ist es einfacher, in Schuppen oder unter Hecken finden sie Schutz, aber aus Garagen haben wir auch schon einige befreit. Wenn es jedoch über einige Tage sehr kalt bleibt, dann verlieren wir viele von ihnen.«
    Kris kam mit den Tassen zu Anja und stellte sie auf den Tisch.
    »Was treibt dich dazu, dich um sie zu kümmern?«
    »Weiß nicht. Ich mag Tiere, Katzen besonders. Aber Tierarzt wie Papa wollte ich nicht werden. Er bekommt immer nur das Ende der Kette auf den Tisch. Ich versuche halt, etwas weiter vorne anzufangen.«
    »Was da heißt?«
    »Wir kümmern uns um Streuner, lassen sie kastrieren, füttern sie. Wir helfen, Vermisste zu suchen, gehen den Meldungen über Missstände nach und vermitteln Katzen, die ein Heim suchen«, erwiderte Anja.
    »Und das alles machst du in deiner Freizeit.«
    »Wann sonst?«
    Kris sah sie nachdenklich an, verkniff sich aber die etwas zu

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