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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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werde.«
    Anja streichelte den Kater und kraulte ihm sacht den Nacken. Er starrte weiter die Tauben an.
    »Ihr seid beide ätzend!«, erklärte sie dann und erhob sich. Doch plötzlich blitzte ein gewisses Verständnis auf. »Könnte es sein, dass auch Sie noch eine Rechnung mit Bobby offen haben?«
    »Nein.«
    »Aha. Aber Sie sind nicht ganz unerfahren in Raufereien, oder?«
    »Nein.«
    »War wohl mal Ihr Job, was?«
    »Ja.«
    »Polizei? Militär?«
    »Personenschutz.«
    »Hach, Bodyguard!«
    Sein raubtierhaftes Grinsen ließ noch einmal ihre Wangen erglühen. Aber tapfer hielt sie seinem Blick stand.
    »Dann sind Sie vielleicht doch der richtige Mensch für Raufer. Hört er schon auf seinen Namen, wenn Sie mit ihm sprechen?«
    »Er versucht es zu vermeiden. Aber ich habe den Eindruck, dass er dann und wann nicht umhinkommt.«
    »Das ist gut. Denn wenn eine Katze den Namen akzeptiert, den ein Mensch ihr gegeben hat, dann ist ein Band zwischen ihnen geknüpft.«
    »Ach ja? Muss ich jetzt dann auch noch darauf warten, dass er mich mit Namen anspricht?«
    »Das wird er tun, wenn es an der Zeit ist. Und Sie werden es merken.« Anja streichelte den Kater noch einmal, erhob sich dann und nickte Kris zu. »Ich muss los. Danke für den Kaffee.«
    Kris brachte sie zur Tür, und sie war schon fast drei Stufen nach unten gestiegen, als er leise fragte: »Und wann kontrollieren Sie uns wieder?«
    »Ist ja nicht mehr nötig, so wie die Dinge stehen.«
    »Wirklich nicht?«
    Sie lachte und hüpfte die nächsten Stufen hinunter.
    10. Fenstergucker
     
    Das erweiterte Revier gefiel Raufer, wie er sich eingestand. Die Küche war nun auch zu seinem Essplatz geworden, und der Mann hatte einen runden Korb angeschleppt undan das Fenster gestellt. In dem lag nun seine Decke, und es fühlte sich sehr behaglich an, wenn er sich darin zu einem Kringel zusammenrollte. Der Boden in den Räumen war angenehm warm unter seinen Pfoten, die Mahlzeiten waren reichhaltig und schmackhaft, die Ruhe, die ihn umgab, war äußerst erholsam.
    Andererseits – es war langweilig.
    Scheußlich langweilig. Die einzige Abwechslung bot der Blick aus den Fenstern. Von seinem Korb aus konnte er den Hof sehen, und dort unten versammelte sich zweimal am Tag sein Clan. Wie gerne hätte er sich mit den drei Katern und den beiden Kätzinnen getroffen und sich über die Revierneuigkeiten ausgetauscht.
    Und den Neuen, der sich eingeschlichen hatte, mit derben Worten und Taten des Terrains verwiesen. Ach, so eine schöne, lautstarke Rauferei mit Beleidigungen und fliegenden Fellflusen, das hätte mal wieder was.
    Obwohl – mit seinen schwachen Pfoten würde er jetzt wohl den Kürzeren ziehen.
    Trotzdem.
    So blieb ihm nichts anderes, als böse Worte brummend die Nase an die Scheibe zu drücken.
    Der Mistkerl da unten hörte es noch nicht mal.
    Wütend peitschte Raufers Schwanz hin und her.
    Der magere Schwarze versuchte, den Eindringling zu verscheuchen, bekam aber eins übergebraten. Schlechte Technik. Pah!
    Eine ganze Weile beobachtete er die Machtkämpfe in seinem Revier und musste dann hilflos zusehen, wie der Neue sich einen Platz an den Futterschalen eroberte.
    Seinen Platz!
    Aber dann gab es auch wieder Augenblicke, in denen er nicht ganz so böse darüber war, ein warmes Plätzchen zu bewohnen. Es war nämlich kalt geworden. Das fühlte man hier drinnen zwar nicht, aber man sah es draußen ganz deutlich. Reif lag morgens über den Dächern, den kahlen Ästen des Baumes und den Autos. Von dem Fenster im Schlafzimmer – auch ein netter Raum – konnte er beobachten, wie dick eingemummelte Menschen an ihren Gefährten herumkratzten. Die hatten ja kein eigenes Winterfell, das sie warm hielt, die mussten sich in Zeug wickeln. Obwohl – manche von ihnen, Frauen vor allem – schienen auch Pelze zu besitzen.
    Seit Raufer das Schlafzimmer erobert hatte, konnte er auch die Straße überwachen und lernte so nach und nach die Menschen kennen, die sie bevölkerten. Einige waren ihm vom Sehen her vertraut – etwa der grauhaarige, knochige Typ, der immer so wichtigtuerisch die Mülltonnen kontrollierte und jedes Blättchen wegfegte, das es gewagt hatte, auf den Bürgersteig zu fallen. Der Kerl hatte mal versucht, ihn mit Tritten zu verscheuchen. Dann die Frau mit den beiden kleinen Kindern – die hatten sich mit der hübschen Roten angefreundet. Außerdem erkannte er die gackernden Junghühner, die wie rollige Kätzinnen denMännern nachschauten, die unten im Eingang

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