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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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verschwanden.
    So fiel es Raufer auch auf, dass ein Fremder vor dem Haus mit seinem Auto angehalten hatte und um das Gebäude gewandert war. Dabei hatte er immer wieder sehr intensiv die Fenster gemustert, war sogar eine Weile in der Kälte stehen geblieben und hatte hochgeschaut.
    Ein Eindringling im Menschenrevier, schlussfolgerte Raufer und fragte sich, was nun passieren würde. Ob der Mann – ähm, Kris – wohl eine Rauferei mit dem Neuen beginnen würde? Das wäre mal eine Abwechslung.
    Doch leider tat sich nichts dergleichen. Der Fremde setzte sich einfach wieder in sein Auto und fuhr weg.
    Aber zu sagen hatte das bestimmt nichts. Wenn ein Kater ein neues Revier erobern wollte, prüfte er auch erst einmal die Grenzen.
    Gemächlich humpelte Raufer wieder zu seinem Korb und machte es sich darin gemütlich. Eigentlich nicht ganz schlecht, so ein warmer, weicher Liegeplatz. Wäre er jetzt unten in seinem Revier, würde er sich einen Laubhaufen suchen und ihn mit seiner eigenen Körperwärme füllen. Eisige Tage waren trotz dickem Unterfell nicht besonders angenehm. Noch unbequemer war es vor allem für die Kollegen, die keine feste Futterstelle besaßen. Nahrung war im Winter schwer zu jagen, Wasser gefror in den Pfützen, der Boden wurde hart, der kalte Wind pfiff einem durch die Schnurrhaare.
    Also war Langeweile das kleinere Übel.
    Schnurrend legte Raufer sein Kinn auf die verbundenen Pfoten und wartete auf Heilung.
     
    Auf diese Pfoten kam er sehr schnell, als er die Wohnungstür aufgehen und fremde Schritte sich nähern hörte. Wenn das die Schreckliche mit dem saugenden Ungeheuer war, dann musste er fliehen.
    Sie war es aber nicht, und so blieb Raufer mit rundem Rücken und gesträubtem Schwanz mitten im Raum stehen, als die alte Frau und die junge aus dem Tierheim eintraten.
    »Na, da ist ja der Raufer. Richtig munter siehst du aus«, begrüßte die junge Menschenfrau ihn und ging in die Knie.
    Er brummte leise warnend.
    »Er sollte sich nicht so anstellen, Kris sorgt gut für ihn. Und ihm dürfte in den letzten zwei Wochen klargeworden sein, dass ihm hier keine Gefahr droht.«
    Und was war mit dem saugenden Ungeheuer? Mh?
    Obwohl – diese beiden Frauen hatten sich tatsächlich immer freundlich verhalten. Also stakste er zu seinem Korb zurück, warf ihnen noch einen mahnenden Blick zu, um sie auf Abstand zu halten, und legte sich wieder hin.
    »Wissen Sie, wo Kris die Futterdosen aufbewahrt.«
    »Er sagte, in der Küche, linker Schank oben.«
    »Na, dann will ich dem Kater mal seinen Napf richten.«
    Die Frauen wuselten in der Küche herum, und Rauferlauschte ihrer Unterhaltung. Offensichtlich hatte der Mann – ähm, Kris – heute zu viel zu tun, so dass er die Alte – ähm, Ina – gebeten hatte, für sein Wohlergehen zu sorgen. Und die Junge – also gut, Anja – hatte Ina besucht und wollte nach ihm schauen. Das bot wenigstens ein klein wenig Unterhaltung. Vor allem, weil Anja eine geradezu kätzische Neugier entwickelte. Sie quetschte Ina aus, was Kris denn so treibe. Wodurch Raufer erfuhr, dass sich unten in dem Haus ein Fitness-Studio befand (was immer das sein mochte), das ihm gehörte. Und dass er selbst dort Kurse gab. Vor allem aber trainierte er eine Mannschaft. Offensichtlich im Raufen. Das war spannend. Und sie würden demnächst bei einem Wettkampf antreten. Ob es da um Revierhoheit ging? Sehr spannend. Vielleicht hatte der Mann unten auf der Straße damit ja etwas zu tun.
    Wider Willen war Raufer fasziniert. Bisher hatte er Kris nur als mehr oder weniger nützlichen Helfer geradeso eben akzeptiert und sich wenig um seine sonstigen Eigenschaften gekümmert. Doch jetzt merkte er, dass seine Gedanken weiter um ihn kreisten, auch als die beiden Frauen – nachdem Anja ihn gekrault hatte, was er sich mürrisch hatte gefallen lassen – gegangen waren.
    Für einen Menschen machte Kris einen recht ordentlichen Eindruck. Auf der Straße hatte Raufer weit üblere Gestalten kennengelernt. Manche rochen ziemlich scheußlich, andere waren rücksichtslos seinesgleichen gegenüber, ganz seltsame Figuren zogen Hunde vor, und noch widerwärtigereversuchten, ihn und seinen Clan zu vertreiben oder zu verletzen.
    Das alles traf nicht auf Kris zu. Er war sauber wie eine Katze, und sein heimisches Revier war es auch (obwohl die Schreckliche mit dem Sauger …). Er hatte ihn vor den Schlägern gerettet. Ja, es wurde Zeit, dass Raufer dieser Tatsache in die Augen sah. Er hatte ihm auf diese Weise sogar das

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