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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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darüber aufgebaut, wer von wem gezeugt wurde und wie wer mit wem verbunden ist. Aber das liegt daran, dass sie eben nur über eine geringe Intelligenz verfügen und sehr lange brauchen, um alles das zu lernen, was sie lebensfähig macht. Darum kümmern sich Vater und Mutter um ihre Jungen. Und ausdem Grund kennen die meisten Menschen auch beide. Uns, Raufer, schickt Mama ja weg, sowie wir uns selbst verpflegen können. Das klappt bei den Aufrechten nicht. Außerdem bleibt der Erzeuger auch häufig bei der Frau, deren Kinder er gezeugt hat, das ist eigentlich sogar ein netter Zug von ihnen.«
    »Meine Mama war eine schlanke Schwarze. Manchmal sehe ich sie noch«, murmelte Raufer. »Sie weiß, wer ich bin, aber wir gehen uns aus dem Weg. Ihr Revier ist ziemlich gut, und sie will es nicht teilen. Meinen Vater hat sie mir mal gezeigt. Das ist ein strammer Kerl, vernarbt und muskulös. Ich hab mich einmal mit ihm gerauft und mächtig einen drüberbekommen.«
    »Ich bin sehr früh von meiner Mama weggebracht worden. Aber die Menschen haben mich gut aufgezogen. Sie können wirklich sehr nett sein, wenn man über ihre Fehler und Schwächen hinwegsieht. Doch kommen wir zu Weihnachten zurück. Also meistens versammeln die Menschen sich clansweise. Sie schmücken ihre Unterkünfte – so wie Ina es hier für Kris gemacht hat, sie bereiten große Mahlzeiten zu, die sie gemeinsam aufessen, sie zünden Lichter an, was ich sehr hübsch finde. Manchmal singen sie zusammen Lieder, was nicht immer hübsch klingt. Und sie machen sich Geschenke.«
    »Geschenke?«
    »So, wie du zum Beispiel mir eine fette Maus schenken würdest.«
    Raufer überkam schon wieder diese seltsame Traurigkeit.
    »Ich würde dir gerne eine fette Maus schenken, Ehrwürdigste. Aber wenn ich hier nun nicht wieder rauskomme …?«
    »Darüber solltest du dir jetzt noch keine Gedanken machen – habe ich dir vorhin gesagt. Geschenke machen die Menschen, um sich fröhlich zu stimmen, um anderen eine Freude zu bereiten. Aber ihren Kindern erzählen sie, die Sachen würden vom Christkind gebracht.«
    »Von
wem

    »Auch von so einem Engel.«
    »Unglaublich.«
    »Ja, sie haben schon sehr komische Vorstellungen. Aber die Verpackungen der Geschenke sind klasse. Lauter buntes, knisterndes Papier und lange Bänder. Kann man wunderbar zerfetzen.«
    »Hört sich gut an.«
    »Ist gut!« Nimoue schnurrte in der Erinnerung. »Gut ist auch, dass sie meist so viel Essen zubereiten, dass sie etliches davon abgeben.«
    »Hört sich wie ein interessantes Fest an. Ob Kris das auch feiert?«
    »Hat er eine Familie?«
    »Ich weiß nicht. Er hat Freunde. Und die Leute unten. Aber das sind weder Wurfgeschwister noch Eltern, glaube ich. Gibt es auch Menschen ohne Eltern?«
    »Eltern hat jeder. Aber manche Menschen haben die ihren verloren, weil sie gestorben sind. Und andere wollen nichts mit ihnen zu tun haben. Auch das gibt es.«
    »Dann kriegen sie keine Geschenke und sind an den Dunklen Tagen traurig.«
    »So ungefähr.«
    »Mhm.«
    »Es gibt aber welche, die haben eine Katze …«
    »Mhm.«
    19. Der Katzen-BH
     
    »Herr Grimal, guten Abend«, sagte die Krankenschwester, als Kris, von Anja begleitet, in die Notaufnahme trat. »Ich rufe die Frau Doktor.«
    »Tatsächlich, man kennt dich hier. Spricht für eine bewegte Vergangenheit«, meinte Anja und schob ihn zu einem der orangefarbenen Plastikstühle.
    »So könnte man sagen«, grummelte Kris und sah sich missgelaunt um. »Ein Pflaster hätte es getan.«
    »Du bist wohl oft verletzt worden, Kris? Ich meine, als Bodyguard. Oder als Stuntman?«
    »Nein.«
    »In Wettkämpfen?« »Nein.«
    »Wie lang ist dein Vorstrafenregister?« »Was hat das damit zu tun?«
    »Einiges, denke ich. Du erzählst ja nicht viel von dir. Außer von deinen Heldentaten bei Filmaufnahmen.«
    »Warum willst du mehr wissen?«
    »Meine Güte, bist du pampig heute Abend.« Aber dann fiel Anjas Blick wieder auf den blutgetränkten Ärmel seines Sweatshirts und dem provisorischen Verband. »Du hast Schmerzen, nicht wahr?«, sagte sie viel sanfter und streichelte seine Hand.
    »Nein.«
    »Nein, natürlich nicht. Schade, dass ich nicht ein paar rostige Nägel in der Tasche habe. Auf denen könntest du jetzt genüsslich herumkauen.«
    Die Schwester stand in der Tür und winkte ihnen zu.
    »Frau Doktor wartet.« »Ich will nicht.«
    »Ich komme mit, Kris. Ich halte deine Hand, und wenn sie dir wehtut, schimpfe ich mit ihr.« Anja lächelte.
    »Das wird sie nicht

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