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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kekse polterten auf den Boden. Als die kleine Tochter aufschrie und zu weinen begann, ließ Bobby dem Hund ein Stück Leine, und der baute sich zähnefletschend vor dem Mädchen auf.
    Ein weiterer Schlägertyp trat gegen den wackeligen Tisch mit dem Christbaumschmuck, der daraufhin sofort umkippte. Dann zermahlte er mit seinen derben Stiefeln Strohsterne und Glaskugeln.
    Die Besucher waren vor Schreck gelähmt, aber als der nächste Tisch umfiel, setzte empörtes Geschrei ein.
    Plötzlich trat Kris vor. Er sah in die Runde, stellte den Korb mit Gestecken ab und holte sein Handy hervor. Er sagte nur ein Wort.
    Dann schob er sich durch die hektisch nach draußen drängenden Menschen und stand Bobby gegenüber.
    »Du machst ja schon wieder Ärger«, sagte er sanft.
    »Auf dich Schleimer habe ich gewartet. Fass, Harro!«
    Doch Harro befand sich plötzlich unter einer Decke.
    Und Bobby saß auf seinem Allerwertesten in einer klebrigen Pfütze Glühwein.
    Zwei Mitarbeiter des Tierheims packten das knurrende, wütend strampelnde Bündel Hund. Einer der Schläger stellte sich ihnen in den Weg.
    Was er tun wollte, blieb ungetan – Anja schwang den Besen. Den blauen Bändern und weißen Seidenrosen bekam der Einsatz ebenso wenig wie dem Mann. Für einen Augenblick schien ihn der unerwartete Schlag auf den Kopf benommen gemacht zu haben, dann aber zerrte er Anja den Besenstil aus der Hand und holte zum Stoß gegen ihre Brust aus. Doch ehe er sich’s versah, wurde der Stecken nach oben gerissen, sein Handgelenk verdreht und ihm damit der Arm schmerzhaft auf dem Rücken fixiert. Er ging in die Knie, und Anja verpasste ihm einen Schlag mit dem schweren Deckel des Glühweintopfs. Die weiße Seidenrose baumelte daraufhin traurig von seinem Ohr.
    »Pass auf, Kris!«, konnte sie gerade noch kreischen, als Bobby mit einer abgebrochen Flasche auf ihn zukam. Kris drehte sich, aber Bobby erwischte ihn am linken Arm. Das war jedoch seine letzte Aktion. Mit einem Krachen landeteKris’ Faust in seinem Gesicht, und Blut begann aus der gebrochenen Nase zu strömen, als er mit einem leisen Ächzen zu Boden ging.
    »Irgendwie hast du kein Glück mit deinem Gesichtsschmuck, Bobby. War es das jetzt wert?«
    Und mit einer schwungvollen, geradezu eleganten Bewegung drehte Kris sich um, versenkte seinen Ellenbogen im Magen des Mannes, der ihn von hinten packen wollte, trat dem, der von vorne kam, blitzschnell in den Unterleib und hätte auch den dritten noch kampfunfähig gemacht, hätte der nicht bereits in Stefans unbarmherzigem Griff gestöhnt. Vier weitere Polizisten besahen sich den Schaden. Handschellen schnappten zu, einige kurze Befehle erklangen, und die fünf ungebetenen Besucher wurden hinausbegleitet.
    Stefan drehte sich in der Tür noch einmal um.
    »Wir werden dich brauchen, Kris. Aber vorher solltest du mal wieder im Krankenhaus vorbeischauen.«
    »Nicht schon wieder!«
    Anja zupfte an seinem Arm. »Doch. Ich fahr dich.«
    »Ich will nicht. Ein Pflaster reicht.«
    »Vergiss es! So wie das aussieht, muss es genäht werden. Ich kann dich auch zu meinem Vater in die Praxis fahren, wenn dir das lieber ist. Aber er ist etwas grob mit seinen Stichen.«
    »Ich hasse das.«
    »Musst du dir vor dem Raufen überlegen …«
    »Weiber! Dann bring mich ins Unfallkrankenhaus. Die kennen mich schon.«
    »Dacht ich mir’s doch.«
    18. Bande und Bindungen
     
    Raufer schnaufte. Er keuchte. Seine Pfoten zuckten wie wild. Ein tiefes Brummen vibrierte durch seinen Körper. Er musste raus hier, raus! Die Rote hatte es gerade noch geschafft – er nicht. Es krachte über ihm, Holz splitterte. Eingeklemmt. Gefangen. Und dann der Mensch. Mit dem Schläger. Seine Vorderpfoten …
    »Wach auf, Raufer! Wach auf!«
    Er wachte auf. Sprang auf. Fauchte. Buckel hoch. Fell gesträubt. Bereit, den Angreifer zu zerfleischen.
    »Ruhig, Raufer. Ich bin es, Nimoue!«
    Weißes Fell, warmes Licht, weicher Boden.
    Er zitterte, aber seine Haare glätteten sich wieder.
    »Nimoue?«
    »Richtig. Du bist zu Hause, Raufer. Niemand greift dich an.«
    »Nein …«
    Noch ein bisschen verwirrt sah sich Raufer um.
    Zu Hause.
    Sein Korb.
    Kris’ Wohnung.
    »Ich hab geträumt«, nuschelte er.
    »Ja, einen ganz bösen Traum.«
    »Wie sie mir die Beine gebrochen haben.«
    »Entsetzlich, Raufer.«
    Langsam stakste er wieder zu seinem Korb und musterte ihn misstrauisch.
    »Nein, der hat den Traum nicht verursacht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin mir ganz sicher.«
    »Aber was …

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