Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
ganz leicht. Einfach nur so. Ach ja …
Es war schön, endlich wieder jemanden zu haben, der einem Zärtlichkeit schenkte. Nur – würde es von Dauer sein?
Menschen hatten ja keine Ahnung, wie gut eine Katze von Geist und Bildung sie versteht. Ginger war unruhig, unentschieden, traurig und unterschwellig wütend. Warum das so war, konnte er nicht ergründen, aber er verspürte die Schwingungen, die von ihr ausgingen.
Vorhin war sie aufgestanden und ins Bad gegangen, und nun saß sie in einem weiten, weißen Gewand vor dem Spiegel und bürstete ihre Haare. Nicht mit der Zunge, versteht sich, sondern mit einer ähnlichen Bürste wie die, mit der sie auch sein Fell geglättet und gesäubert hatte. Hoffentlich fühlte sich das für sie genauso schön an, wie er es empfunden hatte. Dann würde sie sich nämlich gleich entspannt in ihre Schlafkuhle rollen. Und wenn sie eingeschlafen war, dann – ja dann würde er versuchen, auf ganz leisen Pfoten zu ihr ins Bett zu schlüpfen und schauen, ob er an ihren Träumen teilhaben konnte.
Bei der alten Dame hatte das manchmal geklappt.
Die Haarpflege schien seine Ginger leider nicht besonders besänftigt zu haben. Mit einem knurrenden Laut stand sie auf und ging zum Fenster.
»Was für einen weißen Elefanten hast du mir da nur vererbt,Tante Juliane. Was fange ich damit nur an? Ein Haufen alten Krimskrams, ein Konto mit einem Guthaben in Höhe eines halben Jahresgehalts, ein Haus, das dringend renoviert werden muss, und einen verschüchterten Perserkater. Ach ja, zwei Murano-Flakons, ein neues grünes Sofa von unmöglichen Ausmaßen, eine Schmuckschatulle mit nachgemachten Perlen und einem altmodischen Granatset und zweihundert Euro Bargeld in der Kasse.«
Plunder lauschte ihrer Stimme und schloss aus dem Tonfall, dass sie unglücklich war. Er strich ihr versuchsweise um die bloßen Waden und freute sich, dass diese freundliche Geste ihr ein kleines Lachen entlockte.
»Ach Plunder, gehen wir zu Bett. Ich bin deprimiert, aber vielleicht sieht es nach ein paar Stunden Schlaf etwas lichter aus.«
Er ließ sich hochheben und rieb seinen Kopf dankbar in ihrer Hand, als Ginger ihm ein Plätzchen am Fußende anbot. Dann löschte sie das Licht und zog die Decke über sich.
Langsam krabbelte Plunder vom unteren Ende des Bettes nach oben, und als er sich in ihren Arm kuschelte, hörte er, wie ihre Atemzüge allmählich gleichmäßiger und ruhiger wurden.
Er sammelte seine Kräfte, schloss die Augen und übermittelte ihr seinen sehnsüchtigsten Wunsch.
8. Ein traumhafter Entschluss
Als ich erwachte, fühlte ich mich erstaunlich erholt und heiter. Noch mit geschlossenen Augen hing ich den flüchtenden Traumbildern nach, die so angenehme, wenn auch kaum fassbare Gefühle hinterlassen hatten. Mit meinem noch trägen Verstand versuchte ich die Zipfelchen zu fassen und stellte fest, dass eines davon mit dem Laden unter mir zu tun hatte. Sonnig war es darin, die Messingbeschläge der alten Registrierkassen blinkten, ein zartes, gläsernes Mobile klingelte leise im Luftzug, rubinrot glühten geschliffene Gläser auf, eine Sammlung bunter Plüschkissen erheiterte das Auge, und fröhlich bimmelte die Türglocke.
Ja, so war es früher gewesen, in den Jahren, als ich Tante Juliane oft im Laden ausgeholfen hatte. Sie ließ mich damals die Regale und Vitrinen dekorieren, erzählte mir manche kuriose Geschichte zu den einzelnen Stücken und wie sie sie erworben hatte und wies mich an, die Karteikarten ordentlich auszufüllen und, wenn nötig, Herkunftsnachweise zu kopieren. Hin und wieder durfte ich auch für ein paar Stunden im Laden bedienen. Es hatte mir immer Freude bereitet und meine Liebe zu schönen Dingen geweckt. Weshalb ich ja auch so glücklich war, als ich nach dem Abschluss meiner Ausbildung als Fremdsprachensekretärin das Angebot bekommen hatte, in einer italienischen Firma arbeiten zu können, die sich auf Kunst-Replikate spezialisiert hatte.
Der lichte Traumzipfel verschwand, als ich an das Ende dieser vier Jahre andauernden Episode dachte. Marco, der Designer des Unternehmens, war mein Geliebter geworden. Wie sich zeigte, war ich jedoch nicht die einzige Muse, deren Küsse er sich bediente. Weil ich dumme Gans mich aber hemmungslos in ihn verliebt hatte, bemerkte ich diesen Umstand erst, als mir eine gute – oder böse – Freundin es mit aller Deutlichkeit auf meinen vorlauten Schnabel band, der von Verlobung geschnattert hatte.
Zutiefst gedemütigt kündigte ich
Weitere Kostenlose Bücher