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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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regte sich die Hoffnung nur noch mehr.
    »Olli, ich habe schon eine Katze, eine ziemlich anspruchsvolle Dame. Ich fürchte, wenn ich Plunder mit ihr zusammenbringe, wird das für ihn kein Spaß werden. Und da habe ich mir überlegt …«
    »Ob ich ihn nehme? Könnte ich machen. Obwohl er ja kein Mauser ist. Glaube ich wenigstens nicht. Er ist nie rausgegangen, wissen Sie.«
    Ich teilte in dieser Hinsicht Ollis Zweifel. Vermutlich würde der arme Plunder vor einer Maus weglaufen, wenn sie ihn nur aus ihrem Loch angrinste.
    »Und drinbleiben kann er bei euch nicht, nehme ich an.«
    »Ist ein bisschen schwierig, aber ich frage meine Mutter mal. Es ist wegen ihrer Arbeiten. Sie macht nämlich diese Kissen und so’n Zeug.«
    Er wies auf die bunten, kunstvoll mit Perlen und Spitzen bestickten Samtkissen. Ich verstand, eine Werkstatt voll mit Perlen, Stoffen, Borten, Garnrollen – und dazwischen eine gelangweilte Katze … Hübsches Szenario!
    »Was wollen Sie denn mit dem Laden machen?«, holte mich Olli aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart.
    »Ich weiß noch nicht. Ich werde ihn wohl auflösen und das Haus verkaufen müssen. Das wird ein Haufen Arbeit. Tante Juliane hat da unten eine Menge Zeug angesammelt, und ich habe so wenig Ahnung davon, was wertvoll ist und was wirklich nur Plunder ist.«
    »Mein Bruder jobbt manchmal bei einem Entrümpler. Sie wissen schon, Haushaltsauflösungen und so. Der weiß inzwischen ganz gut, was die Sachen so wert sind.«
    »Du meinst, er würde auch hier entrümpeln?«
    »Bestimmt, aber Frau Schneider hat früher immer aufgeschrieben, wenn sie was von ihm bekommen hat. Ich glaube, sie hat irgendwo einen Ordner.«
    Natürlich! Wie vergesslich ich war! Meine Patentante hatte selbstverständlich Inventarlisten geführt, oder besser, es gab da einen Kasten, in dem sie für jedes Stück eine Karteikarte angelegt hatte – heute würde man eine Datei erstellen, aber wie gesagt, moderne Technik hatte bei ihr keinen Einzug gehalten.
    Wenn ich diesen Kasten durchsah, wüsste ich vermutlich, welchen ungefähren Wert der aktuelle Warenbestand hatte. Ungefähr, weil ich vermutete, dass sie in den letzten Wochen ihres Lebens keine Sorgfalt mehr darauf verwendet hatte.
    »Wie lange hat meine Tante eigentlich den Laden noch geführt, Olli?«
    »Vor drei Monaten noch, dann ist sie krank geworden. Aber ihre Pflegerin, die Frau Hammerschmitt, hat dienstags und donnerstags den Laden für ein paar Stunden aufgemacht. Es kamen ja noch immer Kunden, für die Ihre Tante irgendwelche besonderen Sachen organisiert hat.«
    Sisyphus ließ grüßen. Die Inventur würde eine höllische Arbeit werden und mich sicher länger ans Haus binden, als ich vorgesehen hatte. Mit Grauen dachte ich an meine Catsitterin und Peluche.
    »Ich bin ganz gut mit dem PC und Tabellen und so, wollte ich nur sagen.«
    Olli leckte sich den letzten Krümel Blätterteig von den Fingern und sah mich erwartungsvoll an. Schon vorhin hatte er mir seine – bezahlte – Hilfe angeboten. Unwillkürlich musste ich lachen.
    »So knapp bei Kasse, Olli?«
    »Ein bisschen. Ich muss doch Weihnachtsgeschenke kaufen. Und ich spare auf ein Mountainbike.«
    »Ich überlege mir das, aber heute kann ich dir nochkeine Antwort geben. Ich muss mich noch ein wenig umsehen und mir ein paar Gedanken machen. Vor allem zu Plunder.«
    »Ja. Ist gut.« Olli sah enttäuscht aus, fasste sich dann aber schnell wieder. »Wenn Sie ihn wirklich nicht behalten können, nehme ich ihn zu mir, egal, was meine Mutter sagt. Ins Tierheim dürfen Sie ihn nicht wieder bringen, versprechen Sie mir das?«
    »Verspreche ich, Olli!«
    »Na, dann will ich mal!«
    7. Samtpfoten-Ideen
     
    Sie war nicht verkehrt, die rothaarige Frau. Nein, war sie nicht. Irgendetwas an ihr erinnerte Plunder an die alte Dame. Zum Beispiel die Kopfhaltung und das Zwinkern in den Augen. Das hatte er an seiner Menschenfreundin so sehr gemocht. Und sie hatte gar nichts zu dem fehlenden Schwanz gesagt. Das rechnete er ihr hoch an. Auch sein langhaariges Fell fühlte sich jetzt wieder schön sauber an. Gemächlich bürstete er selbst jetzt seinen Rücken.
    Auch diese Ginger bürstete ihre langen Haare. Sie hatte nach Ollis Fortgang einige Unterlagen durchgesehen, dann das kleine Zimmer für die Nacht gerichtet, sich ein Futter zubereitet und ihm netterweise ein Stückchen Käse abgegeben, sich dann zu ihm auf das Sofa gesetztund in einem Buch geblättert. Dabei hatte sie ihm ihre Hand auf den Kopf gelegt,

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