Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
tägliche Stempelfrage zu einer eigenen Kultur. Die schönsten werden beim Kaffee in der Bar schon mal stolz herum gezeigt. „Was da wart ihr nicht, den muss man unbedingt haben!“ auch wir nehmen uns von dieser Stempelmanie nicht ganz aus und könnten eingefleischte Sammler eventuell sogar mit exklusiven Einträgen beeindrucken.
An einem Wasserspender vor einer Kirche füllen wir das erstes Quellwasser in unsere Flaschen. Diese Maßnahme wird sich heute noch einige Male wiederholen. Zum Glück gibt es genügend Wasserbrunnen zur Versorgung der Pilger. Wir verlassen die Stadt, nicht ohne in der Kirche gewesen zu sein.
Karola spricht einige Gebete und Fürbitte für unseren ersten Tag als Pilger, dann kann es los gehen. Auch an den anderen Tagen unserer Reise werden wir versuchen, ein Gotteshaus aufzusuchen. Karola ist es ein Bedürfnis und ich finde es gehört dazu.
Die ersten Kilometer bedeuten für uns erst mal schauen wie sich alles anfühlt. Wie sitzt der Rucksack? Da hat man allerhand Möglichkeiten mit den Riemen zu regulieren und zu korrigieren, damit das Gewicht des Rucksack auf den ganzen Körper verteilt wird. Die Schuhe sind außerordentlich wichtig. Für mich persönlich das Wichtigste, da ich mit den Blasen an meinen Füßen einen Garantievertrag abgeschlossen habe. Diese Erfahrung habe ich 2009 gemacht. Es war schmerzhaft und soll sich nicht wiederholen. Jeden morgen präpariere ich meine Füße, wenn ich das nicht täte, würde ich bald auf zwei Wasserblasen laufen. Von meinen Verbänden, wenn sie zum Vorschein kommen, sind die meisten Mitpilger sichtbar beeindruckt. Gelernt ist gelernt! Schmerzverzerrte Gesichter zeigen ihr deutliches Mitgefühl. Ich kann sie meist beruhigen. Prophylaxe ist ein internationales Wort und hilft in diesem Fall immer weiter. Also Fazit, die Schuhe müssen 100 % passen. Ob es bei mir 100% sind weiß ich nicht, aber bis jetzt fühlen sie sich ganz gut an. Meine Schnürsenkel sind noch etwas glatt und müssen deshalb immer doppelt gesichert werden, denn mit vollem Rucksack in die Knie zu gehen ist fast unmöglich. Bei den übrigen Sachen entscheidet jeder für sich. Aber auf den Fotos nach einer Pilgertour wird es in den meisten Alben gleich langweilig aussehen, da jeden Tag das gleiche Outfit wieder angezogen wird. So viel Auswahl haben wir bei 3-4 Oberteilen und 2 Hosen nicht. Auf jeden Fall sind diese Sachen praktisch und bequem und mit viel Sorgfalt ausgewählt. Unsere Wanderstöcke sind auf unserer Reise sehr wichtig. Wir brauchen sie fast jeden Tag. Da ist es natürlich äußerst ärgerlich, wenn ein Stock, so wie bei Karola, gar nicht funktioniert. Sie kann ihn nicht auseinander ziehen. Verschiedene Männer werden von Karola in den ersten Tagen darum gebeten, das Selbige zu tun. Meist ohne Erfolg. Am dritten Tag treffen wir die beiden jungen Männer aus Mallorca wieder und auch sie versuchen ihr Glück mit dem Stock. Ob es nun Kraft oder Gefühl war, egal, der Stock war auf seine Arbeitslänge ausgefahren und Karola dankbar und glücklich. So einfach ist es Freude zu schenken. Den Rucksack hätte ich fast vergessen. Er muss gut sitzen und sich dem Rücken anpassen. Durch viel probieren muss jeder für sich heraus bekommen wie der Rucksack am besten zu tragen ist. Unsere Rucksäcke hatten beide etwa 12-13 Kilo. Aber das Gewicht war nie unser Problem. Ich habe gerade noch mal bei H. P. Kerkeling nachgelesen. Sein Rucksack wog 11 kg und er hat ihn als schwer empfunden. Also ich bin überzeugt die Tragetechnik ist entscheidend.
Diese Ausrüstungsthemen halten auf den ersten Kilometern natürlich erst einmal auf. Aber wir müssen heute noch 26 Kilometer über die Pyrenäen schaffen. Der Pilgerführer sagt, dass wir dafür 8 Stunden unterwegs sein werden und Pausen sollten auch noch drin sein. Also, auf geht`s! Frohen Mutes, wie sollte es bei blauem Himmel und fast 35°C auch sein, nun gut 10°C weniger hätten uns heute auch gereicht, marschieren wir also immer in die Höhe. Nach jeder Kurve hoffen wir, dass die Strecke mal ohne Anstieg weiterführt, aber Pyrenäen sind nicht Hiddensee. Wir schwitzen wie die ansonsten im Sprachgebrauch dafür vorgesehenen Tiere und füllen unser gerade abgefülltes Wasser, gleich wieder in uns selbst um. Eine Toilette brauchen wir heute nicht, denn das Wasser, gerade oben eingegeben, kommt aus jeder Pore, die uns dafür zur Verfügung steht, als salzige Flüssigkeit wieder raus. Aber wir können uns trösten, wir sind mit diesem Makel
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