Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
Stück
entlang. Wir sammeln uns einige Mandeln auf und knacken sie mit Hilfe von
Steinen direkt an Ort und Stelle. Sie schmecken köstlich. Wir haben keine Lust
die Rucksäcke ab zuschnallen aber mit dem Gewicht auf dem Rücken ist diese
Aktion auch nicht gut zu bewältigen. Ein kleiner Beutel kommt aber doch
zusammen. Wir kommen nach Muruzabal und finden dort eine einladende Bar. Hier
können wir uns bei einem guten Kaffee erst einmal aufwärmen. Karola telefoniert
kurz mit der Heimat und dann müssen wir wieder aufbrechen. Draußen empfängt uns
wieder Nieselregen, also helfen wir uns gegenseitig beim Befestigen der
Regenumhänge. Als wir die Kirche umkreisen, um den offenen Eingang zu finden -
der jedoch verschlossen ist - treffen wir wieder unser spanisches Pilgerpaar.
Wir begrüßen uns kurz und ziehen schließlich mit einem „Buen Camino“ weiter.
Der nächste Ort ist die Stadt Puenta la Reina, aber zuvor kommen wir noch durch
einen wichtigen Ort für den „Camino Frances“, Obanos. Hier vereinigen sich die
beiden Pilgerwege aus Roncesvalles und Samport. Das fällt mir jedoch erst zu
Hause beim Schreiben auf und ich finde schade, dass wir dem Ort nicht mehr
Beachtung geschenkt haben.
Wir durchlaufen heute eine schöne Hügellandschaft, der Weg ist keine große
Herausforderung, aber das Auge wird trotzdem verwöhnt. Weithin können wir ins
Land sehen, auf den Feldern wachsen Olivenbäume, ich schaue mir die Früchte an
den uralten Bäumchen aus der Nähe an. Das ist toll und ich muss an meine
Kübelpflanze zu Hause denken, die es so weit nie bringen wird. Ich pflücke mir
einen Olivenzweig mit Früchten und stecke ihn an meinen Rucksack fest. Er
begleitet mich bis ans Ende der Welt, dort werde ich ihn dem Ozean übergeben.
Es gibt viel zu entdecken, man muss nur hinschauen. Wie ich so weiterlaufe denk
ich: „Was sind das nur für sonderbare Pflanzen, mit den dicken weißen
Früchten?“ Als ich mir die Sache näher betrachte, staune ich. Es sind trockene
Zweige, die über und über mit kleinen Weinbergschnecken bestückt sind. Als ich
genug gestaunt und geträumt habe, eile ich hinter Karola her, die mein Fehlen
wohl noch nicht bemerkt hat.
Gegen 11.00 Uhr erreichen wir Puenta la Reina. Wir ruhen uns auf einer Bank aus
und versorgen unsere Füße. Ich muss leider frische Blasen versorgen, die mich
schon etwas behindern. Bei Karola hat sich auch ein neues Leiden eingestellt.
Ihr rechter Großzeh sieht entzündet aus. Die Wunden werden versorgt und Karola
zieht zur Entlastung ihre Sandaletten an. Gleich in Sichtweite steht eine
Kirche, die wir uns vor unserem Weitermarsch noch ansehen wollen. Wir haben
gestern Abend schon von Janos Kertesz erfahren, das es sich um eine besondere
Kirche handelt. Es ist eine ehemalige Templerkirche “Iglesia del Crucifijo” aus
dem 11. Jahrhundert. Hier hängt ein ungewöhnliches Pilgerkreuz mit einer
Y-Form. Im Mittelalter soll ein rheinländischer Pilger dieses Kreuz den Weg von
Deutschland bis hier her auf seinen Schultern getragen haben. Es ist ein besonderer
Ort, man kann es spüren. Beeindruckt setzen wir den Weg fort und durchwandern
die alte Stadt, immer den Pfeilen folgend. Dabei kommen wir am Marktplatz
vorbei. Heute ist Sonnabend und in Puenta la Reina ist Markt. Wir drehen eine
Runde über den Platz füllenden Markt und beobachten das bunte Treiben. Wir
kaufen gleich an Ort und Stelle unsere Wochenendvorräte ein und wandern dann
weiter. Endlich erreichen wir den Stadtausgang und damit die berühmte Brücke,
die der Stadt ihren Namen gibt - Brücke der Königin. Sie ist wirklich
beeindruckend und wir machen einige Fotos. Als wir am Ende der Brücke sind,
sitzen da neben der Brücke auf einer Bank Leni und unsere finnische Ärztin. Ein
kurzes Hallo und ein gegenseitiges Foto auf der schönen Brücke und dann verabschieden
wir uns von den beiden. Kaum sind wir weg, fällt uns ein, dass wir gar nicht
nach Lenis Mann gefragt haben. Vielleicht treffen wir uns noch mal.
Jetzt wird es aber Zeit für unsere Mittagsruhe. Inzwischen ist auch die Sonne
mal wieder da. Wir halten also Ausschau nach einem schönen Rastplatz. Zunächst
sieht es so aus, als würde sich wieder nichts rechtes finden. Wir wollen nicht
wieder so eine aufregende Pause verbringen wie gestern.
Wir suchen heute Ruhe. Neben dem Weg geht es zu Olivenhainen in die Höhe, ein
kleiner Hang. Wir finden einen Aufstieg und einen himmlischen Platz unter den
faszinierenden Bäumen. Ein direkter Blick auf den
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