Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
unserer mittäglichen Lesestunde erfuhren, dass das
die alte römische Straße für die Soldaten war, fühlten wir uns geehrt an diesem
historischen Ort unsere Fußsohlen im Schmerz zu spüren. Auch eine herrliche
Steinbrücke aus dieser Zeit, haben wir überquert. Dann geht es wieder steil
bergauf. Auf dem Berg erwartete uns das nette Dorf Lorca. Eine kleine Bar
finden wir direkt im Dorf, sie ist gleichzeitig die Herberge. Im Inneren der
Bar sitzen einige Frühstücksgäste und mitten unter ihnen zwei bekannte
Gesichter! Ja richtig - Leni mit Frau Doktor aus Finnland - wir nennen sie
mittlerweile - frei nach H.P. Kerkeling - unseren Schatten. Sie haben hier
übernachtet und sind gerade im Aufbruch begriffen. Ihre Laune scheint bestens
zu sein. Wir lassen sie ziehen und genießen unseren Kaffee. Wir halten uns
nicht lange auf und verlassen bald den Ort. Wir haben Leni übrigens wieder
nicht gefragt, wie es mit ihrem Mann gerade so läuft, vielleicht begegnen wir
uns ja noch mal, denn seinen Schatten wird man ja bekanntlich nicht so leicht
los. Wir suchen uns so gegen 10.00 Uhr schon mal ein schönes Plätzchen. Es ist
zwar noch sehr früh, aber unser Weg ist heute kurz und wir wollen uns einfach
mal gehen lassen. Oberhalb des "Weges" auf einer schönen Wiese, steht
eine riesige Eiche. Wir machen es uns hier bequem. Am Sonntag sind viele
Spanier zu Kurzwanderungen unterwegs und füllen so den Weg.
Wir sehen Scharen von Pilgern unten am Weg vorüber ziehen, bekannt ist uns kaum
jemand. Und weil heute Sonntag ist verbringen wir hier geschlagene 3 Stunden.
Es gibt viel zu tun, wir nehmen unser Mittag ein, es werden Karten an die
Heimat geschrieben, Vorlesen darf nicht fehlen und obendrein gönnen wir uns
heute eine schöne ausgiebige Schlafpause. Ich schaffe es auch ein wenig
einzunicken. Es ist fast 14.00 Uhr als wir unseren Weg endlich fortsetzen. Die
Strecke ist heute ganz flach und das Laufen fällt leicht. In Villatuerta machen
wir unseren letzten Tagesstopp und gönnen uns in einer Bar den berühmten
Schinken und ein Bier. Die Spanier feiern ihren Sonntag laut wie gewohnt und
wir kommen uns zwischen Ihnen wie Fremdkörper vor. Das Bier hätten wir uns doch
lieber für den Abend aufheben sollen, denn nun sind wir träge und lustlos. Das
Wandern wird jetzt mühsam. Da kommt mir der Anruf gerade recht. Eberhard ruft
an, um mir von den Ereignissen in der Heimat zu berichten. Den Kindern und ihm
geht es gut. Ich frage nach Bekannten und Nachbarn, aber es hat sich wohl nicht
viel ereignet. Ich berichte von unseren Erlebnissen, gelaufenen Kilometern, dem
herrlichen Wetter und wie es ist, gerade unter einem Olivenbaum zu stehen oder
welche Gefühle einen beim Betreten der uralten Kirche, in der vielleicht schon
die Tempelritter Rast gemacht haben, beschleicht.
Estella hält nicht unbedingt was der Name verspricht. Wir erreichen die Stadt
gegen 16.00 Uhr. Eine gerade Straße - höchstens 4 Meter breit - rechts und
links ragen alte Häuser empor, alles ist mit gelben Hinweisen gespickt. Diese
Gasse durchquert die Stadt, verlaufen ist unmöglich! Wir wollen nicht in der
Stadt bleiben, weil wir keine Lust auf eine überfüllte Herberge haben. Deshalb
bündeln wir unsere letzte Energie und laufen noch einen Kilometer aus der Stadt
heraus. Heute wollen wir es mal sportlich halten. Wir übernachten in einer
Turnhalle am Stadtrand von Estella. Die Herberge haben wir uns schon vorher
rausgesucht, weil wir die Erfahrung gemacht haben, das solche Herbergen nicht
so überlaufen sind.
Außerdem zahlen wir heute 6 € für die Übernachtung und dafür bekommen wir eine
riesige Turnhalle mit modernen Waschräumen, eine kleine Bar ist in der Halle
integriert, unser Schlafraum befindet sich im Keller, ist sehr großzügig
angelegt und in Bereiche abgeteilt, so das man seine Privatsphäre hat.
Die Herberge wird von Peter, einem freundlichen Deutschen, wir schätzen ihn auf
60 Jahre, geführt. Wir kommen schnell mit ihm ins Gespräch. Deutschland hat er
den Rücken zugekehrt. Er ist dort 2 mal glücklich geschieden erfahren wir und
lebt seit dem in Spanien. Seit 10 Jahren ist er für die Herberge
verantwortlich. Sie hat von Ostern bis Ende Oktober geöffnet und Peter wartet
in dieser Zeit, in seinem improvisiertem netten Büro, Tag ein Tag aus, auf
Pilger die hier übernachten. Er hat eine kleine Unterkunft in der Turnhalle,
Kost und Logis sind frei. Wenn keine Saison ist, also die Zeit von November bis
Ostern, zieht er selbst die
Weitere Kostenlose Bücher