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Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Titel: Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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nicht schlimm warm wie sonst, wenn sie merkte, dass sie gleich rot werden würde.
    Anna aß genüsslich langsam, als wolle sie verhindern, zu schnell mit dem leckeren Essen fertig zu sein. Es war nur blöd, dass Märzbritt kein Chikkaboo mochte. Und als Papa meinte, etwas anderes gebe es aber nicht, wurde sie sauer. Das legte sich glücklicherweise schnell wieder. Die meisten Dinge waren schnell vorüber bei Märzbritt, dachte Maibritt glücklich. Jetzt erzählte ihre neue beste Freundin gerade eifrig von dem schrecklichen Bett, das Anna für sie gebaut hatte.
    »Da kann ich auf keinen Fall schlafen«, sagte sie und schlug mit beiden Händen auf den Tisch. »So wahr ich Märzbritt heiße!«
    Papa wischte sich mit der Serviette den Mund ab.
    »Das Tier, der Köter, der da draußen an das Gartentor gebunden ist«, sagte er und sah Märzbritt an, »wie heißt der noch gleich? Rambo?«
    »Ja«, sagte Märzbritt und rümpfte schon wieder die Nase. »Aber sei doch so nett, ihn nicht Tier oder Köter zu nennen, das darf nur ich. Er heißt Rocky Rambo Balboa.«
    »Ha«, sagte Papa und lachte, »da hätte ich was, womit ihr euer neues Schlafzimmer aufpeppen könnt.«
    Er stand auf und ging in den Keller runter.
    Maibritt kaute langsam auf dem Lachs und versuchte, dabei so elegant auszusehen wie Anna. Anna nahm immer nur ganz wenig auf die Gabel, und wenn sie sie zum Mund führte, geschah das mit der Eleganz einer Ballerina. Außerdem sprach sie nicht mit vollem Mund. Sie aß wie in einem vornehmen Film.
    Mama war fast fertig mit ihrer Portion, ehe Anna überhaupt angefangen hatte.
    »Hier«, sagte Papa von der Türschwelle und trat mit einem aufgerollten Poster in die Küche. »Dieses Poster in all dem Rosa, dann sind Anna und Märzbritt beide zufrieden.«
    Er rollte es auf und hielt es vor sich. Es war so groß, dass Papa fast dahinter verschwand.
    Auf dem Plakat war ein Mann abgebildet. Besonders gut sah er nicht aus. Der Mund war schief, und er war völlig verschwitzt. Um die Stirn hatte er ein kariertes Halstuch. Sein Oberkörper war nackt. Jedenfalls sah er ganz schön stark aus, dachte Maibritt. Aber das Haar war eklig strähnig und fettig.

    Märzbritt saß mit offenem Mund da, fehlte nur, dass sie anfing zu sabbern, und ihre Augen waren groß wie Chikkaboo-Teller.
    »Sylvester Stallone«, flüsterte sie andächtig. »Rambo! Rocky Balboa!«
    »Wer ist das?«, flüsterte Maibritt Mama ins Ohr, als Märzbritt von ihrem Stuhl aufsprang.
    »Ein Schauspieler, der in Filmen mitspielt, die du noch nicht sehen darfst«, antwortete Mama ziemlich laut. »In Filmen mit viel Gewalt und Blut und Kämpfen. Absolut ungeeignet für Kinder, wenn du mich fragst.«
    »Bei mir darf sie so was auch nicht sehen«, sagte Anna eilig. »Ich verbiete es ihr, aber mein Vater, also Victorias Großvater …«
    »Ich heiße Märzbritt«, sagte Märzbritt.
    »Also, Märzbritts Großvater …«
    »Und das ist für mich?«, rief Märzbritt aufgeregt. »Ist das wirklich wahr? Krieg ich das Plakat von Sylvester Stallone?«
    Papa war so sicher gewesen, als er in den Keller gegangen war, um es zu holen. Jetzt flackerte sein Blick unsicher.
    »Ja, doch«, sagte er etwas zögerlich. »Natürlich kannst du es haben. Aber wie wär’s … vielleicht sollten wir es besser hier bei uns aufhängen? Wir haben einen kleinen Trainingsraum im Keller, und du bist jederzeit willkommen, uns zu besuchen und es dir anzugucken, sooft du willst …«
    Märzbritt drehte sich zu ihrer Mutter um. »Neeeiiiinnn!«, rief sie empört und fing an zu heulen. »Ich will es über dem Be-he-hett haben!«
    Maibritt war verdutzt. In ihren Augen war Märzbritt keine Heulsuse. Aber in diesem Moment stand sie mitten in der Küche und heulte schlimmer als Juni, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Die Tränen spritzten ihr regelrecht aus den Augen, und der Mund war so weit aufgerissen, dass man das rosa Zäpfchen hinten im Rachen zittern sah.

    Da begann Rambo zu bellen. Tief grollend wie ein Löwe, dachte Maibritt. Obwohl Löwen eigentlich gar nicht bellten.
    Märzbritt klappte den Mund schlagartig zu. »Da kommt jemand«, schniefte sie und wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase lang.
    »Aha?« Papa rollte das Poster auf und ging zu dem Fenster, das zur Auffahrt rausging. »Merkwürdig«, sagte er. »Das ist die Polizei. Zwei Polizisten. Was die wohl wollen? Aber … Märzbritt, ich glaube, du musst rausgehen und sie reinlassen, sie scheinen Angst vor Rambo zu haben.«
    »Das

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