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Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Titel: Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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übernehme ich«, sagte Anna schnell.
    Sie war eindeutig erleichtert, dass das Poster mit dem Muskelprotz wieder aufgerollt war. Rambo kläffte erneut, und Anna lief nach draußen, um den Polizisten beizustehen.
    »Er ist nicht gefährlich!«, hörten sie sie rufen, sobald sie aus der Haustür war. »Er sieht gefährlicher aus, als er ist! Ich komme!«
    »Das stimmt«, sagte Märzbritt und sah Maibritt mit dem gleichen finsteren Blick an wie vorhin, als Robert und seine Freunde geflüchtet waren. »Er ist
nicht
gefährlich, er sieht nur so aus. Er beißt niemanden, und am allerwenigsten Kinder. Nicht einmal fiese Jungs, die dauernd Mädchen aus der zweiten Klasse ärgern. Stimmt’s, Maibritt?«
    Maibritt antwortete nicht. Jetzt würde sie ins Gefängnis kommen. Das war das Einzige, woran sie denken konnte. Im Gefängnis sitzen war tausendmal schlimmer, als Feuerqualle oder Maya-Papaya oder Ampel genannt zu werden. Lieber würde sie jeden Tag die Schule wechseln, als ins Gefängnis zu kommen.
    »Aber Schatz, was ist denn mit dir los?« Mama beugte sich über den Tisch und nahm Maibritts Hand zwischen ihre. »Du bist ja leichenblass.«
    Maibritt betete zu Gott und versuchte gleichzeitig, Mama mit Blicken die im Moment weltwichtigste Nachricht zu übermitteln:
Hilf mir, Mama, damit ich nicht ins Gefängnis muss!
    Und das Wunderbare war, dass Mama sie verstand.

[zurück]
    Siebtes Kapitel,
    in dem Mama Maibritt vor dem langen Arm des Gesetzes rettet und sich selbst nicht ganz korrekt verhält und in dem Maibritt am gleichen Tag noch einen zweiten Freund findet.
    Die zwei Polizisten sahen ziemlich streng aus, besonders der ältere. Sein Bart war so dicht und buschig, dass man seinen Mund überhaupt nicht sehen konnte.

    »Also«, sagte er, sobald er im Flur stand, »bin ich hier richtig bei Familie …?«
    Mehr sagte er nicht, und alle anderen schwiegen auch.
    »Ich glaube, er will wissen, wie wir heißen«, sagte Märzbritt schließlich. »Hallo!« Sie griff beherzt nach der großen Hand des Polizisten. »Märzbritt Krakow mein Name!«
    Der Mann richtete sich bedrohlich auf, als sie seine Hand kräftig schüttelte. Der Bart bewegte sich, als würde er heftig auf etwas kauen.
    »Und wie heißen Sie?«, fragte Märzbritt.
    »Polizeikommissar Haraldsen«, antwortete der Mann. »Und mein Kollege heißt Kurt Halle.«
    »Hallo«, sagte Maibritts Vater. »Ich bin Kent Solgård. Das ist meine Frau, Gro Larsen. Und das …«, er zeigte auf Anna, »ist Anna. Anna Krakow. Märzbritts Mutter. Unsere neue Nachbarin.«
    Papa ist nervös, dachte Maibritt. Wenn er nervös war, sprach er immer in kurzen Sätzen. So wie jetzt. Aber
er
hatte doch gar nichts Verbotenes getan, wieso hatte er da Angst vor der Polizei? Ihr selbst waren vor Panik die Füße eingeschlafen, und sie musste mal ganz dringend aufs Klo.
    Der junge Mann sah Märzbritt amüsiert an. Er hatte fast so weißblondes Haar wie sie, aber eine ganz andere Frisur, viel kürzer und viel ordentlicher. Und offensichtlich hatte er es auch nicht selbst geschnitten.
    »Ist das dein Hund da draußen?«, fragte er lächelnd.
    »Ja«, sagte Maibritt, »Rambo ist mein Hund. Der liebste Hund auf der Welt. Er beißt nie jemanden. Nicht einmal fiese Jungs, die jüngere Mädchen ärgern, die am Wochenende auf einer stillen Straße herumbummeln und keiner Fliege was zuleide tun.«
    Der Bart des älteren Polizisten wackelte wieder, und sein Blick verfinsterte sich noch mehr. Kurt Halle aber musste lachen.
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Mama.
    Maibritt wurde schwindelig, aber Mama machte einen unauffälligen Schritt zur Seite und schob sich schräg vor sie, um Maibritt vor dem strengen Blick des Polizisten zu schützen.
    »Es ist eine Anzeige bei uns eingegangen«, sagte Haraldsen. »Ein Hund, dessen Beschreibung dem Biest da draußen bis aufs i-Tüpfelchen gleicht, soll einen kleinen Jungen gebissen haben.«
    Märzbritt stampfte mit dem linken Fuß auf und stemmte die Hände in die Taille.
    »Erstens ist Rambo kein Biest!«, rief sie. »Und zweitens hat er überhaupt niemanden gebissen. Und drittens war der Junge kein bisschen klein, und wenn ich …«
    »Ich denke, das sollten wir Erwachsenen untereinander klären«, fiel Mama Märzbritt ins Wort und machte noch einen Schritt zur Seite.
    Maibritt starrte auf Mamas blauen Kleidrücken. Sie kriegte wieder etwas besser Luft, aber es rauschte noch immer in ihren Ohren. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so dringend

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