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Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan

Titel: Zwei kunterbunte Freundinnen | Das Chaos wohnt nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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in den Garten, ohne den anderen zu sagen, was sie vorhatte.
    Kurt Halle blieb am Gartentor stehen, als er Schritte hinter sich hörte. »Na«, sagte er und lächelte wieder. »Willst du mir etwas sagen?«
    »Kommt Mama jetzt ins Gefängnis?«, flüsterte Maibritt. »Sie wollte mich doch bloß davor retten, dass ich verhaftet werde.«
    »Nein, kommt sie nicht«, flüsterte er zurück und ging in die Hocke. »Aber sie sollte uns nicht anlügen. Sie sollte überhaupt nicht lügen, wenn du meine Meinung hören willst.«
    »Sie hat einfach nur eine sehr lebhafte Phantasie«, sagte Maibritt und schniefte. »Das braucht sie für ihre Arbeit, sozusagen. Papa sagt
Berufskrankheit
dazu.«
    »Hör mal«, sagte Kurt Halle. »Du scheinst mir doch ein vernünftiges Mädchen zu sein. Ich habe vorhin mit Robert Svendsen gesprochen und kann mir gut vorstellen, dass er nicht der Netteste ist. Jedenfalls nicht zu Mädchen.«
    Maibritt kamen wieder die Tränen.
    Kurt strich ihr über die Wange.
    »Hilf deiner Freundin, auf ihre Monsterdogge aufzupassen.« Er nickte Rambo zu, der in der Sonne döste. »Dann betrachten wir diese Geschichte als erledigt. Robert wurde ja nicht ernsthaft verletzt. Und sollte wieder mal so was passieren, ruf mich einfach an.« Er fischte eine Visitenkarte aus der Brusttasche und drückte sie Maibritt in die Hand. »Freunde?«, fragte er und verbeugte sich leicht.

    »Ja, gern«, sagte Maibritt. »Aber jetzt muss ich ganz dringend aufs Klo.«
    »Dann lauf«, sagte Kurt und folgte seinem Kollegen.
    »Woff«, sagte Rambo und gähnte ausgiebig.

[zurück]
    Achtes Kapitel,
    in dem Maibritt so sehr nachgrübelt, dass sie Kopfschmerzen bekommt, in dem ein Engel mit goldbepuderten Flügeln auftaucht und in dem Märzbritt und Mama dummerweise eine neue Superidee haben.
    Maibritt fand es unendlich schwierig, den Unterschied zwischen Phantasie und einer Lüge zu erkennen. Phantasie war an und für sich etwas Positives. Lügen war nicht okay. Aber bei beiden ging es um Dinge, die nicht der Wirklichkeit entsprachen. Maibritts Kopf rauchte schon fast vor lauter Grübelei, weil sie nicht verstand, was der Unterschied zwischen Phantasie und Lüge war. Zu fragen traute sie sich nicht, weil sie sich nicht blamieren wollte.
    Jetzt saß sie in der Abstellkammer, in der es noch ganz leicht nach Junis Pipi roch, aber stärker nach Papas Joggingschuhen. Es war dunkel in der Kammer, bis auf einen schmalen Streifen Licht, der durch den Türspalt fiel. Mit dem Lichtstreifen drangen auch ein paar Geräusche zu ihr herein, genauer gesagt das Lachen von Märzbritt und Mama aus der Küche. Sie hatten überhaupt nicht mitbekommen, dass Maibritt weggegangen war.
    Obwohl Mamas Geschichte mit dem zweiten Frühstück für Rambo ziemlich lustig war, fand Maibritt es ganz und gar nicht in Ordnung, dass sie die Polizisten angeflunkert hatte.
Anekdote
hatte Mama es genannt, nachdem Anna aufgebrochen war, und Papa glaubte, Märzbritt und Maibritt wären mit ihr gegangen.
    Maibritt zog die Beine an den Körper, schlang die Arme um die Knie und legte das Kinn darauf. Eine Anekdote war eine Lügengeschichte mit lustigen und übertriebenen Details, hatte Mama gesagt. Wenn jemand eine Anekdote erzählte, wussten alle, dass es sich um Flunkerei und Unfug handelte. Eine gute Geschichte hingegen sollte wahr sein. Größtenteils zumindest, meinte Mama, auch wenn es nichts schadete, das Ganze mit der einen oder anderen Übertreibung aufzupeppen. Aber Lügen war eine Todsünde und nicht erlaubt.
    Maibritt hatte Kopfschmerzen. Eigentlich sollte sie sich freuen. Es war Samstag und schulfrei, und sie hatte zwei neue Freunde gefunden. Märzbritt und Kurt. Genau genommen sogar drei mit Anna. Das waren mehr, als sie im ganzen Schuljahr bisher gefunden hatte, dachte Maibritt und wurde noch trauriger.
    Da klingelte es an der Haustür. Maibritt hörte Papa die Treppe runterlaufen. In der Küche wurde weiter gelacht und herumgealbert.
    »Hallo«, hörte Maibritt Papa sagen. »Hast du was vergessen?«
    Maibritt wurde ganz warm, als sie Annas Stimme hörte.
    »Ja, meine Jacke. Draußen ist so schönes Wetter, da kann das schnell passieren.«
    Die Tür zur Abstellkammer ging auf.
    »Sitzt du hier?«, fragte Papa überrascht.
    Maibritt antwortete nicht. Es war ja wohl ziemlich offensichtlich, dass sie hier saß, genauso klar wie die Tatsache, dass Anna in der Tür stand.
    Papa hatte die dumme Angewohnheit, häufig Dinge zu fragen, die ganz offensichtlich waren, so wie er

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