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Zwei Schritte hinter mir

Zwei Schritte hinter mir

Titel: Zwei Schritte hinter mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah McClintock
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brauche Zeit. Meine Mutter sagt, das sei schon so gewesen, als ich noch ein kleines Baby war. Ich hätte mit geschlossenen Augen in meiner Wiege gelegen, aber sie wusste, dass ich wach war. Ich hätte mich sammeln müssen. Sie sagt, bei ihr sei es genauso. Sie liegt gern still im Bett und lässt den Tag langsam in ihr Bewusstsein vordringen.
    Das tat ich, als ich aufwachte. Ich lag im Bett, hatte die Augen geschlossen und ließ den Tag in meine Knochen dringen.
    Ich dachte an meinen Traum. Es war so verrückt gewesen. Allison würde mich auslachen, wenn ich ihr davon erzählte. Sie würde wahrscheinlich so etwas sagen wie: »Da machst du dich über jeden lustig, dass er
überreagiert, aber wenn du mich fragst, bist du im Unterbewusstsein genauso besorgt wie alle anderen.« Allison liebte das Thema Unterbewusstsein.
    Ich holte tief Luft und begann, mich zu strecken.
    Da stellte ich plötzlich fest, dass etwas nicht stimmte.
    Ganz und gar nicht stimmte.
    Ich konnte meine Arme und Beine nicht bewegen.
    Ich öffnete die Augen und sah mich schlaftrunken um. Augenblicklich wurde mir fast schlecht. Nein , dachte ich, nein, nein, NEIN!
    Ich lag nicht auf meiner schönen weichen Matratze zwischen meinen schönen frischen Laken. Stattdessen lag ich auf einem Fußboden ohne Teppich. Ich zerrte an meinen Armen, aber sie bewegten sich immer noch nicht. Zuerst wusste ich gar nicht, was los war, denn mein Kopf funktionierte noch nicht richtig. Er fühlte sich schwammig und schwer an. Ich hatte Kopfschmerzen. Ich sah alles nur verschwommen und als ich endlich wieder klar sehen konnte, war ich so durcheinander, dass ich meine Umgebung nicht einordnen konnte. Erst nach einem Augenblick wurde mir klar, dass ich mich nicht in unserem Haus, geschweige denn in meinem Zimmer befand. Mein Herz begann wie rasend zu hämmern. Plötzlich sog ich die Luft so schnell ein, dass mir schwindelig wurde. Ich war mir sicher, ich würde das Bewusstsein verlieren. Ich presste die Augenlider zusammen – vielleicht war das ja
nur einer von diesen Träumen, so ein Traum, in dem man träumt, dass man aufwacht, aber eigentlich noch schläft. Ich holte ein paar Mal tief Luft und lag still, bis ich sicher war, dass ich tatsächlich hellwach war.
    Ich schlug erneut die Augen auf und sah mich blinzelnd um. Ein eisiges Gefühl durchlief mich, genau wie damals, als Clark Adderly, der Polizeichef, zu uns gekommen war und leise mit meiner Mutter geredet hatte, die weinend auf dem Sofa saß. Ich hatte damals nicht glauben wollen, was passiert war, genauso, wie ich nicht glauben wollte, was ich jetzt sah. Dasselbe eisige Gefühl wie letzte Nacht kroch über meinen ganzen Körper und ließ mich so erstarren, dass ich kaum atmen konnte.
    Ich befand mich in einer Art Hütte. Sie war klein und schmutzig. Der Holzfußboden war bloß und kalt. Die Wände waren kahl und nicht gestrichen. Lediglich ein Kalender aus einem Eisenwarengeschäft war mit einem Nagel an der Wand befestigt worden. Er bog sich an den Rändern nach oben; er war schon fünfzehn Jahre alt.
    Wessen Hütte war das? Wo befand sie sich? Was machte ich hier?
    Und warum konnte ich mich nicht bewegen?
    Weil ich gefesselt war.
    Meine Handgelenke waren fest auf meinen Rücken gebunden. Auch meine Knöchel waren gefesselt und
zurückgebogen worden. Sobald ich versuchte, meine Beine zu bewegen, zog sich das Seil um meine Handgelenke fester, daher wusste ich, dass meine Hände und Füße mit demselben Seil gefesselt worden waren, so wie man ein Tier fesselt, damit es sich nicht bewegen kann. Ich konnte nicht aufstehen. Ich konnte mich nicht einmal aufsetzen.
    Ein Gedanke nach dem anderen explodierte in meinem Gehirn, peng, peng, peng , wie Gewehrschüsse.
    Gedanke: Meine Mutter hat recht gehabt.
    Gedanke: Ich hoffe, sie hat die Polizei gerufen. Ich hoffe, sie suchen mich.
    Gedanke: Ich hoffe, sie glaubt nicht, ich sei wieder weggelaufen. Wenn ja, dann würde die Polizei an den falschen Stellen suchen. Sie würden mich erst finden, wenn es zu spät war, vorausgesetzt, sie fanden mich überhaupt.
    Gedanke: Jemand hat mich überfallen und hierher gebracht.
    Gedanke: Die beiden verschwundenen Mädchen mussten genauso viel Angst gehabt haben wie ich jetzt, und diese Angst war so stark, dass ich fürchtete, mir würde das Herz stehen bleiben.
    Gedanke: Wer auch immer mich überfallen und hierher gebracht hatte, musste hier irgendwo sein.
    Gedanke: Vielleicht war er – wenn ein Mädchen vermisst wird, ist es immer ein er

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