Zwei sind eine zu viel
solange der Kerl frei rumlief, sowieso nicht aus den Augen lassen. Sie brauchte also keine Angst zu haben. Das Adrenalin, das schon den ganzen Nachmittag durch ihre Adern geflossen war, war nun aufgebraucht. Sie wollte nur noch duschen und anschließend ins Bett fallen.
Simon griff nach ihrer Hand und drückte sie. Man konnte ihr offenbar a n sehen, wie erschöpft sie war. Er ließ sie auf der Beifahrerseite seines Wagens einsteigen und fragte gar nicht erst, was sie wollte.
In seiner Wohnung führte er sie direkt ins Badezimmer.
„ Ich brauche eine Dusche und dann ein Bett.“
„ Kriegst du.“
Er stellte den Duschkopf auf Regen und schaltete auch noch die Massag e köpfe dazu, die in der Wand eingelassen waren. Dann half er ihr, die zerriss e nen Sachen auszuziehen. Als er ihr die Bluse über die Schultern zog, sah er den dicken Bluterguss auf ihrem Oberarm. Mit angehaltenem Atem strich er darüber. Er sagte nichts, aber seine Stirn zog sich zusammen. Sie stand jetzt nackt vor ihm. Er schloss sie in die Arme und hielt sie fest. Sie kuschelte sich noch ein Stück tiefer, als er ihr über den nackten Rücken fuhr. Sie standen da, ohne etwas zu sagen. Es herrschte eine innige Übereinkunft, die keiner Worte bedurfte.
Als sie am nächsten Morgen vor den Aufzügen bei Rodenheim standen, wu r de ihr übel und ihre Knie gaben nach. Wann würde sie wieder in einen Au f zug steigen und nicht Römers Gesicht sehen?
„ Weißt du eigentlich, welche Farbe das Treppenhaus hat?“ Sie blickte i m mer noch starr auf die verschlossene Aufzugtür.
Er betrachtete sie verwundert von der Seite. „Wie kommst du denn d a rauf?“
„ Nur so.“
„ Betongrau, glaub ich.“
„ Gut.“ Sie würde auch heute nicht die Treppen steigen. Sie fuhren bis zur vierten Etage durch und Emma wunderte sich, warum Simon hier ausstieg. Er zog sie mit sich. „Warum steigen wir hier aus?“
„ Ich muss noch etwas klären und fände es gut, wenn du dabei wärst.“
Als ihr auffiel, welche Richtung er eingeschlagen hatte, wurden ihre Schritte kleiner. Er ging zum Personalbüro. Warum machte er das? Sie hatte keine Lust auf Frau Hochwein-Tungelhagen. Konnte er das nicht allein klären?
Er klopfte und öffnete ohne eine Antwort abzuwarten die Tür. Er zog Emma wie ein Hündchen hinter sich her und sie überlegte kurz, die Fersen in den Teppich zu stemmen.
„ Guten Morgen, Martina.“ Er hielt immer noch ihre Hand, als hätte er Angst, sie könnte abhauen, wenn er sie losließe. Wie recht er doch hatte.
„ Herr Bogener …“
Frau Hochwein-Tungelhagen stockte, als sie Emma hinter Simon stehen sah. Am liebsten hätte sie sich hinter seinem breiten Rücken versteckt, aber das erschien ihr doch zu kleinmädchenhaft. Der Drache war sprachlos, stellte sie genüsslich fest.
„ Ich möchte Ihnen unsere neue Redaktionsassistentin vorstellen.“ Er l ä chelte zuckersüß und sie hätte ihn für diese Geste am liebsten geküsst. Gleich hier. „Frau Jakobsen passt hervorragend in unser Team. Sie wird mit Susanne Wagner und Herrn Krüger zusammenarbeiten.“ Er räusperte sich und nichts ließ daran zweifeln, wer hier der Überlegenere war. „Ich denke, es ist in I h rem Sinne, dass ich die Entscheidung persönlich getroffen habe.“
Martina wurde blass und fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. „Aber natürlich, Herr Bogener.“
„ Gut. Dann dürfen Sie sich um den Arbeitsvertrag kümmern und ihn mir vorlegen, sobald er fertig ist.“
Sie nickte.
Emma war mit jedem Wort, das er gesagt hatte, ein Stück größer geworden. Das verdutzte Gesicht von der Hochwein-Tungelhagen wärmte ihr Herz.
„ Dann kann ich mich in Zukunft darauf verlassen, dass Frau Jakobsen bei Ihnen in guten Händen sein wird?“
Sie nickte wieder.
Simon schaffte gerade noch ein Auf Wiedersehe n in Martinas Richtung zu murmeln, bevor er Emma nach draußen zog.
Epilog
Drei Monate später …
„ Simon, was ist mit Fußball? Ich versuche, Karten für das nächste Spiel Hertha gegen Bayern zu bekommen. Gehst du mit?“
Joe sah Simon an.
„ Klar.“
Zu Emmas größter Freude verstanden sich Simon und Joe mittlerweile hervorragend. Fast schon ein bisschen zu gut. Nicht selten verbündeten sich die beiden gegen sie. Eine schnippische Bemerkung konnte sie sich nicht ve r kneifen. „Männer! Bestellen Fußballkarten drei Monate im Voraus, aber Weihnachtsgeschenke kaufen sie an Heiligabend.“ Sie schüttelte den Kopf und betrachtete Joe. Er
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