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Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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breite rote Schärpe. Isas Blick verweilte bei den prächtigen, in ihrem Geschirr stampfenden Pferden. Ihr Fell leuchtete in den Schattierungen von Ebenholz, Gold und Ton. Die geflochtenen Mähnen waren mit Straußenfedern verziert. Auf den Kruppen war das Fell in geometrischen Mustern geschoren, die man mit blauer und zinnoberroter Farbe ausgemalt hatte.
    Ein Geräusch von Schritten ließ Isa den Kopf wenden. Der Admiral und sein Gefolge hatten die Kommandobrücke verlassen. Mit einer Handbewegung entließ Torr die Offiziere und trat auf die Gefangene zu. Unter seinem goldenen Mantel trug er ein weißes Gewand, das von einem breiten, mit Edelsteinen besetzten Ledergürtel zusammengehalten wurde. Zum ersten Mal sah ihn Isa ohne seinen Kriegshelm. Sein Gesicht war ernst und von finsterer Majestät. Graue Strähnen durchzogen sein schwarzes Haar und die an ihn gestellten Anforderungen hatten auf seinem Antlitz frühzeitig Spuren hinterlassen. Die Haut um seine Augen war dunkel und gespannt, und tiefe Falten hatten sich in seine Mundwinkel gegraben.
    Â»Der Wagen erwartet uns«, sagte er zu Usir, der sich ehrfürchtig verneigt hatte. Er warf einen raschen Blick auf Isa und fügte hinzu: »Sie wird uns zu Fuß begleiten.«
    Er wandte sich ab und stieg das Fallreep hinunter. Usir zögerte unmerklich, dann folgte er ihm. Sie verließen das Schiff. Der Wächter befreite Isas Fußgelenke von den Ketten, doch ihre Hände blieben gefesselt. Rau stieß er das Mädchen vor sich her. Die Menge tuschelte, als sie an Land stieg. Einige Frauen kicherten. Isa hob trotzig das Kinn. Nicht ein Blick ihrer schimmernden Augen streifte die aufdringlichen Gaffer. Der Wagenlenker stand unbeweglich, nur die Muskeln seiner Arme bebten, weil er die Pferde festhielt. Torr stieg ohne Hilfe in die Quadriga und setzte die Füße in die Gurte. Der Lenker reichte ihm die Zügel. Usir nahm zu seiner Linken Platz, während Isa dem Gespann zu folgen hatte. Der Wächter wich nicht von ihrer Seite. Ein Trupp Fußsoldaten hatte die Aufgabe, die Schaulustigen zurückzudrängen.
    Der Wagen rollte dröhnend über die Hafenmole. Torr hielt die Zügel sehr straff; die Pferde tänzelten ungeduldig und schüttelten ihre geflochtenen Mähnen. Bald ließen sie den Hafen hinter sich, fuhren durch die breiten, geradlinigen Straßen. Zu beiden Seiten zogen sich Kanäle hin, die mit Mosaik ausgekleidet waren und in denen für gewöhnlich klares, frisches Wasser floss. Jetzt allerdings war es durch die Trockenheit versiegt. An den Straßenkreuzungen standen Räucherbecken, aus denen Düfte von Blättern und Früchten aufstiegen. Überall sah man auf den Terrassen verdorrte Pflanzen. Bäume mit mächtigen Stämmen, um die sich Efeu rankte, schienen bis zum Himmel emporzureichen. In der Stadt herrschte sengende Hitze. Schwere Düfte von dürstenden Pflanzen machten sie noch unerträglicher. Je weiter sich das Gespann vom Hafenviertel entfernte, desto eindrucksvoller wurden die Gebäude. Terrassen reihten sich an Terrassen. Die Säulen waren zinnoberrot bemalt; sie verjüngten sich vom Sockel aus und glänzten oben in tiefem leuchtendem Blau. Isas staunende Blicke drangen in schattige Hallen, deren Wände mit Malereien in natürlicher Größe bedeckt waren. Die Motive glänzten in üppiger Farbenpracht. Sie stellten Blumen oder Meerestiere dar, Seesterne, Delfine und Tintenfische, die den Eindruck erweckten, sie seien lebendig. Die Menschen hier gehörten offensichtlich einem höheren Stand an. Die Frauen trugen in kunstvolle Falten gelegte Röcke und enge goldbesetzte Schnürmieder. Auf ihren nackten Armen glitzerte Geschmeide. Einige schmückten sich an Stelle von Juwelen mit lebendigen Skarabäen, die wie schillernde Edelsteine an dünnen Goldfäden hingen. Die Männer trugen bestickte Lendenschurze oder weich fließende Gewänder. Ihre Haare waren kunstvoll aufgetürmt oder gelockt. Und die Duftstoffe, die sie benutzten, waren stark und betörend.
    Auf einem von marmornen Treppen umsäumten Platz trat eine Reitergruppe beiseite, um dem Gespann des Königshauses den Weg freizugeben. Es war eine Jagdgesellschaft. Diener schleppten an Speeren ihre Beute mit: eine Wildsau, eine Antilope mit seltsam geschwungenen Hörnern und eine Anzahl bunt schillernder Vögel. Die Reiter - Männer und Frauen - lachten

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