Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
solltet euch schämen.«
Rhys bemerkte, dass sämtliche Köpfe zu ihm herumschnellten. Gleichwohl gelang es ihm nicht, den Blick von der couragierten kleinen Person loszureißen. Jesus Christus, was für eine Frau!
Während der Reise hatte er sich angesichts der feuchten Witterung Nacht für Nacht mit seinen steifen Gliedern herumgeplagt. Er hatte nicht erwartet, dass bei ihm noch mehr steif werden könnte … aber das war jetzt nachweislich der Fall. Die enge Reithose spannte über seiner Erektion. Er war so hart, dass er mit dem Messingleuchter konkurrieren könnte. Wann hatte er das letzte Mal derart intensiv auf eine Frau reagiert? Vielleicht als umtriebiger Jungspund? Wahrscheinlich noch nicht einmal damals. Sein Herz raste. Das Blut pumpte durch seine Venen und trug Befehle zu jedem seiner Organe. Er fühlte, wie sich sein ganzer Körper von dieser einen Sache beflügelt anspannte. Die schönste Sache der Welt.
Er fühlte sich lebendig .
Seinen Blick unerschüttert erwidernd, sagte sie mit fester Stimme: »Und jetzt wird hier für Ordnung gesorgt, wenn ich bitten darf!«
Rhys blinzelte verwirrt. Er erinnerte sich nicht an die Frau – dieses Gesicht hätte er gewiss nicht vergessen. Kannte sie ihn vielleicht? Galt ihre Aufforderung ihm? Ging sie ihn etwa wegen grober Fahrlässigkeit an, weil er hier der zuständige Lord war? Dann war der Vorwurf nur allzu verständlich. Wenn es in Buckleigh-in-the-Moor etwas gab, das nach Recht und Ordnung verlangte, dann oblag die Verantwortung ihm.
Als die Männer sich eilig in Bewegung setzten, Tische und Stühle über den Holzboden schoben und wieder an ihren angestammten Platz rückten, begriff Rhys, dass ihre Worte doch nicht ihm gegolten hatten. Er war beinahe ein bisschen enttäuscht. Bei der Dame hätte er gern für Ordnung gesorgt. Anfangen würde er mit den reizend zerzausten Strähnen, die sich aus ihrem dunklen Zopf gelöst hatten.
Mit einem Zeigefinger schob sie sich eben eine Locke hinters Ohr. »Willkommen im Three Hounds«, sagte sie. »Sie wollten doch hereinkommen, oder?«
Oh, und ob er hereinkommen wollte. Mit dem allergrößten Vergnügen.
Rhys betrat die Taverne und schloss die Tür hinter sich.
Bevor er einen Ton sagen konnte, kehrte die Bedienung ihm den Rücken. »Nicht dahin, Skinner. Links neben den Kamin.«
Skinner, der eilends gehorchte, schob den klobigen Tisch an die gewünschte Stelle.
»Ich hab mein Pferd draußen stehen«, sagte Rhys, als sie sich abermals zu ihm umdrehte.
Sie nickte und winkte einen schlaksigen jungen Kerl zu sich. »Darryl, kümmer dich um das Pferd von dem Gentleman.« Zu Rhys meinte sie: »Möchten Sie einen Whiskey, Sir?«
»Nein, ich nehme ein Bier.«
»Ich habe Kaninchenragout und Hammeleintopf anzubieten.«
Wie auf ein geheimes Kommando knurrte ihm der Magen vor Hunger. »Ich würde beides begrüßen.«
»Nehmen Sie doch Platz, Sir.«
Rhys steuerte zu einem der Tische, ließ sich schwer auf einen Stuhl sinken und nahm ihr den vollen Bierkrug aus der Hand.
Er trank von dem kühlen Ale, dabei beobachtete er das Schankmädchen und ihre Horde gezähmter Raufbolde, die brav wie junge Lämmchen aufräumten. Kein Wunder, dass dieses Wirtshaus offensichtlich florierte. Früher hatte der alte Maddox nämlich nie so hübsche Barmädchen eingestellt, erinnerte sich Rhys, erst recht keine mit Haaren auf den Zähnen.
Während sie die Glasscherben vom Boden aufkehrte und das fleckige Tischtuch zusammenfaltete, stahlen sich ihre Augen immer wieder heimlich zu ihm. Ihr Blick war verführerisch weich.
Nein, das konnte nicht sein. Vielleicht schaute sie zu jemand anders. Rhys tat so, als müsste er seine müden Glieder recken. Er rollte den Nacken und ließ währenddessen den Blick ohne Hast durch die Schänke gleiten.
Nein. Da war sonst niemand.
Seltsam.
Alles an dieser Frau – ihr Verhalten, ihre Stimme, die Reaktionen, die sie auslöste – bewies Durchsetzungsvermögen. Doch ihre Augen erzählten ihm etwas anderes. Sie erzählten von Hoffnungen, Ängsten und Verletzlichkeit, und obschon Rhys nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wieso sie das alles einem völlig fremden Menschen enthüllte, zu allem Überfluss auch noch ihm, wusste er, dass die Blicke, die sie ihm schenkte, ihm näher gingen als alles, was er in den letzten Jahren erlebt hatte.
Sie berührte ihn. Obwohl sie weit von ihm entfernt stand, obwohl ihre Hände anderweitig beschäftigt waren, berührte sie ihn. Er fühlte es in seinem
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