Zwei wilde kleine Hexen
verwöhnte Hexenzunge sie runterkriegt. Heilige Dreizehn, wo haben wir es denn? Da. ›Mittel gegen Zufallszauber und besenlosen Ortswechsel‹.« Ärgerlich klopfte sie sich an den Kopf. »Zehnmal hab ich mir das nun schon durchgelesen, aber ich vergess es immer wieder. Tja, der Lack ist ab. Kann man nichts machen. Gegen Vergesslichkeit ist kein Kraut gewachsen.«
Elfriede kratzte sich hinterm Ohr. »Pfingstrosenwurzeln? Ach was, wozu soll ich mich unsichtbar machen. Alraunen, hm.« Aus einer Tasche zog sie eine seltsam geformte Wurzel. »Die ist nicht mehr ganz frisch, na ja. Elfriedes Spezialmischung Nr. 3 ? Ein mickriger Rest. Aber es müsste reichen. Tja, dann bleibt nur noch das Hauptproblem. Der Besen. Und mein leerer Magen.«
»Meiner knurrt auch wie verrückt«, stöhnte Lilli.
»Meine Mutter würde uns bestimmt was kochen«, sagte Rosanna.
Lilli kicherte. »Mein Vater auch, aber ich glaub, das hält nicht mal ein Hexenmagen aus. Außerdem könnten wir bei euch noch ein Eis essen. Hast du schon mal Eis gegessen, Elfriede?«
»Was denkst du denn?«, fragte die Hexe zurück. »Ich bin doch nicht von vorgestern. Lasst uns fliegen! Ach nein, hab ja immer noch keinen Besen. Also dann, lasst uns gehen.«
»Die Schlange solltest du vielleicht besser hierlassen«, sagte Rosanna. »Und die Kröte auch.«
»Warum das denn?«
»Na, du könntest damit irgendwie – äh …« Lilli räusperte sich verlegen.
»Auffallen, du könntest irgendwie auffallen«, beendete Rosanna ihren Satz.
»Ich fall gern auf«, sagte die Hexe.
»Aber die Leute. Die würden sich erschrecken vor so einer Schlange«, stotterte Lilli.
»Schon gut, schon gut. Riesenhunde, Katzen, alles nicht so schlimm, aber so eine winzige, nette Schlange.« Ärgerlich wickelte sie sich die Schlange vom Arm und steckte sie in eine kleine Büchse. »Wir verstehen schon, Klara, nicht wahr?« Sie hängte die Schlangenbüchse an ihren Gürtel und ging ins andere Zimmer. »Brunhilde! Brunhilde, komm her. Wir gehen essen.«
»Die Kröte will sie auch mitnehmen!«, flüsterte Lilli.
Schicksalsergeben zuckte Rosanna die Schultern.
»Also, ich bin fertig«, sagte Elfriede und steckte die Kröte in eine Tasche. »Habt ihr vielleicht auch noch was an meinem Kleid zu meckern oder an meiner Nase?«
»Das Messer«, sagte Rosanna kleinlaut. »Könntest du das vielleicht hierlassen?«
»Na gut!«, sagte die Hexe. »Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich tu’s.« Seufzend zog sie den schwarzen Dolch aus dem Gürtel und spießte ihn in den Fußboden, neben den kleinen Berg von Zauberzutaten, die sie schon zusammengetragen hatte. Dann kletterte sie mit wehendem Rock aus dem Fenster. Lilli und Rosanna folgten ihr.
Draußen bückte sich Elfriede und malte mit einem Stück Kreide ein seltsames Symbol an die Mauer. Genau unter das offene Fenster. Dann zerrieb sie ein paar graue Blätter zwischen den Fingern und wischte sie am Fensterbrett ab. »Vorsichtshalber!«, sagte sie. »Damit mir keiner meine Zutaten durcheinanderbringt. Und jetzt gehen wir Eis essen.«
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Eis und Risotto
Der dicke Mann mit dem Pudel war wieder der einzige Gast, als Rosanna und Lilli mit der Hexe ins Café kamen.
Lilli stellte die Hexe vor. »Das ist meine Tante Elfriede.«
Rosannas Eltern guckten ein bisschen überrascht, aber sehr freundlich. Als Rosanna sagte, dass sie hungrig seien, ging ihre Mutter gleich in die Küche, um Risotto warm zu machen.
Lilli bestellte gleich einen großen Becher Eis bei Rosannas Vater.
Als sie sich an einen Tisch gesetzt hatten, sah die Hexe sich neugierig in dem kleinen Café um.
»Viele Stühle, keine Menschen«, stellte sie fest. Sie beugte sich über den Tisch zu Rosanna und flüsterte: »Deine Mutter sollte andere Blumen auf die Tische stellen.«
»Was stimmt denn nicht mit denen?«, fragte Rosanna erstaunt.
»Nelken! Du heilige Dreizehn. Das sind ziemlich unangenehme Pflanzen. Verbreiten schlechte Laune.«
»Und welche Blumen würdest du vorschlagen?«, fragte Lilli.
»Rosen? Nein, noch zu früh. Vergissmeinnicht vielleicht. Aber auf keinen Fall Nelken.« Elfriede schüttelte sich. »Scheußlich unerfreuliche Dinger.«
»Ach, weißt du …« Seufzend guckte Rosanna über die leeren Stuhlreihen. »Das sind nicht die Blumen, Elfriede. Das ist das Wetter. Vier Wochen Regen sind einfach zu viel.«
In dem Moment kam ihre Mutter mit drei großen Tellern aus der Küche. Der dicke Mann und der Pudel guckten ihr begehrlich
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