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Zwei wilde kleine Hexen

Zwei wilde kleine Hexen

Titel: Zwei wilde kleine Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Zaubernussblätter so fest, dass sie ganz matschig wurden.
    »Ich glaub, jetzt haben wir genug gerieben«, sagte Lilli. »Jetzt pusten. Sechsmal, hat sie gesagt.«
    »Siebenmal.«
    »Also, nun hör aber auf!«, rief Lilli. »Ich bin doch nicht blöd. Sechsmal, hat sie gesagt.«
    Plötzlich winselte Zorro leise und spitzte die Ohren. Rosanna drehte sich um. »Da war was«, sagte sie. »Ich hab’s auch gehört.«
    »Ach was!« Lilli wurde ganz zappelig vor Ungeduld. »Der hat bloß Angst vor der Dunkelheit. Lass uns jetzt endlich weitermachen.« Und sie pustete so heftig auf das Hexenhaar, dass es mitsamt dem dünnen Stoff ins Gras flatterte.
    »Oh, verdammt, wo ist es bloß?« Jammernd kroch Lilli auf der Wiese herum. »Los, Rosanna, hilf mir suchen.«
    Aber Rosanna stand nur da und kicherte.
    »Ist das wieder einer von deinen Kicheranfällen?«, fragte Lilli genervt. Aber dann richtete sie sich plötzlich auf und lauschte. Da kicherte noch jemand.
    »Psst!«, zischte Lilli und hielt Rosanna den Mund zu. Im selben Moment riss sich Zorro los. Mit lautem Bellen und wedelndem Schwanz sprang er auf das unvernagelte Fenster zu. So einen Lärm machte er, dass vom Haus nebenan jemand »Ruhe!« brüllte. Mit einem Riesensatz hechtete der Hund durchs Fenster.
    Rosanna und Lilli standen im Mondlicht, als wären sie aus Gips.

    »He, Zorro, du alter Spielverderber!«, hörten sie jemanden rufen. »Ich hätte die zwei doch so gern noch tanzen gesehn! Hör auf, hör auf! Ich mag keine Hundeküsse.«
    Ohne ein Wort schlichen Lilli und Rosanna auf das Fenster zu.
    Da saß sie auf dem Fußboden: Elfriede – auf dem Schoß den riesigen Zorro, der ihr pausenlos das Gesicht leckte, und auf der Schulter, schlafend wie immer, Ramses. Neben ihr stand mit brennendem Stiel ihr Besen. Und in einer Zimmerecke war eine Tasche.
    »Aber wir … wir waren doch noch gar nicht fertig!«, rief Lilli. »Wieso bist du schon hier?«
    »Sie war schon hier«, sagte Rosanna. »Stimmt’s?«
    »Kluges Kind.« Kichernd schob Elfriede Zorro zur Seite und stand auf. Ramses sprang von ihrer Schulter und rieb schnurrend seinen Kopf an Zorros Flanke.
    »Ich bin schon ein paar Stunden hier«, sagte die Hexe. »Als ihr zwei kamt, dachte ich mir: Elfriede, das wird ein Riesenspaß. Guck den beiden doch ein bisschen beim Hexen zu.«
    »Oje«, sagte Lilli.
    Und Rosanna murmelte: »Wir waren nicht so gut, was?«
    Elfriede kitzelte ihre Schlange. »Och, ich hatte meinen Spaß. Aber ein bisschen Unterricht könnte euch wirklich nicht schaden. Heilige Dreizehn! Warum redet ihr so viel beim Hexen? Ein bisschen Stille muss schon sein.«
    Mit betretenen Gesichtern sahen die Mädchen sie an.
    »Es ist schön, dass du wieder da bist«, sagte Rosanna plötzlich leise.
    »Aber wieso bist du von selber zurückgekommen?«, fragte Lilli. »Ich versteh das nicht.«
    »Kommt schon noch.« Elfriede holte einen Stein aus ihrem Beutel und legte ihn auf den Boden. Dann band sie einen kleinen Topf von ihrem Gürtel los und stellte ihn daneben. »Wollt ihr auch einen Tee?«
    Verständnislos sahen die Mädchen sie an.
    Die Hexe zwinkerte ihnen zu, spuckte auf ihren Mittelfinger und rieb damit langsam über die Oberfläche des Steins.
    »Autsch!«, sagte sie plötzlich, zog den Finger zurück – und der Stein begann zu glühen.
    Elfriede stellte ihren Topf darauf, warf ein paar Blüten und Blätter hinein und schnipste die Finger Richtung Decke. Tropf, tropf, rann das Wasser herunter, geradewegs in ihren Topf.
    »Tja, jetzt dürft ihr schon mal etwas mehr Hexenzauber sehen«, sagte sie zu den sprachlosen Kindern. »Ich bin zurückgekommen, um euch das Hexen zu lehren. War nicht meine Idee, aber gut ist sie trotzdem, oder?«
    »Du bringst uns das Fliegen bei?«, hauchte Lilli.
    Elfriede nickte. »Das auch. Und ein paar nette andere Dinge. Was haltet ihr zwei davon?«
    »Wer hatte denn die Idee?«, fragte Rosanna. Ramses kam zu ihr und rieb sich an ihren Beinen.
    Elfriede zuckte die Schultern und rührte mit einem Stöckchen in ihrem Tee herum. »Ein paar Kolleginnen. Habe ihnen von euch erzählt, und was sagen sie? Elfriede, das Hexenhandwerk braucht Nachwuchs. Wie wär’s, wenn du zurückgehst und den beiden ein bisschen was beibringst? Hatte nichts dagegen.«
    Kräftig pustete sie gegen den glühenden Stein. Dreimal, dann war er wieder grau und kalt.
    »Das heißt, du bleibst länger hier!«, rief Lilli.
    »Kann schon sein«, sagte Elfriede und schlürfte vorsichtig ihren heißen

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