Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
Gefühlsausbrüche in ihr aus, die – und das wurde ihr langsam klar – den vergangenen Intimitäten mit Lenny in nichts nachstanden. Ihr Verdacht, dass zu wahrer Leidenschaft immer auch Liebe gehörte, schien sich nicht zu bewahrheiten. Oder empfand sie doch mehr für Gregor, als sie bereit war, sich einzugestehen?
Sie spürte seine Hände, wie sie von ihren Schenkeln zu ihrem Po wanderten. Sanft und doch verlangend. Bereits jetzt hatte sie das Gefühl, dass er sie kannte, dass jede seiner Berührungen mindestens einen ihrer unausgesprochenen Wünsche erfüllte.
Er beugte sich vor und umschlang sie mit beiden Armen. Sein Atem wurde schneller, als seine Hände ihren Rücken streichelten. Gedankenverloren schloss sie die Augen.
Das war er, zweifellos: Der perfekte Moment. Und insgeheim hoffte sie, dass er niemals vergehen würde.
* * *
»Selbst mit größter Phantasie werden Babymöhren und Selleriestangen nicht zu Chips und Karamelleis«, stellte Kim seufzend fest und griff erneut in die pinkfarbene Plastikdose vor sich.
»Dafür helfen sie dir dabei, dass du auch weiterhin in deinen Bikini passt«, antwortete Vanessa, die sich neben ihr, an einer Selleriestange knabbernd, in ihren Kinosessel kuschelte.
»Das tröstet mich leider überhaupt nicht.« Kim rollte mit den Augen, während sie auf die Leinwand starrte.
»Mädels, ich störe euch ja nur ungern bei euren tiefgründigen Bikinifigur-Philosophien, aber könnten wir uns bitte wieder unserem Problem zuwenden?«, unterbrach Carina die beiden.
»Falls du auf mich anspielst«, entgegnete Vanessa, »ich habe kein Problem und somit auch nichts, das ausdiskutiert werden müsste. Ich bin einfach nur hier, um mir Johnny Depps Knackarsch anzuschauen.«
Es war der erste Abend seit zwei Wochen, den die Freundinnen gemeinsam und in vollzähliger Runde verbrachten. Der Frauenabend sollte im Sieben-Reihen-Kino von Tekko Winter beginnen, einem eher bescheidenen Etablissement, dessen einzige Gemeinsamkeit mit einem normalen Kino eine wenn auch eher kleine Leinwand war. Das eher klägliche Filmprogramm erweckte dagegen den Eindruck, der hiesigen Videothek entsprungen zu sein. Tekko bezeichnete das Freizeitangebot gern als kulturellen Höhepunkt für gelangweilte Touristen, die der eher bescheidenen Location einen gewissen Insel-Charme zusprachen; trotzdem verirrte sich hin und wieder auch mal ein Einheimischer in den Saal.
Vanessa liebte die Kinobesuche mit Kim und Carina, die anschließenden Prosecco-Runden in ihrer Lieblingshafenbar, im Mario‘s , und die unbeschwerten Gespräche über Gott und die Nagellackwelt. Aus einem ihr unerklärlichen Grund hatte es sich Carina jedoch an diesem Abend zur Aufgabe gemacht, die Unbeschwertheit ihrer Frauenrunde mit Belehrungen über die unausweichlichen Konsequenzen ihrer Affäre mit Gregor zu stören.
»Ich verstehe einfach nicht, was in letzter Zeit mit dir los ist«, begann Carina erneut. Es war das erste Mal, dass sich Vanessa wünschte, ihren Stammplatz nicht direkt neben ihrem zu haben.
»Was soll schon mit mir los sein?«, fragte Vanessa, ohne ihren Blick von der Leinwand abzuwenden. »Ich treffe mich mit Gregor, ich habe Sex mit ihm, ich lebe mein Leben. Was spricht dagegen?«
»Was dagegen spricht?« Carina beugte sich über die Lehne zwischen ihrem und Vanessas Sitz. »Dass du deine eigenen Prinzipien verrätst, nur um dir Lenny aus dem Kopf zu schlagen. Dass du einem netten Mann, der seit Ewigkeiten in dich verknallt ist, falsche Hoffnungen machst. Und dass du das alles aus den falschen Gründen machst. Ich habe einfach Angst um dich! Sobald du das selbst erkannt hast, wird es dir schlechter gehen als vorher. Früher hättest du so etwas nie getan. Und genau das bereitet mir Sorge.«
»Also nun übertreibst du aber maßlos. Ich mag Gregor, ich mag ihn wirklich. Sicher war ich verwirrt wegen Lenny, aber vielleicht war das nur der Schubs, den ich gebraucht habe, um mir endlich auch mal selbst ein bisschen Spaß zu gönnen.«
»Was ich sagen will«, fuhr Carina fort. »Dieses Verhalten passt einfach nicht zu dir. Du hast Gregor bisher unzählige Male abblitzen lassen, da liegt doch der Verdacht nahe, dass du dich jetzt nur wegen Lenny auf ihn einlässt. Um ihn eifersüchtig zu machen oder um …«
»Moment mal!«, fiel ihr Vanessa ins Wort. »Ich will Lenny nicht eifersüchtig machen. Warum sollte ich auch? Abgesehen davon weiß er ja gar nichts von der Sache mit Gregor. Ganz einfach auch deshalb, weil es ihn
Weitere Kostenlose Bücher