Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
enttäuschen, Ness. Ich werde alles für dich sein, was du dir je erträumt hast. Ich bin ein anderer Mensch seit damals. Heute weiß ich, was wirklich wichtig ist. Heute würde ich die Liebe meines Lebens nicht mehr für ein Abenteuer aufs Spiel setzen.«
»Hast du denn noch immer nicht begriffen, dass es keinen Sinn hat? Dass ich dir nicht verzeihen kann , selbst wenn ich es wollte? Ich kann dir nicht mehr vertrauen, Lenny. Nie mehr.«
»Aber du kannst lernen, mir wieder zu vertrauen. Und ich werde dir dabei helfen. Wir haben alle Zeit der Welt. Ich kann warten, solange du mir nur einen kleinen Platz in deinem Herz freihältst. Ich werde dir beweisen, dass ich mich geändert habe. Sag einfach nur, dass ich auf der Insel bleiben soll, und ich werde mir hier ein neues Leben aufbauen – selbst wenn es bedeuten sollte, dass ich noch Monate auf eine neue Chance warten muss. Sag ›Bitte bleib‹, und ich werde bleiben. Nur zwei Worte, Ness. Nur zwei Worte bis zu mir. Nur zwei Worte bis zu uns .«
Sie begann zu zittern. »Es gibt kein uns mehr, Lenny.«
Das Zittern breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Die Emotionen kämpften in ihr wie skrupellose Krieger, die sich um Land stritten. Sie wusste nicht, was sie sagen oder fühlen sollte. Alles in ihr schrie nach Luft. Sie wollte wegrennen, und doch konnte sie sich keinen Zentimeter bewegen.
Lenny, der ihre Regungslosigkeit falsch deutete, hob die Hand, um ihre Wange zu berühren.
Seine Berührung brachte jeden ihrer Gedanken ins Stocken. Sprachlos starrte sie ihn an. Ihr Blick fiel auf seine weichen Lippen, Erinnerungen stiegen in ihr auf an all die zärtlichen Momente, an die Leidenschaft, die sie vier Jahre lang miteinander geteilt hatten.
Er kam näher, während seine Hand noch immer an ihrer Wange lag.
Endlich rührte sich ihr Verstand. Wutentbrannt riss sie sich von ihm los.
»Vergiss es, Lenny. Nichts auf der Welt wird mich dazu bringen, dir jemals wieder zu vertrauen.«
»Aber manchmal ist nicht das Vertrauen der Anfang«, sagte er, »sondern das Verlangen. Alles andere wird mit der Zeit kommen.«
»Wohin dein Verlangen uns gebracht hat, haben wir damals gesehen.« Vanessa eilte zur Tür. »Es war eine dumme Idee, herzukommen.«
Sie lief hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Er rief ihr irgendetwas nach, doch sie war bereits am Gartentor und zu weit entfernt, um seine Worte zu verstehen. Sie wollte auch gar nichts verstehen. Wie hatte sie nur annehmen können, irgendwelche neuen Erkenntnisse aus der Begegnung mit ihm zu gewinnen? Sie wusste doch, dass sie nicht in der Lage sein würde, ihm zu verzeihen. Welche Rolle spielten seine verzweifelten Erklärungsversuche da noch?
Sie griff nach ihrem Fahrrad und fuhr los, ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen. Vielleicht war sie nur gekommen, weil sie noch sicherer sein wollte, das Richtige zu tun? Ein letzter müder Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, bis nichts mehr übrig war als ein einziger Drang: Sie musste mit Gregor reden. Er war der Einzige, der ihr dabei helfen konnte, Lenny endgültig zu vergessen.
* * *
»Vanessa?« Genau wie Lenny wenige Minuten zuvor war auch Gregor überrascht, sie zu sehen.
»Hallo Gregor«, antwortete sie. »Darf ich reinkommen?«
»Natürlich«, nickte er, schob die Tür auf und bat sie mit einer einladenden Geste herein. Lächelnd folgte sie seiner Andeutung und fand sich in einem schmalen Flur wieder, der direkt in den Wohnbereich führte.
Gregor schloss die Tür hinter sich und folgte ihr rasch ins Wohnzimmer, das sie ohne Aufforderung betreten hatte. Sie blieb neben dem Sofa stehen und schaute ihn mit großen Augen an.
»Ich musste einfach kommen«, sagte sie.
»Ich freue mich, dich zu sehen«, antwortete er leicht irritiert. »Ich war heute auch schon einige Male bei dir, aber du warst nie da. Und anrufen wollte ich nicht, dazu war es mir zu wichtig, dir dabei in die Augen zu sehen. Immerhin war der gestrige Tag doch sehr … na ja … einschneidend.«
»Es tut mir leid.« Sie suchte nach den richtigen Worten. »Ich wollte dir nicht aus dem Weg gehen. Ich fand den gestrigen Abend auch sehr schön, aber um zu wissen, wie ich damit umgehen soll, musste ich erst einige Dinge klären.«
»Einige Dinge?« Er schaute sie fragend an.
Vanessa lächelte. In den wenigen Minuten, die sie auf dem Fahrrad von Lenny bis zu Gregor die Küste entlang gebraucht hatte, fühlte sie sich in ihrem Entschluss bestärkt. Fast kam es ihr so vor, als hätte ihr der
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