Zwei Worte bis zu Dir - Die Wildrosen-Insel 1: Ein Serienroman (German Edition)
ich gerade gar nicht wissen.«
»Guter Sex ist eben die Lösung für alles.« Kim griff nach einer Selleriestange, während sie den Blick von den anderen abwandte und auf die Leinwand starrte. »Und jeder, der etwas anderes behauptet, hat eben noch keinen wirklich guten Sex gehabt.«
Kapitel 6
G regor umklammerte den Telefonhörer mit jedem Satz, den die fremde Stimme von sich gab, fester.
»Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte er bereits zum zweiten Mal.
»Sagen wir, dass ich eine Freundin bin«, antwortete die Frau, »eine Freundin, die es gut mit Ihnen meint.«
»Wenn Sie es gut mit mir meinen, können Sie mir auch sagen, wer Sie sind.«
»Hören Sie, dieser Anruf hat mich viel Überwindung gekostet. Er hat einzig und allein den Zweck, Ihnen die Augen zu öffnen. Wenn Sie unsere kostbare Zeit lieber damit vergeuden möchten, mich zu fragen, wer ich bin, können wir das Gespräch auch beenden.«
»Sagen Sie schon, was Sie wollen!« Ihre Andeutungen machten ihn zunehmend nervös.
»Ich weiß, dass Sie sich mit Vanessa treffen.«
»Vanessa? Aber woher …«
»Das spielt keine Rolle.«
»Für mich schon.«
»Sie mag Sie. Auf gewisse Weise. Das vermute ich zumindest. Aber die Wahrheit ist, dass Sie nur Mittel zum Zweck sind.«
»Hören Sie, wenn das ein Scherz sein soll …«
»Ich will Ihnen nur helfen. Und damit letztendlich auch Vanessa.«
»Aber ich habe Sie nicht um Hilfe gebeten.«
»Kommt es Ihnen nicht auch etwas seltsam vor, dass sie Ihre Annäherungsversuche die ganze Zeit über abgeblockt hat und ihnen dann von einem Tag auf den anderen plötzlich nachgibt?«
»Ich wüsste nicht, was das eine Frau angeht, die sich weigert, mir ihren Namen zu nennen.«
»Vanessas Ex-Freund, genauer gesagt ihr Ex-Verlobter, ist nach zwei Jahren wieder auf die Insel zurückgekehrt. Sie hat wegen ihm damals viel durchgemacht, und jeder weiß, dass sie ihn noch immer liebt. Um diese Gefühle zu verdrängen, hat sie sich jetzt kopfüber in eine Liaison mit Ihnen gestürzt. Das mag ihr vielleicht dabei helfen, sich für einen gewissen Zeitraum abzulenken, über kurz oder lang wird es aber nur dazu führen, dass es ihr schlechter geht als vorher. Sie macht sich einfach etwas vor und läuft vor ihren wahren Gefühlen davon. Und letztendlich ist es auch Ihnen gegenüber unfair.«
»Ihr Ex-Verlobter? Sie hat ihn gar nicht erwähnt. Und woher weiß ich überhaupt, ob Sie die Wahrheit sagen?«
»Das können Sie nicht wissen. Es liegt an Ihnen, was Sie mit meinem Rat anfangen. Ich wollte nur nicht tatenlos dabei zuschauen, wie zwei Menschen das Falsche tun.«
»Die Entscheidung, was falsch oder richtig ist, sollten Sie schon uns überlassen … Hallo? … Sind Sie noch da?«
* * *
»Ich habe gewusst, dass du hier bist.«
»Lenny!« Entgeistert starrte sie ihn an.
»Ich konnte mich daran erinnern, dass du Jenna gegenüber die Blumenkränze erwähnt hast, die du heute mit ihnen machen wolltest, und da musste ich sofort an die Wiese denken, auf der wir immer gepicknickt haben. Ich war mir sicher, du würdest mit ihnen hierherkommen.« Mit breitem Grinsen stand er vor ihr und drei aufgeregt kichernden Kleinkindern, die damit beschäftigt waren, Gänseblümchen am Wegesrand zu pflücken.
»Verfolgst du mich etwa?«, fragte sie ihn, darum bemüht, ihrer eigenen Stimme in Anwesenheit der Kinder zumindest etwas an Schärfe zu nehmen.
»Lenny«, unterbrach Jenna die Unterhaltung der beiden und lief mit fuchtelnden Ärmchen auf ihn zu.
Vanessa schaute ihm dabei zu, wie er die Kleine auf den Arm nahm und ganz vertraut mit ihr sprach. Es war gar nicht so sehr, was er sagte (tatsächlich kam für einen Moment keines seiner Worte bei Vanessa an), sondern vielmehr die Art, wie er es sagte, die sie ungewollt berührte. Dass er Jenna wie eine eigene Tochter liebte, war unübersehbar.
Langsam setzte er sie wieder herunter.
»Nun geh mal wieder zu deinen kleinen Freunden und hilf ihnen beim Pflücken«, sagte er. »Sonst sind bald gar keine Gänseblümchen mehr übrig.«
»Hab schon viele«, murmelte Jenna und lief freudestrahlend zu Marleen und Jonas, die Lenny mit neugieriger Miene musterten.
Vanessa schaute zu den Kindern, die sich wieder den Blumen und dem winzigen Plastikeimer zuwandten, den sie mitgebracht hatten. Langsam ließ sie ihren Blick über den Weg und die Wiese schweifen, bis sie es schließlich wagte, ihm in die Augen zu schauen.
»Sehr geschickt von dir«, sagte sie, »mir in Gegenwart der Kinder
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