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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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tatsächlich rot, als Will sie begrüßte. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung vor Jahren, war er auch diesmal sichtlich beeindruckt von ihrem golden schimmernden Haar. Fasziniert starrte er auf die schweren Flechten.
    »Pass auf, dass Kaye dich nicht wieder im Bad einschließt«, sagte sie und fing an zu kichern.
    Will räusperte sich verlegen. Es wunderte ihn, dass Shelley sich daran noch erinnern konnte. Damals war sie einfach nur ein hübsches Kind für ihn gewesen. Jetzt war sie eine junge Frau. Sie war Kayes Freundin, doch er spürte, dass er wenig mit ihr anfangen konnte.
    Rob wandte sich an Kaye. »Schön, dass du gekommen bist. Ich dachte schon, du wolltest nichts mehr mit uns zu tun haben.«
    »Es sind schlimme Dinge passiert im Reservat, und ich hatte Mühe, mein Leben auf die Reihe zu kriegen.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Shelley mit einem wissenden Lächeln.
    »Aber ich will es wiedergutmachen und lade euch am Sonntag zum Abendessen ein.«
    Shelleys Augen leuchteten.
    »Wir werden da sein«, sagte Rob. Er legte einen Arm um Shelleys Schultern.
    »Habt ihr etwas von Mike Northridge gehört?«, fragte Kaye.
    »Mike und seine Mutter lassen sich kaum noch sehen in Window Rock«, sagte Shelley. »Sie fürchten den Groll der Indianer.« Sie warf einen Seitenblick auf Will.
    Er fing ihn auf und fühlte sich genötigt, etwas dazu zu sagen. »Ted Northridge hat Schlimmes getan, aber jetzt ist er tot. Seine Familie hat vermutlich nichts davon gewusst.«
    »Mike meidet uns«, sagte Rob. »Ich glaube, er trinkt.«
    »Dann müssen wir ihm helfen. Vielleicht sollte ich ihn besuchen«, schlug Kaye vor.
    Robert druckste herum. »Ich fürchte, neuerdings hat Mike was gegen Indianer. Er weiß inzwischen, wer seinen Vater wirklich umgebracht hat.«
    Will zog Kaye an sich heran und sagte: »Wenn er was gegen Indianer hat, dann sollte er das Res verlassen und woanders ein neues Leben anfangen. Es gibt genügend Orte, an denen es keine Indianer gibt. Jedenfalls nicht so viele wie hier«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.

25. Kapitel

    E s hatte geregnet und nun spannte sich ein breiter Regenbogen über die roten Felsen. Früher waren die Helden aus der Navajo-Mythologie darüber hinweggewandert, um gegen ihre übernatürlichen Feinde auszuziehen und unglaubliche Abenteuer zu erleben.
    Für Großvater Sam und die meisten traditionellen Navajos bedeutete der Regenbogen die Brücke zwischen den Menschen und den Wissenden Leuten. Und was heute das Wichtigste daran war: Er konnte den Regenbogen und seine Farben ganz deutlich erkennen. Sam Roanhorse hockte auf seiner Veranda im Schaukelstuhl und rauchte Pfeife. Auf der Nase hatte er eine Brille mit einem stabilen Plastikgestell.
    Der alte Mann blickte zufrieden hinauf zum Regenbogen, wo ein junger Adler seine Kreise zog. Aus seinem rechten Auge war der Nebelschleier verschwunden. Klar und deutlich konnte er sehen; Schönheit sehen. Auch wenn die Helligkeit noch schmerzte und er eigentlich seine Augenklappe tragen sollte, die ihn - wie Kaye behauptete - verwegen aussehen ließ.
    Will kam aus dem Haus. Er trug eine nagelneue Jeans und ein weißes Hemd. Das lange Haar hatte er im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    Sam lächelte seinen Enkel an. »Du hast dich ganz schön in Schale geworfen, um deinen bilagáana -Schwiegervater abzuholen.«
    »Ich muss ja nicht unbedingt in Arbeitssachen auf dem Flughafen stehen, Granpa.«
    »Grüß Kaye von mir und sag ihr, die Brille ist wirklich gut. Ich kann alles ganz deutlich sehen. Jetzt soll sie sich mit den Urenkeln beeilen.«
    Will legte dem alten Mann die Hand auf die Schulter und sagte mit einem Lächeln: »Ich werde es ihr ausrichten. Aber du solltest auf die Ärzte hören und deine Augenklappe tragen.«

    Will stieg in den Jeep, den sie ihm am Morgen überlassen hatte, und holte Kaye in Window Rock von ihrem Laden ab. Dann fuhren sie rüber nach New Mexico, zum Flughafen in Gallup.
    Die vielen betrunkenen Indianer in den Straßen der Stadt machten sie traurig und stumm.
    Es waren Navajos, Hopi, Apachen oder Pueblo-Indianer, die ihre Reservate verlassen hatten, um in der Stadt nach Arbeit und Glück zu suchen. Die wenigsten fanden auch nur eines von beidem.
    Will musste an Bob Atisi denken, der zurückgekommen war, um wieder ein diné zu sein. Auf eigenartige Weise hatte er es sogar geschafft. Aber er hatte dafür mit seinem Leben bezahlt.
    Auf dem Flughafen hatten sie noch eine Stunde Zeit, bevor der Flieger aus San

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