Zweiherz
Felsbilder zu versöhnen.«
»Das werde ich, du kannst dich auf mich verlassen.«
»Nun warte doch mal«, sagte Will und lief ihm hinterher. »Wie kommst du denn nach Hause? Soll ich dich fahren?«
»Nicht nötig, ich habe schon ein Taxi. Charlie und Teena nehmen mich mit. Wir sehen uns, sik’ís .« Aquilar klapperte mit seinen Krücken davon und stieg zu Teena und Charlie Tsoosie in den Wagen.
Kaye winkte. Sie hatte ihren Onkel Thomas gesehen, wie er abseits von den anderen ein langes Gespräch mit Charlie geführt hatte. Als sie ihn jetzt danach fragte, sagte er: »Charlie ist bereit auszusteigen, und ich will ihm helfen. Wahrscheinlich muss er eine Weile weg von hier.«
Als die letzten Gäste gefahren waren, räumten Kaye und Hannah das Geschirr in die Spülmaschine. Arthur und Will trugen die Tische und Stühle zurück in die Scheune.
»Ihr wart fleißig, während ich weg war«, sagte Arthur anerkennend.
Will antwortete nicht. Solche Dinge waren nicht wichtig. Fleiß war ein Wort, das es in der Sprache der Navajos in seiner bilagáana -Bedeutung gar nicht gab.
Arthur hielt ihn am Arm fest. »Will, ich habe eine ganze Menge nicht gewusst und auch nicht wissen wollen. Das war dumm. Ich werde mich dir gegenüber immer schuldig fühlen.
Will machte sich los und sagte: »Das müssen Sie nicht.«
»Arthur, Will. Sag Arthur zu mir, ja?«
»Bídíbééstah« , sagte Will. »Ich will es versuchen.«
Sie hatten die Scheune erreicht. Arthur stellte die Stühle, die er unter dem Arm trug, ab, um das Licht anzuschalten.
Plötzlich entdeckte Will etwas im hinteren Teil der Scheune. Er dachte, er könne seinen Augen nicht trauen, und für einen Augenblick setzte sein Herzschlag aus. Auf einer Wäscheleine, direkt neben Arthur Kingleys zerlöcherten Arbeitshosen, hing eine Kojotenhaut.
»Was zum Teufel...?«
»Ein Kojote«, sagte Arthur stolz, »ein ziemlich großer Bursche. Ashie hatte mir am Telefon erzählt, dass der Graue schon zwei Lämmer gerissen hat. Letzte Nacht habe ich ihn erwischt. Peng«, ahmte er den Schuss mit einem imaginären Gewehr nach.
Was Arthur noch sagte, hörte Will nicht mehr. Er wandte sich Kaye zu, die aus dem Haus gekommen war. Ihr Lächeln galt ihm und es verjagte alle Schatten.
Antje Babendererde, geboren 1963, wuchs in Thüringen auf. Nach einer Töpferlehre arbeitete sie als Arbeitstherapeutin mit Kindern in einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie. Seit 1996 ist sie freiberufliche Autorin mit einem besonderen Interesse an der Kultur, Geschichte und heutigen Situation der Indianer. Ihre einfühlsamen Romane zu diesem Thema für Erwachsene wie für Jugendliche fußen auf intensiven Recherchen und USA-Reisen und werden von der Kritik hochgelobt.
cbj ist der Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House
Für Jay, der geduldig meine Fragen beantwortete
Verlagsgruppe Random House
Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform
1. Auflage 2007
© 2007 cbj Verlag, München
Alle Rechte vorbehalten
eISBN : 978-3-641-01533-6
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