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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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und er wusste auch, dass sie es bekommen würde. Schließlich hatte sie lange genug darauf gewartet.
    Sie zündete mehrere Kerzen an, verteilte sie im Raum und löschte das Licht. Halb unschuldig, halb schelmisch lächelnd, stellte sie sich vor ihn hin und ließ den Bademantel von ihren Schultern gleiten. Will blieb nichts anderes übrig, als sie anzustarren. Etwas Schöneres hatte er noch nie gesehen. Sein plötzliches Verlangen schnürte ihm die Kehle zu und er schluckte trockene Luft hinunter.
    »Wenn du dich schämst, mach einfach die Augen zu«, sagte sie und beugte sich über ihn, dass ihre Haare über sein Gesicht fielen.
    Überwältigt von so viel verwirrender Nähe, brachte er kein Wort heraus. Aber seine Augen, die ließ er offen. Flüsternd erinnerte Kaye ihn daran, dass er atmen musste, und als Will es tat, roch er den frischen Duft ihrer Haut. Er war immer noch unsicher, aber das machte nichts. Seine Befangenheit verschwand, als er ihre kühlen Hände auf seinem Gesicht spürte. Er schlang seine Arme um sie und folgte ihr, wohin sie ihn führte.
    Wills quälende Erinnerungen verblassten, als er Kayes warmen Körper an seinem spürte. So offen und voller tiefem Vertrauen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Und mit einem Mal fühlte er die Frage beantwortet, die er all die Jahre und Monate mit sich herumgetragen hatte: Ja, er war noch in der Lage, Liebe zu empfangen und Liebe zu geben. Und eines Tages würde auch er eine Familie haben, Kinder, die er besser behüten wollte, als sein Vater es mit ihm getan hatte.
    Kaye hatte nie aufgehört, an ihn zu glauben. Deshalb konnte er jetzt mit ihr zusammen sein, vollkommen im Zustand der Harmonie. Er konnte sie berühren, ihr seine Liebe zeigen und ihre Liebe empfangen.
    Erst jetzt war Will wirklich frei.
    »War gar nicht so schlimm, oder?«
    Will lag auf dem Rücken, und Kaye hatte sich über ihn gebeugt, um ihn anzusehen. Sie lächelte glücklich.
    »Du machst mich verlegen«, sagte er und lächelte auch. »Warum kannst du nicht ein kleines bisschen schüchtern sein? Wenigstens ab und zu.«
    »Weil wir dann noch kein Stück weiter wären als vor vier Wochen«, erwiderte sie. Eine Kerzenflamme spiegelte sich in ihren Augen, kleine blitzende Funken.
    Wills Gesicht wurde ernst. »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass du auf mich gewartet haben könntest.« Er schlang eine Strähne ihres Haares um die Finger seiner Rechten.
    »Na ja.« Kaye wiegte ihren Kopf hin und her. »Leicht hast du mir das Warten nicht gemacht. Aber ich habe es nicht bereut. Ich wollte immer nur mit dir zusammen sein.«
    Er zog sie an sich. Obwohl er sich dagegen wehrte, kamen ihm Dinge in den Sinn, die er hatte tun müssen und die beinahe sein Leben zerstört hätten. Will verbannte diese Erinnerungen in den hintersten Winkel seiner Seele und sagte: »Ich habe es schon tausendmal getan, in meinen Gedanken, und immer mit dir.«
    »Mir ging es nicht anders.« Kaye löste sich von ihm, winkelte den Ellenbogen an und stützte den Kopf in ihre Rechte. »Aber ich hatte immer Angst, dass ich dich nicht wiederfinden würde, wenn du zurückkommst. Dass du nicht mehr der bist, den ich kannte. Ich hatte diese Angst bis heute.«
    »Ich bin nicht mehr der, den du kanntest«, sagte er. »Aber ich liebe dich.«
    »Wirst du nun bei mir bleiben, Will?«
    »Wenn du mich erträgst.«
    »Und wie geht es jetzt mit uns weiter?«
    »Ich denke, dein Plan ist, nächstes Jahr im Herbst nach Santa Fe aufs College zu gehen. Ich werde hierbleiben und versuchen, uns ein Leben aufzubauen, in der Hoffnung, dass du wiederkommst.«
    »Ich werde nicht nach Santa Fe gehen.«
    »Was? Warum denn? Ich will nicht, dass du meinetwegen deine Pläne aufgibst. So war das nicht gemeint. Ich kann warten. Ich werde auf dich warten, so wie du auf mich gewartet hast.«
    »Ich werde mich am Diné College in Tsaile einschreiben«, sagte Kaye, »dann kann ich bei dir sein. Ich will nicht mehr Anwältin werden. Kunst könnte mir gefallen, und Stammesgeschichte.«
    Will legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, sodass sie ihn ansehen musste. »Wann ist dir das in den Sinn gekommen? Eben gerade?«
    »Nein, in dem Augenblick, als ich dich vor dem Schaufenster meines Ladens stehen sah.«
    »Das ist lange her.«
    »Mir kommt es so vor, als wäre es gestern gewesen.«
    »Na ja, wenn das so ist, dann werden wir wohl ab und zu die Schulbank gemeinsam drücken.«
    Kaye setzte sich auf und sah ihn mit großen Augen an. »Du willst aufs

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