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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Gesicht auf. »Sein Brautpreis ist nicht sehr hoch. Ich habe das ungute Gefühl, dass er mich plötzlich loswerden will.«
    »Dein Vater hat eben an meine mageren Verhältnisse gedacht«, erwiderte Will daraufhin. »Drei Schafe sind die Hälfte meines Besitzes. Mit den Hühnern wird es schon schwierig, die gehören alle meinem Großvater.«
    Schließlich konnten sich beide das Lachen nicht mehr verkneifen. Sie kicherten vor Erleichterung, bis ihnen die Tränen kamen.
    »Eigentlich mag ich ihn.« Kaye seufzte laut.
    »Ich glaube, jetzt mag ich ihn auch«, sagte Will und gab ihr einen Kuss auf den mehlgepuderten Mund.

23. Kapitel

    A uch Großvater Sam merkte sofort, dass zwischen Kaye und Will etwas anders war als sonst. Seine Augen waren zwar von Josef Yazzies Gesang nicht besser geworden, aber er konnte immer noch genug erkennen, um zu sehen, was er sehen wollte.
    Und selbst wenn ihn seine Augen trügen sollten - seine Ohren taten es nicht. Die Stimmen der beiden hatten sich verändert. Sie waren dunkler und weicher und es war keine Angst mehr darin.

    Als Will den Hühnern die Essensreste brachte, fragte Sam das Mädchen: »Wart ihr auf dem Tanzfest?«
    »Ja, Großvater, es war sehr schön. Das nächste Mal nehmen wir dich mit.«
    »War Will die ganze Zeit bei dir?«
    Verunsichert blickte Kaye auf. »Ja, Großvater.« Sie sah ihm offen ins Gesicht. »Tut mir leid, dass wir dir nicht Bescheid gesagt haben. Hast du dir Sorgen gemacht?«
    »Gibt es einen Grund, sich Sorgen zu machen?«
    »Nein, nun nicht mehr.«
    »Das ist gut, Tochter.«
    Kaye sah hinaus, sah Will den Schafen Wasser geben. »Er war krank und ich habe es nicht gewusst. Ich war so blind.«
    »Du warst verliebt«, sagte der Alte, »da wird man blind. Ich hatte schon befürchtet, du würdest es nicht schaffen.
    Kojote hat ein ziemliches Chaos angerichtet. Sein Erscheinen hat alles erschwert.«
    »Oder vorangetrieben«, bemerkte Kaye.
    Der alte Roanhorse nickte. »Es war schon einmal so wie jetzt, vor ungefähr acht oder neun Jahren.« Mit der Pfeife wies er zum Fenster. »Er dort draußen bei den Tieren und sie hier drinnen bei mir. Ihre Stimme klang damals genauso wie heute deine. Er war mein Sohn, Wills Vater. Und sie war deine Mutter.«
    Kaye ließ sich erschrocken auf einen der Holzstühle fallen. »Willst du damit sagen, dass meine Mutter und Wills Vater...? Dass sie...«
    »Ja«, sagte Sam. »Du bist jetzt alt genug, um es zu erfahren. Einen Sommer lang war deine Mutter des Öfteren mit John oben im Hogan gewesen. Ich weiß nicht, was sie deinem Vater erzählt hat, aber ich glaube nicht, dass es ihm verborgen geblieben ist. John war sehr in deine Mutter verliebt. Sie wohl auch in ihn, denn sie kam immer wieder. Mein Sohn sah gut aus, er war stark und klug. Er konnte ihr vieles geben. Vielleicht auch ein paar Dinge, die sie bei deinem Vater vermisste. John und deine Mutter hatten sich auf einer dieser Versammlungen kennengelernt. Der gemeinsame Kampf um unser Land und ein besseres Leben für unser Volk hat sie zusammengebracht.«
    Der Alte räusperte sich und Kaye entdeckte Tränen in seinen getrübten Augen. »John litt furchtbar. Immer dann wenn deine Mutter von ihm fortging, zurück zu dir und deinem Vater, war er nicht mehr ansprechbar. In seiner Verzweiflung schickte er Will auf diese Schule nach New Mexiko, nur damit der Junge nichts merkt. John bat deine Mutter, sich scheiden zu lassen. Aber das konnte sie nicht. Mir sagte sie damals, dass sie beide lieben würde, aber verheiratet wäre sie nun mal mit deinem Vater.«
    Kaye lauschte ungläubig den Worten des alten Mannes und dachte nach dabei. Jetzt wo sie die Wahrheit wusste, wurde ihr einiges klarer.
    »John meldete sich zur Armee und ging nach Deutschland, um Sophie zu vergessen«, fuhr Sam fort. »Als er wiederkam, saß Will im Gefängnis, und deine Mutter war nicht mehr bereit, sich mit ihm zu treffen. Mein Sohn wurde krank, das ging sehr schnell. Ich weiß, dass Zweiherz seine Hand im Spiel hatte. Durch Kojotes Mitwirken spitzten sich die Dinge zu, bevor beide reif genug für eine gute Entscheidung waren. John tötete sich in den Bergen. Und noch Tage später habe ich den Grauen draußen heulen hören.«
    Kaye wagte kaum zu atmen, während Großvater Sam sprach. Sie war erschüttert und gleichzeitig begann sie zu verstehen. »Und ich habe immer gedacht, ich hätte meine Mutter gekannt«, sagte sie mit schleppender Stimme.
    »Man kennt einen Menschen nie ganz«, erwiderte Sam.
    »Hast

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