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Zweiherz

Titel: Zweiherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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fragte Kaye, als sie das Krankenhaus durch einen Seiteneingang verließen. »Was haben wir für wichtige Dinge zu erledigen?«
    »Maria und Bob sind eben gekommen und ich wollte ihnen nicht begegnen«, erklärte Will hastig. »Ich glaube, dein Onkel hat recht, was Atisi betrifft. Siehst du dort drüben diesen goldenen Chevy mit der eingebeulten Tür?« Er zeigte auf einen Wagen, der zwei Parkreihen weiter hinter Kayes Jeep stand. »Er gehört Atisi. Als ich Northridges Pickup mit dem Schriftzug vor der Bingohalle entdeckte, stand dieser Chevy genau daneben. Er war mir aufgefallen, wegen seiner ungewöhnlichen Farbe und der Beule.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Kaye.
    »Nichts.« Will kletterte auf den Beifahrersitz des Jeeps. »Ich will nicht derjenige sein, der Marias Yazzies Leben zerstört.«
    Großvater Sam ließ Josef Yazzie erneut einen Heilgesang für sich singen. Diesmal war es der Navajo Wind Way , der bei Kaktusansteckungen gesungen wurde. Die Symptome waren Jucken am ganzen Körper oder eben Augenleiden. Außerdem wünschte sich Sam noch den Enemy Way , den Feindweg, der gesungen wurde, wenn man mit jemandem in Kontakt gekommen war, der sich nicht im Zustand von hózhó befand.
    Yazzie tat dem alten Mann den Gefallen, riet ihm aber hinterher, es doch mit einer Operation zu versuchen, falls die Zeremonie nicht helfen sollte. Yazzie hatte seine Meinung über Krankenhäuser geändert, seit sein Sohn dort lag und er täglich die Fortschritte sehen konnte, die Aquilars Heilung machte. Allein mit Gesängen hätte er die kaputten Beine seines Jungen nicht wieder richten können, das war dem Mann durchaus klar.
    Am Freitag, kurz bevor Kaye und Will sich auf den Weg zum Tanzfest machen wollten, rief Arthur Kingley an. Er druckste herum, und Kaye glaubte, er würde sich um die Ranch sorgen. Sie sagte ihm, dass es den Schafen und ihren Lämmern gut ginge, die Zäune umgesteckt und das Scheunendach gedeckt seinen. Kingley schwieg eine Weile, bevor er sagte: »Das heißt also, ich werde nicht gebraucht?«
    »Das heißt nichts weiter, als dass es mir gut geht«, sagte Kaye, »und dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Bleib so lange du willst, Dad. Es ist in Ordnung.«
    »Wirklich, Kleines?«
    »Ja.«
    Sie hatte das Gefühl, als ob er ihr noch etwas sagen wollte, aber als sie noch einmal »Hallo?« in den Hörer rief, hatte ihr Vater bereits aufgelegt.
    Will, der alles mit angehört hatte, amüsierte sich kopfschüttelnd. »Du warst nicht gerade freundlich zu ihm.«
    »Warum sagt er mir nicht einfach, dass er genug vom Reservat und seinen Schafen hat?«, erwiderte sie gekränkt. »Wenn er lieber in San Francisco leben möchte, dann kann er das tun.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Was soll ich sonst glauben? Drei Jahre lang hat er die Ranch höchstens mal für einen Tag verlassen und nun kommt er überhaupt nicht mehr wieder.«
    »Fehlt er dir?«
    »Nein, verdammt noch mal, aber...« Sie stockte. »Ach, ich weiß auch nicht, er ist auf einmal so anders.«
    »Dein Vater ist erst zwei Wochen weg. Vielleicht genießt er es einfach nur, alles mal vergessen zu können«, sagte Will. »Das Res ist nicht die Welt. Jedenfalls für einen bilagáana nicht«, fügte er schmunzelnd hinzu.

    Sie hatte die Hände leicht auf seine Schultern gelegt und tanzte im gleichmäßigen Takt der Trommeln. Pete Yatasi war sehr froh, dass Kaye ihn aufgefordert hatte, denn seine Freundin Nadja traute sich nicht. Sie fühlte sich immer noch als Außenseiterin im Reservat und die Bräuche der Indianer waren ihr fremd.
    Yatasi gehörte nicht zu jenen streng traditionellen Hopi, die die Feste der Navajos mieden. Der Landstreit zwischen beiden Völkern flammte zwar immer wieder mal auf, aber Pete war davon überzeugt, dass es einen Weg geben musste, um miteinander auszukommen. Auch wenn vielleicht die Hopi diejenigen gewesen waren, die zuerst auf diesem Land gelebt hatten. Auch wenn die ersten Navajos, die von Norden gekommen waren und sich hier ausgebreitet hatten, sich einen Namen als Viehdiebe und Mörder gemacht hatten. Irgendwann wurden diese Dinge zu Geschichte.
    Pete Yatasi hatte nichts gegen Indianer. Und erst recht nichts gegen Feste. »Wie geht es dir?«, fragte er Kaye, während sie sich im Takt der Trommeln bewegten.
    »Richtig gut, und dir?«
    »Mir geht es auch gut. Ich denke, Nadja und ich werden bald heiraten. Nadjas Eltern werden im Winter nicht mehr hier sein. Und sie will nur unter der Bedingung bleiben, dass sie

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