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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Auge sticht, mußt du dafür geradestehen.«
    *
    Die Tür des großen Aufbahrungssaals stand offen, weil ein unglaublicher Andrang herrschte. Grandma Mazur nahm mich sofort ins Schlepptau und drängelte sich nach vorne.
    »Das ist ja die Höhe«, sagte sie, als wir in der ersten Reihe angekommen waren. »Du hattest recht. Der Sarg ist zu.« Sie kniff die Augen zusammen. »Woher sollen wir eigentlich wissen, daß Moogey wirklich da drin ist?«
    »Das hat bestimmt jemand überprüft.«
    »Aber sicher können wir nicht sein.«
    Ich starrte sie schweigend an.
    »Vielleicht sollten wir uns selbst überzeugen«, sagte sie.
    »NEIN!«
    Die Gespräche verstummten, Köpfe drehten sich zu uns um. Ich lächelte entschuldigend und legte den Arm um Grandma, um sie notfalls mit Gewalt von der Ausführung ihres Plans abzuhalten.
    Ich senkte die Stimme und schlug einen ernsten Ton an. »Man sieht nicht in geschlossene Särge. Außerdem ist das völlig nebensächlich. Wenn Moogey wirklich verschwunden sein sollte, ist das eine Angelegenheit für die Polizei.«
    »Es könnte aber für deinen Fall wichtig sein«, sagte sie. »Vielleicht hat es etwas mit Kenny Mancuso zu tun.«
    »Du bist doch nur neugierig auf die Einschußlöcher.«
    »Das auch.«
    Ranger war ebenfalls gekommen. Soweit mir bekannt war, trug Ranger nur zwei Farben: Armeegrün und Leg-dich-nicht-mit-mir-an-Schwarz. Heute war er ganz in Schwarz erschienen, lediglich der Ohrring glitzerte im Licht. Wie gewöhnlich trug er die Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Und wie immer hatte er eine Jacke an. Diesmal war es eine schwarze Lederjacke. Es ließ sich nur darüber spekulieren, was er darunter verbarg. Vermutlich ein Waffenarsenal, das ausreichte, um ein mittelgroßes Land dem Erdboden gleichzumachen. Er lehnte entspannt an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen offen. Ihm gegenüber stand Joe Morelli, ähnlich locker und gelöst. Ein Mann schob sich an der Menschentraube vor der Tür vorbei. Er blieb stehen, sah sich um und grüßte Ranger mit einem Kopfnicken.
    Man mußte Ranger schon sehr gut kennen, um seine Erwiderung überhaupt wahrzunehmen.
    Als ich Ranger einen fragenden Blick zuwarf, formte er lautlos mit den Lippen das Wort: »Sandmann«. Der Name sagte mir nichts.
    Der Sandmann ging zum Sarg und betrachtete stumm das polierte Holz. Seine Miene war ausdruckslos. Er sah so aus, als hätte er bereits alles gesehen und als könne ihn nichts mehr erschüttern. Die Haut um seine tiefliegenden, dunklen Augen war faltig, was ihn etwas verlebt erscheinen ließ. Die schwarzen Haare hatte er mit Pomade aus dem Gesicht gekämmt.
    Er bemerkte, daß ich ihn anstarrte, und für einen Moment trafen sich unsere Blicke.
    »Ich muß kurz mit Ranger sprechen«, sagte ich zu Grandma Mazur. »Versprichst du mir, daß du nichts anstellst, wenn ich dich alleine lasse?«
    Grandma schniefte. »Willst du mich beleidigen? Ich bin schließlich alt genug, um zu wissen, wie man sich benimmt.«
    »Mach keine Dummheiten! Und wehe du versuchst, in den Sarg zu sehen!«
    »Ja, ja.«
    »Wer war der Typ, der Moogey gerade seine Aufwartung gemacht hat?« fragte ich Ranger.
    »Er heißt Perry Sandeman, aber man nennt ihn den Sandmann. Wenn du ihm in die Quere kommst, na dann gute Nacht. Er bläst dir ganz schnell das Licht aus.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Den kennt man eben. Er macht manchmal kleine Drogengeschäfte.«
    »Was treibt ihn hierher?«
    »Er arbeitet auch in der Tankstelle.«
    »In der gleichen wie Moogey?«
    »Ja. Er soll dagewesen sein, als Moogey ins Knie geschossen wurde.«
    Im vorderen Teil des Saals schrie jemand auf. Ein lautes Geräusch war zu vernehmen, ein dumpfer Knall wie von einem zufallenden Sargdeckel. Mir schwante nichts Gutes.
    Spiro kam hereingelaufen. Die Verärgerung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er marschierte los, die Menge wich zur Seite und gab den Blick auf Grandma Mazur frei.
    »Ich bin bloß mit dem Ärmel hängengeblieben«, sagte Grandma zu Spiro. »Und dann ist der doofe Deckel einfach aufgegangen. So was kann jedem passieren.«
    Grandma sah mich an und signalisierte mir mit erhobenem Daumen das OK.
    »Ist das deine Oma?« fragte Ranger.
    »Ja. Sie wollte sich nur überzeugen, daß Moogey auch wirklich in der Kiste liegt.«
    »Du hast echt klasse Erbanlagen.«
    Spiro überprüfte, ob der Sarg wieder richtig verschlossen war, und hob das heruntergefallene Blumengesteck auf.
    Ich lief hinüber, um Grandma beizustehen, aber das war nicht

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