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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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das kleinste Staubkörnchen oder Rostfleckchen war zu sehen. Onkel Sandor hatte den Wagen 1953 neu gekauft und immer perfekt in Schuß gehalten.
    »Ich halte das für keine gute Idee«, sagte ich zu meinem Vater. »Was ist, wenn er einen Kratzer bekommt?«
    »Der kriegt keinen Kratzer«, antwortete mein Vater, während er auf der breiten Sitzbank zur Seite rutschte. »Das ist ein Buick.«
    »Aber ich mag kleine Autos«, erklärte ich. »Daran wird dieses Land noch zugrunde gehen«, sagte mein Vater. »An diesen Kleinwagen. Seit wir angefangen haben, diese winzigen Autos aus Japan zu importieren, geht in Amerika alles den Bach runter.« Er schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. »Das ist noch ein richtiges Auto. Für die Ewigkeit gebaut. Ein Auto, auf das man stolz sein kann. Das ist ein Auto mit Power.«
    Ich stieg ein und starrte mit offenem Mund auf die nicht enden wollende Kühlerhaube. Also gut, die Kiste war riesengroß und häßlich, aber wenigstens hatte sie Power.
    Ich umklammerte das Lenkrad und trat mit dem linken Fuß ins Leere, bevor ich registrierte, daß es keine Kupplung gab.
    »Automatik«, sagte mein Vater. »Das amerikanische Erfolgsrezept.«
    Ich brachte meinen Vater nach Hause und rang mir ein Lächeln ab. »Danke.«
    Meine Mutter stand auf der Veranda. »Sei vorsichtig«, rief sie mir zu. »Und verriegle die Türen.«
    *
    Als Morelli und ich ins Big Jim kamen, war Ranger schon da. Er saß mit dem Rücken zur Wand, um den Raum ständig im Auge behalten zu können. Ganz der Kopfgeldjäger. Wahrscheinlich hatte er Morelli zu Ehren den größten Teil seines Waffenarsenals im Wagen gelassen und fühlte sich etwas nackt.
    Der Blick in die Speisekarte erübrigte sich. Bei Big Jim aß man Spareribs und Gemüse. Wir bestellten und warteten mit dem Gespräch, bis die Getränke serviert worden waren. Ranger lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Morelli nahm eine etwas lässigere Haltung ein. Ich hockte auf der äußersten Stuhlkante und hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, jederzeit fluchtbereit, sollten die beiden zum Zeitvertreib eine kleine Schießerei vom Zaun brechen.
    »Also«, sagte Ranger schließlich. »Worum geht es?«
    Morelli beugte sich etwas vor. Er sprach mit gesenkter Stimme und schlug einen beiläufigen Ton an. »Der Armee sind ein paar Spielzeuge abhanden gekommen. Bis jetzt ist das Zeug in Newark, Philadelphia und Trenton aufgetaucht. Wissen Sie, ob zur Zeit Army-Ware angeboten wird?«
    »Irgendwas wird immer angeboten.«
    »Es geht nicht um Erbsenpistolen«, sagte Morelli. »Es geht um Bullenkiller, Bazookas, M-16er und brandneue 9-mm-Berettas mit der Prägung ›Eigentum der US-Army‹.«
    Ranger nickte. »Ich weiß von dem Auto in Newark und dem Polizisten in Philly. Was war in Trenton?«
    »In Trenton war es der Revolver, mit dem Kenny Moogey ins Knie geschossen hat.«
    »Ehrlich?« Ranger warf den Kopf zurück und lachte. »Das wird ja immer schöner. Kenny Mancuso schießt seinem besten Freund versehentlich ins Knie. Ein Polizist, der gar nicht im Dienst ist, sondern nur tanken will, nimmt ihn fest, und dann ist die Waffe auch noch heiß.«
    »Was erzählt man sich denn so auf der Straße?« fragte Morelli. »Ist Ihnen etwas zu Ohren gekommen?«
    »Nada«,
sagte Ranger. »Hat Kenny euch was erzählt?«
    »Nada«,
sagte Morelli.
    Während wir Gläser und Besteck zur Seite schoben, um Platz für das Essen zu schaffen, verstummte das Gespräch.
    Ranger sah Morelli in die Augen. »Ich habe das Gefühl, das war noch nicht alles.«
    Morelli machte sich über seine Spareribs her und lieferte die durchaus überzeugende Imitation eines Löwen in freier Wildbahn. »Die Sachen sind in Braddock geklaut worden.«
    »Während Kenny dort stationiert war?«
    »Möglicherweise.«
    »Jede Wette, dieser kleine Scheißer hatte auch noch freien Zugang zu den Waffen.«
    »Bis jetzt könnte alles nur Zufall sein«, sagte Morelli. »Es wäre gut, wenn wir herausfinden würden, wie die Waffen verschoben wurden.«
    Ranger ließ den Blick kurz durch den Raum schweifen und konzentrierte sich dann wieder auf Morelli. »Hier weiß keiner was, aber ich kann mich ja mal in Philly umhören.«
    Auf dem Grund meiner Tasche meldete sich der Piepser. Ich kramte darin herum, aber es blieb mir schließlich nichts anderes übrig, als jedes Teil einzeln herauszufischen: Handschellen, Tränengas, Elektroschocker, Haarspray, Geldbörse, Walkman, Schweizer Offiziersmesser,

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