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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gehst, läßt er dich sicher in Ruhe.«
    Ich nickte. »Ich komme schon allein zurecht. Aber danke für das Angebot.«
    Er stand auf. »Du hast meine Nummer, wenn du mich brauchst.«
    Ich würde mich hüten.
    Er warf einen Blick auf Rex. »Soll ich dir helfen, Dracula wieder in sein Gemach zu verfrachten?«
    Ich kniete mich hin, lüpfte das Sieb und setzte Rex zurück in den Käfig. »Normalerweise beißt er nicht«, sagte ich. »Er war nur etwas erregt.«
    Morelli kraulte mir das Kinn. »Kann ich verstehen, geht mir manchmal genauso.«
    Nachdem Morelli gegangen war, legte ich die Kette vor und bastelte mir eine Alarmvorrichtung aus Gläsern, die ich vor der Tür aufstapelte. Wenn jemand hereinkam, würde er die Pyramide umwerfen und mich wecken. Außerdem hatte diese Konstruktion den Vorteil, daß sich ein barfüßiger Eindringling an den Scherben die Füße verletzen würde. Obwohl das zugegebenermaßen im November nicht sehr wahrscheinlich war.
    Ich putzte mir die Zähne, zog meinen Pyjama an, legte den Revolver auf den Nachttisch und ging ins Bett. Als erstes würde ich morgen den Hausmeister anrufen, um die Tür reparieren zu lassen, und wenn ich schon mal dabei war, würde ich ihm gleich noch ein bißchen Wandfarbe abschwatzen.
    Ich lag lange wach. Meine Muskeln zuckten vor Anspannung, und meine Gedanken ließen mir keine Ruhe. Ich hatte Morelli nichts davon gesagt, aber ich war mir ziemlich sicher, daß es nicht Sandeman gewesen war, der meine Wohnung verwüstet hatte. Unter einem der Wandsprüche, der mich der Teilnahme an einer Verschwörung bezichtigte, klebte ein silbernes K. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn ich Morelli auf das K aufmerksam gemacht und ihm den Drohbrief gezeigt hätte. Ich wußte selbst nicht genau, warum ich es nicht getan hatte. Vermutlich war es ein eher kindischer Grund, so nach dem Motto: Ätschi, bätschi, wenn du mir deine Geheimnisse nicht erzählst, erzähle ich dir meine auch nicht.
    In der Dunkelheit kreisten meine Gedanken immer wieder um dieselben Fragen. Warum war Moogey getötet worden, und weshalb war Kenny nirgendwo zu finden? Brauchte ich neue Zahnplomben?
    Ich fuhr aus dem Schlaf und saß kerzengerade im Bett. Die Sonne schien durch den nicht ganz zugezogenen Vorhang herein, und mein Herz klopfte wie wahnsinnig. Irgendwo hörte ich ein Scharren. Nun war ich hellwach, und mir wurde klar, daß ich durch das Klirren der umfallenden Gläser geweckt worden war.

6
    Ich griff nach dem Revolver und sprang aus dem Bett, doch dann wußte ich nicht weiter. Sollte ich die Polizei rufen, aus dem Fenster springen oder das Schwein an der Tür abknallen? Zum Glück wurde mir die Entscheidung abgenommen, denn ich erkannte die fluchende Stimme im Flur. Es war Morelli.
    Ich sah auf den Wecker. Es war acht Uhr. Ich hatte also verschlafen. So was passiert, wenn man die halbe Nacht kein Auge zugetan hat. Ich schlüpfte in meine Doc Martens und schlurfte in den scherbenübersäten Flur. Morelli, dem es gelungen war, die Türkette zu lösen, stand in der Diele und betrachtete das Chaos.
    Er hob den Kopf und musterte mich. »Hast du etwa in den Schuhen geschlafen?«
    Ich funkelte ihn böse an und holte Schaufel und Besen aus der Küche. Ich drückte ihm den Besen in die Hand, knallte ihm die Schaufel vor die Füße und stampfte über die Scherben zurück ins Schlafzimmer. Ich zog Jogginghosen und ein Sweatshirt über. Als ich mich in dem ovalen Spiegel über der Kommode erblickte, hätte ich beinahe laut aufgeschrien. Ich war ungeschminkt, hatte Ringe unter den Augen, und die Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab. Da ich mir sicher war, daß auch ein Kamm nicht viel ausrichten würde, setzte ich meine Rangersmütze auf.
    Als ich wieder in die Diele kam, waren die Scherben beseitigt, und Morelli kochte in der Küche Kaffee.
    »Hast du schon einmal etwas von Anklopfen gehört?« fragte ich.
    »Ich habe geklopft, aber du hast nicht aufgemacht.«
    »Dann hättest du lauter klopfen müssen.«
    »Damit Mr. Wolesky mich wegen Ruhestörung anzeigt?«
    Ich fischte die Kuchenreste aus dem Küchenschrank und teilte sie auf. Die eine Hälfte für Morelli, die andere für mich. Wir aßen im Stehen, während wir auf den Kaffee warteten.
    »Du hast nicht gerade eine Glückssträhne in letzter Zeit, Schätzchen«, sagte Morelli. »Erst wird dein Auto geklaut, dann wird deine Wohnung verwüstet, und zu allem Überfluß versucht auch noch jemand, deinen Hamster ins Jenseits zu befördern.

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