Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Stille in dem Toyota schlug mir regelrecht auf die Ohren. Eine Zeitlang hörte ich mir beim Atmen zu. Als es mir langweilig wurde, durchsuchte ich das Handschuhfach und die Kartentaschen. Ich fand nichts Interessantes. Wenn ich der Uhr am Armaturenbrett glauben konnte, war Morelli seit zehn Minuten weg. Ich trank den Milchshake aus und stopfte alle Verpackungen in die Tüte. Was nun?
    Es war kurz vor sieben. Im Bestattungsinstitut begann jetzt die Besuchszeit. Die ideale Gelegenheit, um Spiro von Looseys Schwanz zu erzählen. Leider war ich dazu verurteilt, in Morellis Wagen zu hocken und Däumchen zu drehen. Plötzlich sprang mir das Glitzern des Zündschlüssels ins Auge. Vielleicht sollte ich mir den Toyota ausborgen und einen kleinen Abstecher zum Bestattungsinstitut machen. Es wäre bestimmt nicht verkehrt, mich zur Abwechslung mal wieder um meine Arbeit zu kümmern. Schließlich hatte ich keine Ahnung, wie lange Morelli für den Papierkram brauchen würde. Womöglich saß ich noch stundenlang hier fest! Morelli wäre mir wahrscheinlich dankbar, wenn ich inzwischen an dem Fall weiterarbeitete. Andererseits würde er sicher ziemlich ungemütlich werden, wenn er herauskam und sein Wagen verschwunden war.
    Ich kramte einen schwarzen Filzstift aus meiner Tasche. Da ich keinen Zettel fand, schrieb ich Morelli eine Nachricht auf die Hamburgertüte. Ich setzte ein paar Schritte zurück, stellte die Tüte an die Stelle, wo vorher der Toyota gestanden hatte, stieg wieder ein und fuhr los.
    Das Institut war hell erleuchtet, und auf der Veranda tummelte sich eine ansehnliche Schar Trauergäste. Samstags hatte Stiva immer ein volles Haus. Da ich weder auf dem Parkplatz noch auf der Straße eine Lücke fand, bog ich in die für Leichenwagen reservierte Einfahrt ein. Ich würde nur ein paar Minuten brauchen, und außerdem würde sicher niemand einen Wagen abschleppen, in dessen Rückfenster ein Polizeiwappen klebte.
    Spiro zeigte nacheinander zwei Gemütsregungen, als er mich sah. Zum einen Erleichterung, zum anderen Erstaunen über meinen Aufzug.
    »Scharfe Klamotten«, sagte er. »Sie sehen so aus, als wären Sie gerade aus der tiefsten Pampa eingetroffen.«
    »Ich habe Neuigkeiten für Sie.«
    »Und ich für Sie.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Büros. »Kommen Sie mit.«
    Er ging durch die Eingangshalle voraus, riß die Bürotür auf und knallte sie hinter uns wieder zu.
    »Sie werden es nicht glauben«, sagte er. »Jetzt spinnt Kenny, das Arschloch, total. Wissen Sie, was er sich geleistet hat? Er ist in meine Wohnung eingebrochen.«
    Ich machte große Augen. »Nein!«
    »Doch. Ist das zu fassen? Er hat eine Fensterscheibe eingeschlagen.«
    »Warum sollte er bei Ihnen einbrechen?«
    »Weil er total wahnsinnig ist.«
    »War es auch bestimmt Kenny? Hat er etwas mitgenommen?«
    »Natürlich war es Kenny. Wer denn sonst? Nein, es fehlt nichts. Der Videorekorder ist noch da, meine Kamera, mein Geld, mein Schmuck, einfach alles. Es muß Kenny gewesen sein. Der Typ ist ein Irrer.«
    »Haben Sie den Einbruch bei der Polizei gemeldet?«
    »Was zwischen Kenny und mir gespielt wird, geht niemanden etwas an. Schon gar nicht die Polizei.«
    »Vielleicht sollten Sie sich das doch noch mal überlegen.«
    Spiro kniff die Augen zusammen und musterte mich mißtrauisch. »Ach, ja?«
    »Sie erinnern sich an den kleinen Zwischenfall gestern, die Sache mit Mr. Looseys Penis?«
    »Ja. Und?«
    »Kenny hat ihn mir mit der Post geschickt.«
    »Im Ernst?«
    »Als Eilsendung.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Die Polizei hat ihn. Morelli war dabei, als ich ihn ausgepackt habe.«
    »Scheiße!« Spiro beförderte den Papierkorb mit einem Fußtritt quer durch den Raum. »Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    »Ich verstehe nicht ganz, warum Sie sich so aufregen«, sagte ich. »Im Grunde ist es doch allein Kennys Problem. Sie haben schließlich nichts verbrochen.« Es konnte nicht schaden, ihm ein bißchen Honig ums Maul zu schmieren. Je mehr er mir vertraute, desto besser.
    Spiro hörte auf zu wüten und sah mich an. Ich hatte fast das Gefühl, hören zu können, wie sich in seinem Kopf das rostige Getriebe in Gang setzte. »Das stimmt«, sagte er. »Ich habe nichts verbrochen. Ich bin das Opfer. Weiß Morelli, daß das Päckchen von Kenny stammt? War ein Brief dabei? Ein Absender?«
    »Kein Brief. Kein Absender. Schwer zu sagen, wieviel Morelli weiß.«
    »Haben Sie ihm denn nicht gesagt, daß Kenny es geschickt hat?«
    »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher