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Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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schließlich keine konkreten Beweise. Aber eines steht fest. Da das Ding ganz offensichtlich balsamiert worden ist, wird die Polizei sicher bei verschiedenen Bestattungsinstituten Erkundigungen einziehen. Man wird wissen wollen, warum Sie den… Diebstahl nicht gemeldet haben.«
    »Vielleicht sollte ich lieber reinen Tisch machen und den Bullen sagen, was für ein durchgeknallter Irrer Kenny ist. Ich könnte ihnen von dem Finger und dem Einbruch bei mir zu Hause erzählen.«
    »Und Con? Wollen Sie ihn auch aufklären? Ist er eigentlich noch im Krankenhaus?«
    »Er ist heute entlassen worden. Er will sich noch eine Woche erholen und dann wenigstens stundenweise wieder einsteigen.«
    »Con wäre nicht sehr entzückt, wenn er erführe, daß in seinem Institut die unterschiedlichsten Körperteile verlorengegangen sind.«
    »Wem sagen Sie das? Wenn mir noch einer damit kommt, daß der Körper des Menschen heilig ist, kriege ich einen Schreikrampf. Was soll der Scheiß? Schließlich kann Loosey seinen Schwanz doch sowieso nicht mehr gebrauchen.«
    Spiro ließ sich wie ein Sack in den gepolsterten Managersessel hinter dem Schreibtisch plumpsen. Die Maske des Biedermanns war ins Rutschen geraten. Die wachsweiße Gesichtshaut spannte sich über den schrägen Wangenknochen, die vorstehenden Zähne ragten spitz unter der Oberlippe hervor. Er verwandelte sich immer mehr in eine Ratte, hinterlistig, aus dem Mund stinkend, bösartig. Schwer zu sagen, ob er das Nagetierhafte schon seit seiner Geburt oder, dank ständiger Hänseleien, erst im Laufe der Jahre erworben hatte.
    Spiro beugte sich vor. »Wissen Sie, wie alt Con ist? Zweiundsechzig. Jeder andere in seinem Alter würde längst an den wohlverdienten Ruhestand denken, jeder andere, aber nicht Constantine Stiva. Wenn ich längst eines natürlichen Todes gestorben sein werde, wird Constantine immer noch seinen Kunden in den Arsch kriechen. Er ist wie eine Schlange, deren Herz nur zwölfmal in der Minute schlägt. Er schont sich. Er saugt das Formaldehyd ein, als wäre es ein Lebenselixier. Er krallt sich aus reiner Gehässigkeit ans Leben, um mich zu ärgern.
    Warum kann er nicht Krebs haben? Was nützt mir ein Bandscheibenvorfall? An einem kaputten Rücken ist noch keiner krepiert.«
    »Ich dachte immer, Sie verstehen sich gut mit Con.«
    »Er macht mich wahnsinnig mit seinen Regeln und seinem Lieb-Kind-Getue. Sie sollten ihn mal im Balsamierungsraum sehen. So was von penibel, nicht zum Aushalten. Als ob der verfluchte Keller ein Schrein wäre. Constantine Stiva vor dem Altar der Verstorbenen. Wollen Sie wissen, was ich über die Toten denke? Ich finde, sie stinken.«
    »Warum arbeiten Sie dann hier?«
    »Weil man damit Geld verdienen kann, und weil ich das Geld liebe.«
    Fast hätte ich mich vor Ekel geschüttelt. Was für ein Einblick in Spiros schlammig schleimige Gefühlswelt, in seine dreckigen Gedankengänge. Der Mann im weißen Bestatterhemd, außen hui, innen pfui. »Haben Sie seit dem Einbruch noch einmal etwas von Kenny gehört?«
    »Nein.« Spiro wurde nostalgisch. »Was waren wir früher für gute Freunde. Kenny, Moogey und ich, die Unzertrennlichen. Dann ist Kenny zum Militär gegangen und hat sich verändert. Plötzlich ist er sich wahnsinnig schlau vorgekommen und hatte lauter grandiose Ideen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, aber daß sie grandios waren, können Sie mir glauben. Nicht, daß mir so etwas nicht auch einfallen könnte, aber ich habe zuviel anderes um die Ohren.«
    »Hat Kenny Sie an seinen tollen Plänen beteiligt? Ist für Sie etwas dabei herausgesprungen?«
    »Das kam schon vor. Kenny war unberechenbar. Der konnte einem was vormachen, ohne daß man es gemerkt hat. So ist er auch mit den Frauen umgegangen. Die Weiber standen total auf ihn.« Spiro lächelte fies. »Wir haben uns darüber totgelacht. Er hat ihnen den treusorgenden, liebevollen Freund vorgespielt, während er gleichzeitig alles gebumst hat, was ihm über den Weg lief. Kenny hatte echt ein Händchen für die Weiber. Er konnte sie sogar verprügeln, und sie sind trotzdem zu ihm zurückgekommen. Wirklich bewundernswert. Der Typ hatte was drauf. Ich habe selbst gesehen, wie er seine Tussis mit Zigaretten verbrannt und ihnen Nadeln in die Haut gestochen hat, aber sie kamen immer wieder angekrochen.«
    Mir wäre fast der Cheeseburger wieder hochgekommen. Ich wußte nicht, wer widerwärtiger war. Kenny, der Frauen mit Nadeln quälte, oder Spiro, der ihn deswegen

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