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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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hell zu färben.
    Hörner wurden geblasen. Da auch während der Nacht jederzeit ein Angriff hätte stattfinden können, war es den Kriegern nicht möglich gewesen, in Zelten zu übernachten. Die Schlachtordnung
musste unter allen Umständen eingehalten werden, damit sie sofort abwehrbereit waren, deshalb hatten sie nur auf ihren Posten einige Stunden schlafen können und wurden nun geweckt.
    »Da!«, stieß Sutis aufgeregt hervor. Er blickte nicht zum Kalathun, sondern in die entgegengesetzte Richtung. »Das Menschenheer, es ist gekommen! Offenbar haben sie es sich doch anders überlegt!«
    Verblüfft starrte auch Tharlia zu der nur mehr eine knappe Meile entfernten riesigen Armee hinüber, die sich in schnellem Marschtempo näherte. Eine große Anzahl Reiter, mehrere hundert, löste sich an der linken Flanke von der Hauptstreitmacht und kam auf sie zugaloppiert. Auf halber Strecke zogen die Reiter ihre Waffen und stießen lautes Kampfgeschrei aus.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Tharlia.
    »Das … das kann doch nicht sein«, stammelte Loton. »Sie greifen uns an!«
     
     
    Nagaron lächelte grimmig. Hoch aufgerichtet saß er im Sattel seines Pferdes und beobachtete von einem Hügel aus den Beginn der Schlacht. Sein Plan schien aufzugehen. Völlig unbemerkt hatte seine Armee sich den Zwergen im Dunkeln nähern können, und selbst als die Gefahr im Licht des heraufdämmernden Morgens für sie sichtbar wurde, waren sie viel zu schockiert, um sofort zu reagieren und ihr Heer zu formieren.
    Erst als seine durch den Verband von Obrist Valutus noch verstärkte Reiterei sie schon fast erreicht hatte, überwanden sie ihren Schock und zogen ihre Waffen, aber ihre Reihen waren chaotisch und ungeordnet.
    In Keilformation brachen die Reiter in ihre Flanke ein, eine galoppierende Woge aus Stahl, die alles niederwalzte, das sich ihr in den Weg stellte. Tief drangen sie vor, eine breite Schneise der Verwüstung hinterlassend, doch begingen sie nicht den Fehler, in tollkühner Verwegenheit so weit vorzustoßen, dass der
Feind seine Reihen um sie schließen und sie zum Stehen bringen konnte, um sie in Einzelkämpfe zu verwickeln und niederzumachen.
    Stattdessen drehten sie zur Seite ab, brachen an der seitlichen Flanke wieder aus dem Heer der Zwerge aus und erreichten freies Gebiet, viele erschlagene Zwerge und großes Durcheinander hinter sich zurücklassend. Ihre eigenen Verluste hingegen waren gering.
    Sofort formierten sie sich zu einem neuerlichen Angriff. Auch die lartronischen Fußtruppen, die in den vorderen Reihen lange Lanzen trugen, hatten den Feind nun fast erreicht.
    Völliges Chaos herrschte im Zwergenheer, alles war schon fast zu einfach. Das sollten die berüchtigten Zwergenkrieger sein, vor deren Kampfkraft einst jeder Gegner gezittert hatte?
    »Seht nur, General, da!«, rief plötzlich einer seiner Adjutanten und deutete zum Kalathun hinauf. Nagaron erkannte sofort, was er meinte, auch wenn er sich im ersten Moment auf das Geschehen keinen Reim machen konnte. Es sah aus, als habe jemand mit einer großen, unsichtbaren Nadel ein Loch in den Berg gestochen, aus dem eine dunkle Flüssigkeit quoll und einen sich rasch vergrößernden Fleck bildete. Immer weiter breitete der Fleck sich aus, als die vermeintliche Flüssigkeit an den Berghängen herabzufließen begann.
    Gut eine Minute lang starrte Vizegeneral Nagaron das merkwürdige Phänomen an, bis er endlich begriff, dass es sich um ganze Heerscharen schwarz gekleideter Gestalten handelte, die aus dem Berg hervorbrachen. Schon jetzt mussten es mehr als tausend sein, und mit jeder Sekunde wurden es mehr.
    Und er erkannte, welch einen verhängnisvollen Fehler er begangen hatte.
    Der Zwergenunterhändler hatte nicht gelogen. Die Dunkelelben, von denen er gesprochen hatte, und die sein Volk nicht einmal in der eigenen Mine hatte aufhalten können, befanden sich wirklich im Inneren des Kalathun und schickten sich nun
an, über die Städte an der Oberfläche herzufallen. Deshalb hatte Nagaron die Zwerge auch so leicht überraschen können. Ihre Schlachtordnung war allein auf den Berg ausgerichtet - mit einem Feind, der sich ihnen von hinten nähern könnte, hatten sie nicht gerechnet. Bis zuletzt hatten sie seine Armee wahrscheinlich sogar als heraneilende Verbündete betrachtet.
    »Rückzug!«, brüllte er, so laut er konnte. »Lasst sofort zum Rückzug blasen. Brecht den Angriff ab!« Hilflos blickte er sich um. »Und bringt mir eine weiße Fahne,

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