Zwergenbann: Roman
Aber Ihr werdet keine mühselige und langwierige Rückreise über Land zu bestreiten haben, sondern ich stelle euch außerdem zwei unserer Schiffe zur Verfügung. Sie sind schnell wie der Wind und werden
Euch innerhalb kürzester Zeit an Euer Ziel bringen. Möge unsere Hilfe nicht zu spät erfolgen.«
Erneut verneigte sich Warlon, genau wie seine Gefährten.
»Ich danke Euch vielmals, Herrin«, sagte er, während er sich insgeheim fragte, ob es wirklich nur um die fraglos gebotene Eile ging, oder ob er nicht gerade unter besonders geschickter Tarnung aus dem goldenen Tal der Elben hinausgeworfen wurde.
29
DIE SCHLACHT UM ZARKHADUL
»Die Belagerung aufgegeben?« Wütend schlug Nagaron mit der Faust auf den Tisch, dass mehrere zusammengerollte Karten und andere Dokumente, die darauf lagen, zu Boden fielen. »Wann ist das geschehen? Antwortet!«, blaffte der Vizegeneral Valutus an. Er war ein hochgewachsener Mann mir krausem, bereits ergrautem Haar, doch einem noch immer jugendlich wirkenden Gesicht.
»Vergangene Nacht«, berichtete der Obrist. »Es war dunkel, und da die Zwerge wie in den Vornächten keine Lagerfeuer angezündet hatten, bemerkten wir ihren Abzug erst in der Morgendämmerung.«
»Berichtet mir alles! Ich will jedes Detail hören«, verlangte Nagaron.
So sachlich wie möglich kam der Obrist dem Befehl nach, bemühte sich, sich nichts von dem anmerken zu lassen, was er empfand.
Gemeinsam mit Bürgermeister Sindilos war er dem heranrückenden Heer entgegengeritten, um den zuständigen Befehlshaber von den überraschenden Entwicklungen in Kenntnis zu setzen und über ihr weiteres Vorgehen zu beraten. Zu seinem Schrecken hatte er hier erfahren müssen, dass ein sich akut verschlimmerndes Herzleiden es General Morakow, dem Oberkommandierenden der gesamten lartronischen Streitkräfte, unmöglich gemacht hatte, das Heer weiterhin zu befehligen, weshalb er sich mit seinen Leibärzten in die Obhut des Statthalters von Gormtal begeben hatte. An seine Stelle war sein Stellvertreter,
Vizegeneral Nagaron, getreten, und seit er das wusste, zweifelte Valutus nicht daran, dass es Schwierigkeiten geben würde.
Morakow galt als klug und abgeklärt, ein Mann, der jedes Problem von allen Seiten beleuchtete und sich erst nach gründlicher Überlegung für die in seinen Augen bestmögliche Lösung entschied. Nagaron hingegen war ein Hitzkopf, der es nicht ertrug, schon seit Jahren im Schatten des Generals zu stehen, weshalb er mit aller Gewalt nach Gelegenheiten suchte, sich zu beweisen. Kein Wunder, dass er zornig über den Abbruch der Belagerung war. Die Schlacht gegen ein Zwergenheer, das eine lartronische Stadt bedrohte, wäre seine große Chance gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich schon als gefeierter siegreicher Feldherr im Triumphzug nach Teneret zurückkehren sehen.
»Zweifellos haben sie vom Herannahen unserer Armee erfahren und deshalb die Flucht ergriffen«, polterte er, nachdem Valutus geendet hatte. »Sie wissen, dass sie es nicht mit unseren ruhmreichen Streitkräften aufnehmen können.«
»Der Bote, den Königin Tharlia zu uns gesandt hat, behauptet -«
»Unsinn!«, fegte Nagaron den Einwand beiseite. »Klingt es für Euch vielleicht überzeugend, dass diese merkwürdigen Wesen, die die Zwerge aus Elan-Dhor vertrieben haben, diese - wie hießen sie doch gleich? - Dunkelelben plötzlich hunderte Meilen entfernt im äußersten Norden des Schattengebirges ebenfalls auftauchen sollen? In einer anderen Zwergenmine, die seit mehr als einem Jahrtausend verschlossen war, und das gerade jetzt, da wir mit unserem Heer nur noch einen Tagesmarsch von Clairborn entfernt stehen?« Er schnaubte verächtlich. »Ein Ablenkungsmanöver, um Zeit zu gewinnen, mehr nicht!«
»Vielleicht steckt doch mehr dahinter«, ergriff Bürgermeister Sindilos das Wort. Ihm musste der Wechsel an der Spitze der lartronischen Armee wie ein Geschenk der Götter vorkommen. Nagaron dürfte ein Mann ganz nach seinem Geschmack sein. »Diese Zwerge sind aggressiv, das haben sie bewiesen. Sie stellen
eine ständige Bedrohung dar. Nachdem man sie aus ihren Höhlen verjagt hat, haben sie sich lartronisches Land einfach angeeignet, und selbst damit geben sie sich nicht zufrieden. Sie wollen uns von hier vertreiben, von unserem eigenen Grund und Boden, und sie werden es wieder versuchen.«
»Das befürchte ich auch«, stimmte Nagaron ihm zu. »Sprecht weiter.«
»Sie müssen befürchten, dass Ihr die Belagerung einer lartronischen Stadt
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