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Zwergenfluch: Roman

Zwergenfluch: Roman

Titel: Zwergenfluch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Missfallen aber nicht anmerken. Mochte er ruhig trunken werden, das würde ihr alles nur erleichtern. »Und wenn Ihr Bedenken habt, nicht die nötige Unterstützung für unser Vorhaben zu gewinnen, so kann ich Euch Hoffnung machen. Das Haus Walortan hat große Verbindlichkeiten meinem Haus gegenüber, und Schürfmeister Torgan weiß, dass er seine Schulden auf viele Jahre nicht wird zurückzahlen können, wenn überhaupt. Notfalls werde ich dies als Druckmittel gegen ihn einsetzen.«

    »Das wäre ein starkes Argument, ihn auf unsere Seite zu ziehen«, erwiderte Tharlia. »Aber bringt ihn nicht gegen Euch auf. Durch Eure Beteiligung an dieser Verschwörung hat auch er ein Druckmittel gegen Euch in der Hand.«
    »Ich werde sehr behutsam vorgehen und erst darauf zurückgreifen, wenn es keinen anderen Weg mehr gibt.«
    Tharlia nickte zufrieden.
    »Gehen wir doch in den Garten«, schlug sie vor, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich in ein benachbartes Gewölbe. Bedeutende, längst zu Staub zerfallene Künstler aus den Glanzzeiten Elan-Dhors hatten hier aus Fels detailgetreue Nachbildungen von Blumen, Büschen und anderen Pflanzen geschaffen, zwischen denen sich kiesbestreute Wege schlängelten. Säulen waren in detailgetreue Baumstämme verwandelt worden, und die gewölbte Decke über ihren Köpfen stellte ein steinernes Blätterdach dar. Ein Gesamtkunstwerk von ungeheurer Pracht und Schönheit, das seine Wirkung auf Besucher nie verfehlte.
    In der Mitte der großen Grotte glitzerte ein Springbrunnen. Ihre Hand immer noch in Lamars, schlenderte Tharlia darauf zu. Abgesehen von ihren Schritten bildete das leise Plätschern der Fontäne das einzige Geräusch. Anmutig ließ sich Tharlia auf dem steinernen Brunnenrand nieder. Nach kurzem Zögern tat Lamar es ihr gleich. Er entdeckte, dass sich im Wasser sogar verschiedene kleine Fische aus dem Tiefenmeer tummelten. Sie streckte eine Hand ins Wasser und plätscherte damit leicht hin und her. In der Hoffnung auf einen Leckerbissen kam einer der Fische herangeschwommen, rieb sein Maul an ihren Fingern und schoss enttäuscht wieder davon, als er feststellte, dass sie leer waren.
    »Euer Heim ist wunderschön, einfach überwältigend«,
sagte Lamar. »Ihr müsst sehr stolz darauf sein. Allein dieser künstliche Garten ist ein unvergleichliches Prachtwerk.«
    »Das ist er«, bestätigte Tharlia und seufzte. »Nur leider habe ich viel zu selten Gelegenheit, dies alles zu genießen. Mein Amt, Ihr versteht...« Sie seufzte erneut. »Und auch wenn ich hier bin, spüre ich oft Einsamkeit und Leere in meinem Herzen.«
    In einer aufreizenden Geste strich sie sich eine Strähne ihres glänzenden, schwarzen Haares aus der Stirn, sich ihrer Wirkung auf ihn voll bewusst. Schon in jungen Jahren hatte sie gelernt, wie man Feuer im Herzen eines Mannes entfachte, um zu bekommen, was man wollte, wobei ihre unbestreitbare Schönheit ihr dieses Spiel sehr erleichterte. Sie war schlanker und zierlicher als die meisten anderen Zwerginnen, die den Männern in Statur und Grobschlächtigkeit kaum nachstanden, ihre Gesichtszüge feiner, und es gab nur wenige, die bei ihrem Lächeln oder einem schmachtenden Blick aus ihren grünen Augen - selten genug für ihr Volk - nicht dahinschmolzen oder zumindest angerührt waren.
    Bei Lamar gab es diesbezüglich nicht die geringsten Zweifel.
    »O Tharlia«, brach es aus ihm heraus, und erneut griff er nach ihrer Hand. »Auch ich kenne die Einsamkeit und die Leere, von der Ihr sprecht, denn auch ich fühle oft so. Schon lange bete ich Euch aus der Ferne an, und jetzt hier mit Euch zu sitzen, erfüllt mein Herz mit unbändiger Freude.«
    »Lamar, so leidenschaftlich kenne ich Euch ja gar nicht«, hauchte sie, und ihre Wangen röteten sich. Mochte er es für Freude oder Scham halten, in Wahrheit lag es an nur mühsam unterdrücktem Triumph. Alles entwickelte sich noch leichter, als sie geglaubt hatte.
    »Verzeiht, dass ich mir die Kühnheit herausnehme, so zu
Euch zu sprechen, aber ich muss einfach meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass Ihr mir gestattet, Eure Einsamkeit mit Euch zu teilen, die Leere in Eurem Herzen mit meiner Liebe zu füllen. Das Haus Tarkora steht dem Hause Lius in Ansehen und Macht kaum nach, und es hat schon früher Verbindungen zwischen unseren Häusern -«
    »Ich bitte Euch, sprecht nicht weiter«, fiel Tharlia ihm ins Wort und entzog ihm ihre Hand, insgeheim amüsiert über seine ungeschickten und gestelzten Worte. »Ihr vergesst, dass

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