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Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Titel: Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der einen und dem Ozean auf der anderen Seite. Da ist man froh, dass sowohl die Schiffe des Meeres als auch die Wüstenschiffe der Sandlinger die Stadt mit dem Zwischenland verbinden.«
    »Und es ist natürlich schlimm, wenn auf einmal eine dieser Verbindungen abreißt«, schloss Lirandil.
    »Beide Verbindungen sind bedroht«, sagte Ilbon. »Auf dem Meer von den Wassergeistern, und in der Wüste lauert sogar mehr als nur eine einzige Gefahr.« Der Whanur deutete mit seinem von kleinen grünen Schuppen bedeckten Zeigefinger auf Ambaros und stieß ein kurzes Zischeln aus, dann fuhr er fort: »Ihr habt damals erklärt, dass die ausgestreuten Kräutersamen völlig harmlos wären, da sie im heißen Wüstensand nicht gedeihen könnten.«
    »So war es ja auch«, verteidigte sich Ambaros.
    »Dennoch war auch ich damals dafür, Euch zu bestrafen«, erklärte Ilbon. »Wer leichtfertig die Wüste durch Pflanzensamen bedroht, setzt das Schicksal unserer ganzen Stadt aufs Spiel. Was wäre Hiros ohne den Handelsverkehr, und was wäre ein Wirt wie ich ohne all die Reisenden?«
    »Darf ich mal fragen, wie Ihr seinerzeit aus diesem Schlamassel wieder herausgekommen seid?«, wandte sich Arro an den Zentauren.
    »Das habe ich mich auch gefragt«, gab Ilbon zu. »Und nicht nur ich. Ich kenne viele in der Stadt, die sich sehr gewundert haben, dass Ihr sofort wieder auf freiem Fuß wart.«
    »Seid Ihr denn gar nicht verurteilt worden?«, hakte Arro neugierig nach.
    Ambaros hob die Schultern. »Nun, der Fürst von Hiros litt damals unter starken Kopfschmerzen. Ich erwähnte während der Gerichtsverhandlung, dass die elbischen Heilkräuter, die ich bei mir hatte, sehr gut dagegen helfen. Außerdem bemerkte ich noch ganz beiläufig, dass mir ein paar gute Rezepte für Heiltränke bekannt seien. Daraufhin hat der Fürst mit dem Richter gesprochen und der Richter mit dem Ankläger und der Ankläger schließlich mit mir. Man einigte sich auf einen Vergleich: Ich sollte meine Heilkräuter dem Fürsten überlassen und ihm die entsprechenden Rezepte zur Verfügung zu stellen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Euch mit der Heilkunst der Elben und der Herstellung ihrer Kräutertränke auskennt, Ambaros«, wunderte sich Lirandil. »Immerhin seid Ihr ja kein Schamane oder elbischer Heiler.«
    Ambaros zuckte erneut mit den Schultern. »Damit kenne ich mich überhaupt nicht aus. Ich habe die Kräuter einfach aufgekocht und ein paar Worte in elbischer Sprache gemurmelt. Die beherrsche ich ja, aber natürlich nicht die Elbenmagie. Doch das hat niemand bemerkt, und zum Glück besserte sich der Zustand des Fürsten von da an.«
    »Ihr scheint ja ein wahrer Glückspilz zu sein«, knurrte Saradul unter seinem Halstuch hervor.
    Dann wandte er sich an Ilbon, der schon die ganze Zeit über den maskierten Zwerg mit verstohlenen Blicken bedacht hatte: »Sagt uns, warum zurzeit keine Wüstenschiffe der Sandlinger nach Hiros gelangen.«
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Ilbon. »Aber seit ungefähr einer Woche hat kein Sandlinger-Schiff mehr hier angelegt. Unsere Wächter am Wüstenstadttor langweilen sich bereits, weil sie nichts mehr zu tun haben. So wie ich. Dabei liegt meine Herberge sehr günstig, denn schließlich muss hier jeder vorbei, der aus der Wüste zum Meereshafen will.«
    »Könnten die Wüsten-Orks dafür verantwortlich sein?«, fragte Lirandil. »Als wir vor einiger Zeit aus Ara-Duun nach Cosanien aufbrachen, hieß es, dass sie Krieg gegen die Sandlinger führen.«
    Beide Zungen schnellten gleichzeitig aus Ilbons Maul, schlangen sich für einen Moment umeinander, als wollten sie sich zu einer Kordel drehen, und verschwanden anschließend wieder mit einem schmatzenden Laut.
    »Die Wüsten-Orks führen Krieg gegen die Sandlinger?« Das Zischen, das Ilbon seinen Worten folgen ließ, klang amüsiert. »Das ist ja nichts Neues, schließlich bekriegen sie sich fast ununterbrochen. Dann versöhnen sich, führen wieder Krieg, versöhnen sich erneut, fangen wieder Krieg an und so weiter. Nein, wenn das der Grund sein sollte, hätten schon hundert Jahre lang keine Wüstenschiffe mehr in Hiros anlegen dürfen. Ihr Fernbleiben muss eine andere Ursache haben.«
    »Habt Ihr eine Vermutung?«, fragte Tomli.
    Der Whanur schüttelte den Kopf. Eine Geste der Menschen, Zwerge und Elben, die er sich offenbar angewöhnt hatte. »Nein. Aber man sagt, dass irgendein großes Unheil tief unter der Erde lauert. Die verdunkelte Sonne, das brodelnde Meer, alle heutigen

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