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Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01

Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01

Titel: Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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streckte alle viere von sich. Ein glucksender Laut entwich ihrer Kehle. Der Kutscher hatte noch versucht, das Echsengeschirr rechtzeitig zu lösen, aber das war ihm nicht mehr ganz gelungen, und so wurde der Wagen mitgerissen. Fässer, Stoffballen und Kisten mit in Salz eingelegten Wüstenkäfern schlugen zu Boden.
    Die Sänftenträger verloren das Gleichgewicht, weil plötzlich Dutzende von Menschen, Zwergen und anderen kleineren Geschöpfen gegen sie drängten, und die Sänfte kippte ebenfalls zur Seite. Der reiche Halbling Oggy Kanjid sprang noch rechtzeitig heraus, landete jedoch auf dem Rücken eines flüchtenden Laufdrachen, der dadurch ins Straucheln geriet.
    Gerade noch rechtzeitig packte das Zwergenmädchen Tomli bei den Schultern und riss ihn zur Seite. Nur einen Moment später hätte ihn ansonsten der Krallenfuß des taumelnden Laufdrachen erwischt.
    Das war knapp! , durchfuhr es Tomli.
    Er und das Zwergenmädchen flüchteten sich in eine Türnische, während andere Zwerge, Menschen und Laufdrachen in alle Richtungen davondrängten. Mehrere Dutzend Zwergenwächter rückten heran, um für Ordnung zu sorgen. Einige trugen eine Decke, die in eine stark riechende Tinktur getaucht worden war. Diese wollten sie der bewusstlosen Karanor-Echse auf die Nasenlöcher legen, um sie aufzuwecken, denn nur so konnte der Gewölbegang wieder passierbar gemacht werden.
    Eine Weile schauten Tomli und das Mädchen den Zwergenwächtern zu. Ein Rhagar mit einem Laufdrachen gesellte sich zu ihnen, wobei der Laufdrache, der zu groß für die Türnische war, unruhig davor stehen blieb. Dem Drachen gefiel es nicht, zu warten.
    »Du hast es vorausgesehen«, sagte Tomli zu dem Zwergenmädchen. »Du hast gewusst, dass der Laufdrache Schwefeldampf ausstoßen und die Echse betäuben würde.«
    »Natürlich habe ich das«, erwiderte das Zwergenmädchen. »Und anstatt dich noch länger darüber zu wundern, könntest du einfach ›Danke‹ sagen, schließlich hätte dich der andere Laufdrache um ein Haar platt getreten.«
    »Danke«, beeilte sich Tomli zu erwidern. »Ich glaube, ich habe dich schon mal in der Gasse der Gaukler gesehen. Kann das sein?«
    Sie nickte. »Ich trete dort regelmäßig auf.«
    »Du kannst die Zukunft voraussagen und mit den Augen eines anderen sehen«, erinnerte sich Tomli. »Dein Name ist Olba, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Ich war im Publikum, als du im Gewölbe der Gaukler gegen zwanzig Gegner ara-duunisches Schach gespielt und gewonnen hast. Ich heiße Tomli.«
    Olba seufzte. »Das ist doch keine Kunst«, meinte sie leichthin und wirkte dadurch etwas großspurig und angeberisch, wenn auch nur ein bisschen. »Schließlich kann ich alle Züge meiner Gegner voraussehen. Aber die Leute sind davon dennoch begeistert. Genauso wie es sie fasziniert, wenn ich jemandem sage, welche Karten er in der Hand hält, weil ich sie mir einfach durch seine Augen anschaue.«
    » › Einfach ‹ ist gut«, entgegnete der Zwergenjunge. »So häufig ist eine solche Gabe nicht, weder bei den Zwergen noch bei den Rhagar.«
    »Ich glaube, manche Laufdrachen haben sie.«
    »Quatsch!«
    »Doch, deshalb gelingt es ihnen so leicht, plötzlich auftauchenden Hindernissen auszuweichen. Ich bin mir da ziemlich sicher.«
    »Also, ich glaube, da irrst du dich. Mein Meister hat mir darüber jedenfalls etwas anderes erzählt.«
    »Dein Meister?«
    Tomli nickte. »Ich bin Lehrling bei Meister Saradul.«
    »Dann bist du der Lehrling von diesem Zaubermeister, der beim Gauklergewölbe wohnt?«
    »Ja, genau«, bestätigte Tomli.
    Das Zwergenmädchen seufzte tief und strich sich mit der Hand über das bartlose Kinn. »Der soll sehr gut sein, habe ich gehört. Leider konnte ich mir so einen Spitzenmagier nicht leisten, um mir den Bart entfernen zu lassen. Stattdessen musste ich einen preiswerten Zwergenmagier nehmen, der seine königliche Lizenz verloren und offenbar auch nie die Prüfung der zwergischen Zauberergilde bestanden hat.«
    »Ja, aber der Bart ist doch weg!«
    »Aber er kommt wieder. Immer dann, wenn ich mich zu sehr über irgendetwas aufrege. Ich kann nichts dagegen machen. Und es geht rasend schnell, so als würden die Barthaare innerhalb von wenigen Augenblicken ihr ganzes unterdrücktes Wachstum nachholen.«
    Tomli zuckte mit den Schultern, während er dabei zusah, wie die Zwergenwächter die mit der Essenz getränkte Decke der bewusstlosen Karanor-Echse über die großen, im Schlaf aufgeblähten Nasenlöcher legten.
    Was dann geschah,

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