Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
bricht hier die Hölle los. Überzeuge Yxli, dass er kommen soll! Sofort!
Alle magische Kraft, die er zur Verfügung hatte, legte er in diese Gedanken und hoffte, dass sie Arro auch erreichten. Ein Blitz fuhr dabei aus dem Zauberstab, ohne dass Tomli dies beabsichtigte, und schlug in die Gewölbedecke. Ein schwarzer Rußfleck entstand, und ein wenig Gestein rieselte nach unten, während ein erschrockenes Raunen durch die Menge ging.
Die Riesen, die ihren Halbling-Herrn gerade wieder in die Sänfte verfrachtet hatten, wären fast erneut gestolpert, und irgendwo schrie eine Karanor-Echse so laut, dass man für einen Moment das eigene Wort nicht mehr verstehen konnte.
Zu allem Überfluss glaubte ein Laufdrache, dass ihm das gleiche Recht wie Tomli zustünde, und ließ einen Feuerstrahl aus seinem Maul in die Höhe schießen, der aber glücklicherweise keinen Schaden anrichtete.
Das Gesicht des rothaarigen Zwergenwächters verzog sich zu einer Grimasse. Es lief so dunkelrot an, dass seine Haare dagegen schon beinahe hell wirkten, aber ehe er etwas sagen konnte, ergriff Olba das Wort.
»Er hat ihn erreicht«, sagte sie. »Ganz bestimmt. Der Schmied kommt gleich!«
Es dauerte quälend lange, bis der Schmied Yxli endlich auftauchte. Glücklicherweise wurde der rothaarige Zwergenwächter abgelenkt, weil es eine Prügelei zwischen ein paar Zwergen gab, die sich bei dem Gedränge gegenseitig auf die Füße getreten waren. So musste sich der Rothaarige durch die Menge schieben, und Tomli blieb eine Strafpredigt wegen der angerußten Decke erspart.
»Du kannst dich schon mal gedanklich darauf einstellen, dass man dich um deine magische Hilfe bitten wird«, sagte Olba zu ihm.
»Wie bitte?«
»Sammle schon mal deine Kräfte«, erklärte Olba. »Du wirst sie gleich brauchen.«
»Hast du das gerade vorausgesehen?«
»Nein, das ist einfach nur logisch. Schließlich kann man mitten in dieser Menge kein Schmiedefeuer entzünden, aber es könnte sein, dass man eins braucht, und ich wette, dann wird dein Zauberstab noch mal zum Einsatz kommen. Also, auf geht’s, nimm deinen Zauberstab zur Hand und überlege dir die richtige Formel, damit nicht irgendein Missgeschick passiert und wir hier alle gleich in einem großen Flammenmeer schmoren!«
Endlich näherten sich Yxli und Arro, aber sie schafften es zunächst nur bis zu dem großen Stau, der sich inzwischen gebildet hatte. Eine Gasse für den Schmied und seinen Lehrling zu bilden, war gar nicht mehr möglich. Stattdessen hoben die sich dort drängelnden Zwerge die beiden mit ausgestreckten Armen über ihre Köpfe und reichten sie weiter. Schwierigkeiten gab es nur dort, wo unter den Passanten zu viele Menschen waren, denn deren Arme waren einfach nicht kräftig genug, um einen Zwerg in der Luft zu halten.
Doch schließlich erreichten Meister Yxli und Arro ihr Ziel.
Wo bleibst du eigentlich?, erhielt Tomli in der Zwischenzeit einen ziemlich ungehaltenen magischen Ruf seines Meisters.
Saraduls Gedanken erreichten ihn auf die gleiche Weise, auf die Tomli zuvor Arro gerufen hatte, nur waren diese Gedanken sehr viel ungeduldiger und drängender, und zudem erwartete Saradul natürlich eine Antwort.
Tomli versuchte ohne die Hilfe des Zauberstabs seinem Meister ein Gedankenbild von dem Stau im Hauptgewölbe zu übermitteln. Aber er war sich nicht sicher, ob die magische Botschaft den Zaubermeister überhaupt erreichte.
Den Zauberstab wollte er auf keinen Fall zu Hilfe nehmen. Nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Schließlich wollte er nicht noch mehr Aufsehen durch ungewollt abgeschossene Blitze erregen.
»Platz da!«, rief Meister Yxli, nachdem man den Schmied und seinen Gesellen auf dem Boden abgesetzt hatte.
Seine Schultern schienen genauso breit zu sein, wie der ganze Yxli vom Kopf bis zu den großen Füßen lang war. Der hellblonde Bart war dicht und wuchs ihm fast bis unter die listig blinzelnden blauen Augen. Er trug einen Gürtel mit verschiedensten Werkzeugen. Auf dem Kopf hatte er eine Kappe, deren Leder von Saradul mit einem Zauber feuerabweisend gemacht worden war. Sein Wams war aus dem gleichen Leder. Es schützte ihn vor dem Funkenflug am Schmiedefeuer.
Sein Lehrling Arro hatte ein ebensolches Wams an und eine ähnliche Kappe auf dem Kopf, auf der allerdings das Wappen der zwergischen Schmiedemeister-Bruderschaft fehlte. Schließlich war Arro noch kein Meister und würde wohl noch ein paar Jahre zu lernen haben, bis er in die Bruderschaft aufgenommen
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