Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02
Olfalas«, versuchte Olba, dem Streit ein Ende zu setzen.
Lirandil und Saradul hatten sich schon vor geraumer Zeit unter Deck begeben. Der Zaubermeister musste sich erholen, und Lirandil wollte in Heblons Rostgoldbuch lesen. Es konnte nicht schaden, wenn er sich so viel wie möglich davon aneignete, was der alte Zwergenzaubermeister über den Weltenriss herausgefunden hatte.
Da immer wieder neue Schriftzeichen auf den Rostgoldplatten erschienen, war dieses Buch eine schier unerschöpfliche Quelle der Erkenntnis.
Olfalas hingegen war an Deck geblieben, wo er sich ausgiebig mit Ambaros unterhielt. Der Zentaur war wieder aus dem Schiffsinneren zurückgekehrt, weil es ihm dort unten zu beengt gewesen war.
Olba winkte Olfalas zu, der sich daraufhin von Ambaros verabschiedete und zu den Zwergenkindern ging. Der Zentaur schien ohnehin etwas mit einem der Matrosen besprechen zu wollen.
Wahrscheinlich würde er versuchen, dem Sandlinger weiszumachen, welche Vorzüge es hätte, wenn er sich künftig in Elbenseide kleidete, überlegte Tomli. Ambaros kam des Öfteren nach Elbiana, um dort Heilkräuter zu erstehen, die er dann auf seinen Reisen weiterverkaufte. Da war es für ihn bestimmt ein Leichtes, auch den einen oder anderen Ballen Elbenseide zu beschaffen.
»Olfalas, ist das ein Meer?«, fragte Arro den Fährtensucherschüler, der sich zu ihnen gesellte, und deutete auf das hellblaue Schimmern am Horizont.
Olfalas kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und formte mit der Hand einen Schirm, um sie vor der Sonne zu schützen.
»Das ist gar nichts«, sagte er schließlich. »Flimmernde Luft. Nichts, was ein Elbenauge täuschen könnte. Bis zur Küste ist es noch sehr, sehr weit. Wir sind ja auch gerade erst losgefahren.«
»Wie weit?«, fragte Arro enttäuscht.
»Viel weiter, als du dir vorstellen kannst. Wir werden viele Tage unterwegs sein, selbst mit diesem schnellen Wüstenschiff.« Olfalas wandte sich an Tomli. »Lirandil hat dir das Amulett gegeben, richtig?«
Tomli nickte. Er hatte es in die Tasche seines Wamses gesteckt und holte es nun hervor. »Ich trage es nicht gern bei mir«, bekannte er. »Vielleicht sollte ich zu Saradul gehen und es ihm zurückgeben.« Er hielt es hoch, damit Olfalas es sich anschauen konnte.
Olfalas besah sich das Amulett. »Nein, Lirandil wird sich etwas dabei gedacht haben, als er es dir gab.«
»Und was?«
Olfalas zuckte mit den Schultern. »Fürchtest du dich vielleicht vor der Magie dieses Gegenstands?«
»Ist schon möglich«, gab der Zwergenjunge zu. »Ich meine, mit meiner Magie ist schon so viel danebengegangen. Wenn ich bei diesem Amulett irgendeinen Fehler mache, kann das äußerst verhängnisvoll sein. Ich brauche es nur zu verlieren, dann haben wir vielleicht niemals mehr die Möglichkeit, den Weltenriss zu schließen.«
»Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen«, meinte Olfalas. »Und was deine Magie betrifft, hast du uns alle damit vor den Erd-Alben gerettet.«
Olfalas nahm Tomlis Hand mit dem Amulett und schloss die Finger des Zwergenjungen um den magischen Gegenstand. Tomli spürte das Dunkelmetall auf seiner Haut. Es fühlte sich kalt an.
»Du wirst gut darauf aufpassen«, sagte Olfalas.
»Ja«, murmelte Tomli.
Er steckte das Amulett wieder ein, aber seine Hand blieb danach in der Tasche seines Wamses, so als müsste er den Talisman festhalten, um ihn nicht zu verlieren.
Im Moment spürte er nichts von den Kräften, die in dem Amulett seit den Zeiten von Ubrak gebannt waren, und er war froh darüber. Denn diese Kräfte, das ahnte er, waren noch viel stärker als alles, was er an Magie mithilfe eines Zauberstabes zu beschwören vermochte.
Als die »Wüstenblume« bereits einige Stunden lang unterwegs war, kamen auch die Frauen und Kinder der Sandlinger an Deck. Sie waren ebenfalls goldäugig und ihre Gesichter ebenso vermummt wie die der Männer.
Die Frauen konnte man nur anhand ihrer Gestalt und der hellen Stimmen von den Sandlinger-Männern unterscheiden, denn sie trugen die gleiche Kleidung: weite Gewänder, Harnische und golden schimmernde Handschuhe, die ihre Hände wirken ließen, als bestünden sie aus purem Gold.
Die Kinder waren ebenso gekleidet, nur dass sie wie die Frauen keine Waffen trugen.
Tomli überlegte, ob die Harnische und Handschuhe vielleicht noch vor etwas anderem als Schwerthieben schützen sollten.
Er nahm sich vor, Ambaros bei Gelegenheit danach zu fragen. Der Zentaur reiste ziemlich oft mit den Sandlingern und
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