Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02

Titel: Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
war wie in der Wüste, die Ara-Duun auf viele tausend Meilen umgab.
    Stattdessen war es klamm und kalt wie in einem modrigen Grab. Die Bewohner hatten die Untertiefenstadt verlassen und sich in die höheren Bereiche von Ara-Duun geflüchtet. Nur Leuchtsteine hingen noch an kaum sichtbaren Fäden aus Spinnenseide von den Decken. Niemand hatte sie mitgenommen, und so war es immerhin einigermaßen hell.
    Aber das war nicht der Grund dafür, dass sich die blassen, lichtscheuen Erd-Alben nicht hierher trauten, die kaum sehen, dafür aber umso besser hören und riechen konnten. Sie fürchteten sich vor dem Weltenriss – genau wie die spinnenartigen Mssirr, die ansonsten jeden Bereich, der nicht mehr von Zwergen bewohnt wurde, sofort in Besitz nahmen. Aus Mssirr-Seide wurden in ganz Ara-Duun die fast unsichtbaren Fäden für die herabhängenden Leuchtsteine gemacht.
    Wie viele andere eigenartige Geschöpfe waren vermutlich auch die Mssirr durch den Weltenriss nach Ara-Duun gelangt. Dann wussten sie, was sie auf der anderen Seite des Risses erwartete, und hatten deswegen noch mehr Grund zur Furcht.
    Tomli jedoch ging mutig auf den Riss zu.
    »Lass das! Bitte!«, beschwor ihn Olba.
    »Soll ich ihn einfach packen und über der Schulter davontragen?«, fragte Arro. »Dann musst du aber meine Axt halten.«
    Tomli stand nun genau vor dem Riss, aus dem das Licht drang. Es blendete ihn, sodass er kaum noch etwas sehen konnte. Er griff in die Tasche seines Wamses und holte ein Paar Dunkelseher hervor. Das waren geschliffene, schwarz getönte Gläser, die mit einem Metallgestell verbunden waren und von den Halblingen aus Osterde auf den Märkten von Ara-Duun verkauft wurden. Sie schützten vor dem grellen Sonnenlicht in der Wüste.
    Das Amulett in seiner Hand glühte auf, als würde es schmelzen. Dabei war es keineswegs heiß.
    Tomli murmelte eine Formel.
    Hinter sich hörte er Schritte. Offenbar folgten ihm Olba und Arro.
    »Lass es, Tomli!«, rief das Zwergenmädchen. »Das wird furchtbar ausgehen!«
    Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass dem jungen Zauberlehrling bei der Ausübung seiner magischen Künste ein Missgeschick unterlief. Meister Saradul, der den Waisenjungen noch im Säuglingsalter bei sich aufgenommen hatte, war jedoch der Ansicht, das sei nicht weiter schlimm. Nur durch Irrtum gelangte man zur Erkenntnis, sagte er immer.
    Nur dieses eine Mal darf es keinen Irrtum geben!, ging es Tomli durch den Sinn.
    Auf seiner Stirn erschien ein Zeichen. Es war die gleiche Zwergenrune, die auch in das magische Dunkelmetall des Amuletts eingearbeitet war: das Zeichen von Ubrak, jenes Zwergs, der vor vielen Generationen durch ein magisches Experiment die Entstehung des Weltenrisses verursacht hatte.
    Olba fasste Tomli an der Schulter, um ihn zurückzureißen. Sie sah voraus, was er vorhatte. »Tu es nicht! Du weißt, dass Ubraks Amulett allein die Gefahr nicht bannen kann! Dein Zaubermeister hat gesagt, dass wir insgesamt sieben magische Gegenstände sammeln müssen, sonst können wir nichts ausrichten! Hörst du mich, Tomli?«
    Tomli unterbrach seine Formel, die er bisher in einem immer lauter werdenden Singsang vor sich hingesprochen hatte. Das Amulett in seiner Hand leuchtete immer wieder grell auf, verlosch und glühte erneut auf, im Rhythmus seines schlagenden Herzens – das allerdings sehr viel langsamer schlug als das eines Menschen.
    »Bis wir all diese magischen Gegenstände gefunden haben, ist es zu spät«, antwortete der Zwergenjunge auf Olbas Einwand. »Wir müssen jetzt etwas tun, das siehst du doch!«
    »Tomli, es wird schiefgehen!«
    »Und wenn wir nichts unternehmen? Was passiert dann?«
    Olba schluckte. »Ich weiß es nicht«, gestand sie.
    In Tomlis Kopf rasten die Gedanken nur so. Olba, Arro und er waren die vermutlich letzten Nachfahren des Zwergenmagiers Ubrak, der die ganze Katastrophe verursacht hatte. Wenn es stimmte, was im Buch des Zaubermeisters Heblon überliefert war, dann waren sie die Einzigen, die überhaupt etwas gegen das Unheil ausrichten konnten.
    Eine schwarze Flamme schoss auf einmal aus dem Amulett. Der Zauberlehrling erschrak. Er spürte, wie die Kräfte, die in diesem magischen Gegenstand schlummerten, erwachten, und er fragte sich, ob er überhaupt stark genug war, sie zu kontrollieren.
    Auch auf Olbas und Arros Stirn erschien nun die Zwergenrune. Das schien die Magie des Weltenrisses zu bewirken.
    Jetzt oder nie , dachte Tomli. Sonst war die Stadt verloren. Auch wenn die Macht des

Weitere Kostenlose Bücher