Zwergenkinder, Band 02 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 02
Elben hin trabten die Pferde los. Als Tomli noch einmal den Kopf wandte und zur »Wüstenblume« zurückblickte, sah er, dass außer einigen Sandlingern auch der Zentaur Ambaros an der Reling stand.
»Wohin reiten wir, Meister?«, fragte er Saradul.
»Nicht jetzt«, wehrte dieser ab.
»Und was hat der Sandlinger heute Morgen gemeint, als er davon sprach, dass dieser Ort ein …“
»Tomli!«, fuhr ihm der Zaubermeister energisch ins Wort.
»Dein Meister wird uns sicherlich bald alle einweihen«, mischte sich Lirandil beschwichtigend ein. »Vielleicht ist es tatsächlich besser, wenn die Geheimnisse zunächst unausgesprochen bleiben, bis wir den Ort erreicht haben, an dem sie bewahrt werden sollen.«
Na, großartig , dachte Tomli verärgert. Das klang ja so, als hätte Meister Saradul dem Fährtensucher zumindest schon teilweise verraten, um was es ging, doch ihn, seinen treuen Schüler, außen vor gelassen.
Entfernungen in der Wüste abzuschätzen, war gar nicht so einfach, wie Tomli feststellen musste. Eigentlich hatte er angenommen, dass sich der dunkle Felsen, den er am Morgen gesehen hatte, gar nicht so weit weg befand, aber in Wahrheit waren es wohl mehrere Meilen. Sie ritten auf ihn zu.
Wenn Tomli sich umdrehte, wurde das Schiff der Sandlinger immer kleiner und kleiner. Das war der einzige Anhaltspunkt dafür, wie lang der Weg tatsächlich war.
Je weiter sie sich dem Felsen näherten, desto eigenartiger erschien er dem jungen Zauberlehrling. Anders als die Felsmassive in der Nähe von Ara-Duun hatte dieser Brocken keineswegs die Form einer Säule, sondern war viel gedrungener, runder. Wind und Sand mussten über viele Zeitalter hinweg an ihm genagt haben.
Außerdem hatte er eigenartige Rundungen und Ausbuchtungen, und Tomli meinte, an einer Stelle sogar ein riesenhaftes versteinertes Gesicht erkennen zu können, mit zwei geschlossenen Augen, einem großen Mund und einer knollenartigen Nase. War dieser Felsen vielleicht eine Statue, die vor unvorstellbar langer Zeit geschaffen und von ungezählten Sandstürmen abgeschliffen worden war?
»Wir sollten uns beeilen!«, rief Olba plötzlich.
»Ja, ich weiß«, grummelte Saradul. »Der ungeduldige Sandlinger-Kapitän.«
»Nein, nicht deswegen«, entgegnete Olba. »Ich spreche von dem Monster, dem wir begegnen werden. Wir werden es bestimmt gleich zu Gesicht bekommen, denn es ist so groß, dass man es schon aus sehr weiter Entfernung sehen kann.«
»Nun, dann kann es sich zumindest nicht unbemerkt anschleichen«, meinte Arro.
Lirandil sah sich um. »Jedenfalls ist dies ein Ort, an dem uralte Magie zu spüren ist.« Er wandte sich an Olfalas und sagte auf Elbisch: »Du kannst hier viel lernen.«
Olfalas nickte. »Gewiss.«
Doch der Schüler des Fährtensuchers machte einen ziemlich verwirrten Eindruck.
Schließlich erreichten sie den Felsen.
»Halt!«, rief Saradul und sprang vom Rücken des Elbenpferds.
Er trug noch immer den Rucksack mit dem schweren Rostgoldbuch, doch das Gewicht schien ihm nichts auszumachen.
Tomli war darüber erleichtert, denn er nahm es als Zeichen dafür, dass sich sein Meister wirklich restlos erholt hatte. Er stieg ebenfalls vom Pferd, und die anderen taten das Gleiche.
Die Reittiere der Elben konnte man getrost sich selbst überlassen. Dass sie fortliefen, war ausgeschlossen, solange Lirandil und Olfalas ihnen nicht einen Gedanken übermittelten, der ihnen das erlaubte oder gar befahl.
»Jetzt spannt uns nicht weiter auf die Folter«, verlangte Lirandil von Saradul. »Zeigt uns das Versteck, das Ihr für das Amulett des Ubrak ausgewählt habt.«
»Nicht nur dafür«, berichtigte ihn Saradul. »Wir werden alle Gegenstände, die wir zur Schließung des Weltenrisses sammeln, hierher bringen, denn nur hier sind sie einigermaßen sicher.«
Arro stand zufällig in Tomlis Nähe und raunte dem Freund zu: »Will er diese kostbaren Dinge etwa einfach vergraben?«
»Ich sehe hier nirgends eine Höhle oder dergleichen«, ergriff Olfalas das Wort.
»Und dabei bist du doch ein Elb und siehst sonst immer alles«, amüsierte sich Saradul. Er rieb sich die Hände, dann nahm er den Rucksack ab und gab ihn Tomli, der ihn kaum zu heben vermochte. »Pass mal für einen Moment darauf auf«, verlangte er und zog seinen Zauberstab aus dem Gürtel.
Er richtete die Spitze auf den Boden, genau dorthin, wo das dunkle Gestein des Felsmassivs aus dem Sand hervorkam, und murmelte eine Formel. Seine Stimme dröhnte dabei auf eine Weise, die nur
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